VBE: Schüler werden zu sehr verwöhnt – darunter leiden die Schulleistungen

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STUTTGART. Liegt es an den Eltern, die sich ihrer Verantwortung entziehen und die Lehrer mit der Erziehung der Schüler allein lassen? Der Verband Bildung und Erziehung liefert eine neue Facette zu den zahlreichen Begründungen für das schlechte Abschneiden Baden-Württembergs beim IQB-Vergleich.

Das schlechte Abschneiden von Baden-Württembergs Schülern beim letzten IQB-Vergleich liegt nach Ansicht von Lehrern auch daran, dass sie zuhause zu sehr verwöhnt werden. «Wenn Eltern von ihren Kindern nichts mehr einfordern und nicht einmal auf das Einhalten elementarer Spielregeln im Zusammenleben bestehen, hat das auch auf das schulische Lern- und Arbeitsverhalten der Kinder und Jugendlichen einen stark negativen Einfluss», erklärte der Verband Bildung und Erziehung (VBE) am Sonntag in Stuttgart. Eltern wollten ihrem Nachwuchs finanziell einiges bieten, entwickelten aber gleichzeitig eine Scheu, etwas von den Kindern zu verlangen.

Verwöhnten Diven (und Prinzchen), von denen Eltern nicht einmal mehr das Einhalten elementarer Spielregeln fordern fällt es naturgemäß schwer, in der Schule Leistung zu erbringen. (Bild: Harlow Heslop/flickr (CC BY-SA 2.0)
Verwöhnten Diven (und Prinzchen), von denen Eltern nicht einmal mehr das Einhalten elementarer Spielregeln fordern fällt es naturgemäß schwer, in der Schule Leistung zu erbringen. (Bild: Harlow Heslop/flickr (CC BY-SA 2.0)

Statt die Lehrer bei der Erziehung der Schüler zu unterstützen, deckten Eltern die Unlust ihrer Kinder auf den Unterricht mit Entschuldigungsschreiben, die nicht der Wahrheit entsprächen. Das räche sich später meist bitter, warnte ein VBE-Sprecher.

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Nach einer Studie des Instituts für Qualität im Bildungswesen (IQB) sackt der einstige Primus Baden-Württemberg im Ländervergleich auf hintere Ränge ab: Von Platz 2 im Fach Deutsch beim Zuhören rutschten die Neuntklässler im Land auf Platz 14, beim Lesen von Platz 3 auf Platz 13 und bei der Orthografie vom zweiten auf den zehnten Rang. (dpa)

• zum Bericht: Nach IQB-Studie: Baden-Württemberg steht unter Schock – Landesrechnungshof soll helfen
• zum Bericht: Lehrerverband kontert Eisenmann: «Schreiben nach hören» nicht grundsätzlich verdammen

 

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17 Kommentare
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sofawolf
7 Jahre zuvor

Richtig. Finde ich auch.

xxx
7 Jahre zuvor

Das ist das Hauptproblem. Die Politik entzieht sich genauso der Verantwortung, indem sie die Anforderungen immer weiter absenkt, was sich spätestens bei der Lehrstellensuche oder bei Studienbeginn rächt. Das betrifft die Bildungspolitiker aber nicht mehr, sie dann schon längst schon zwei Mal wiedergewählt worden.

Erziehung zum Patriarchat gelingt übrigens auch ohne finanzielle Mittel, hat aber dieselben negativen Folgen für ein funktionierendes Zusammenleben in großen Gruppen.

Beate S.
7 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Die Scheu. etwas von Kindern zu verlangen, sehe ich nicht nur bei Eltern, sondern vielen Erziehern und sogar staatlich verordneten Wegen und Systemen.
Jetzt rächt sich die jahrzehntelange Weichspülerei der Erziehungsvorstellungen durch selbsternannte Experten und hochgelobte Bestsellerschreiber, deren Forderungen lauteten: Bloß nichts verlangen – alles erklären, bloß keine Anforderungen – das Kind lernt aus natürlicher Neugier und lustvollem Tun, bloß nicht tadeln – immer nur loben, bloß kein Strafprinzip – nur ein Belohnungsprinzip, bloß kein Zwang – nur Freiwilligkeit, bloß keine Gehorsamspflege, kein Drill, kein stupides Einüben und Auswendiglernen, bloß kein …
Die Liste ist lang und überall stehen noch immer Warnschilder vor Zwang, Fremdbestimmung oder angeblicher Überforderung.
Die Eltern sind in diesem Trauerspiel meines Erachtens nicht die Hauptschuldigen, auch wenn sie rein äußerlich am meisten auffallen. Es sind ihre Einflüsterer. Oftmals gehören sie zur ersten Generation schlecht erzogener, verwöhnter Kinder, die nur weitergeben, was sie selbst nicht nur im Elternhaus gelernt haben: Anspruchsdenken.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Volle Zustimmung !!

