„Was ist nur los in Niedersachsen?“: Botschafter sieht zunehmenden Antisemitismus auch bei der GEW – Weil wiegelt ab („Einzelfälle“)

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HANNOVER. Zunehmende anti-israelische und antisemitische Tendenzen in Niedersachsen sieht der Botschafter des Staates Israel in Berlin, Yakov Hadas-Handelsman. In einem Gastbeitrag für die «Hannoversche Allgemeine Zeitung» fragt der Diplomat: «Was ist nur los in Niedersachsen?» Israel werde als Vorwand genutzt, gegen Juden zu