Friedrich M.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Liebe Beate S.,

da haben Sie den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich hätte es nicht besser formulieren können …
(…schreibt der Schulleiter eines Gymnasiums in NRW).

mississippi
7 Jahre zuvor

Oh ja, ich stimme allem zu. Dies Entschuldigungsschreiben wegen Sportunterricht, nicht angefertigten Hausaufgaben usw. Was will man von den Kindern verlangen, wenn die Eltern so sind.

mississippi
7 Jahre zuvor

Außerdem gibt es von den Eltern für alles Belohnungen. Zu viele.

GriasDi
7 Jahre zuvor

Das soll die Begründung für das Abschneiden von BW sein??? Es ist doch in allen Bundesländern so, oder irre ich mich?

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

nun, die Bremer und Berliner sind ja auch nicht schlechter geworden, die waren schon immer am Ende der Liste.

sofawolf
7 Jahre zuvor

Ich habe vor 2 Wochen mal in einer recht verwilderten 3. Klasse unterrichtet. Am Anfang der Stunde habe ich erst mal für „Ruhe und Ordnung“ gesorgt. Nein, das war nicht einfach, das war ein Kraftakt. Was ich aber sagen will, am Ende der Stunde kamen nacheinander 4 Kinder an meinen Tisch und sagten: „Heute hat es Spaß gemacht!“. Ich bin felsenfest davon überzeugt, dass sie nicht wirklich „Spaß“ meinten, denn sie hatten die ganze Zeit Englisch-Arbeitsblätter bearbeitet. Ich denke, sie können es noch nicht besser ausdrücken, aber sie meinten eher, dass sie heute mal in Ruhe arbeiten konnten – ohne Störungen.

Es gibt auch Schüler, denen das gefällt. Ich habe es nicht zum ersten Mal gehört.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Dann hatten zumindest diese Kinder mal Freude an der Schule.

Sophia St.
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Schönes, realitätsnahes Erlebnis. Danke, sofawolf, für die Schilderung!
Ich bin überzeugt, fast alle Kinder sehnen sich nach Lehrern mit Führungsqualitäten und leiden unter chaotischen Unterrichtsstunden, obwohl sie selbst dazu kräftig beitragen.
‚Seht, wie nett ich bin, bitte habt mich doch lieb und erzählt das auch euren Eltern!‘ steht oft hinter dem mangelndem Mut zur Durchsetzung von Lehrern.

m. n.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Sophia St.

Stimmt, Lehrer sind zwar keine faulen Säcke, wie immer behauptet, viele sind aber feige Säcke und konkurrieren um Beliebtheit durch endloses Verständnis, maßlose Nachgiebigkeit und kumpelhafte Anbiederung.

Stefan B.
7 Jahre zuvor
Antwortet  m. n.

Oh ja, ist leider so. Und wetten, dass etliche Schüler dann auch so tun, als hätte dieser „Kumpel“ bei ihnen einen Stein im Brett. Sie sind ja nicht blöd.
Was sie hinter seinem Rücken über ihn sagen, steht auf einem anderen Blatt.

sabine
7 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Sofawolf
genau so ist es. Ich habe zwei Kinder, 9.und 6.Klasse.Ich habe immer wieder festgestellt, dass Kinder Regeln wollen um sich sicher zu fühlen. Nur das macht ein entspanntes Lernen möglich.
Leider sind viele Lehrer lieber der Freund/in der Schüler, als für eine gute Lernumgebung zu sorgen.
einmal wurde in der Klasse diskutiert, warum der Sportlehrer nicht macht, was die Kinder wollen!!?
Da wundert es nicht, wenn Kinder machen, was sie wollen

sofawolf
7 Jahre zuvor

Danke für den Zuspruch.

sofawolf
7 Jahre zuvor

@ Sabine,

auch Ihnen danke für den Zuspruch.

Ich hatte letzten Mittwoch ein Gespräch mit einem Elternpaar, das meinte, Disziplin sei „altmodisch“, Schule solle Spaß machen. Natürlich darf Schule auch Spaß machen, wenn er sich beim gemeinsamen Arbeiten an Aufgaben einstellt. Dagegen habe ich ja nichts, aber die Aufgaben (Lernziele) stehen für mich doch im Vordergrund.

Wir müssen nicht über Lernmethoden und Lernbedingungen und die Erhöhung der Attraktivität des Lehrerberufs durch Gehaltssteigerungen reden, solange Chaos in manchen Klassen herrscht. Da lernen die trotz bester Lernmethoden und Lernbedingungen und super Gehalt für die Lehrer nämlich doch nichts (bzw. nicht viel).

Und der Hauptgrund, warum Lehrer in Teilzeit gehen, sich frühpensionieren lassen oder dauerkrank werden, ist immer noch der STRESS mit Schülern infolge massiver Unterrichtsstörungen (und Eltern, die das decken).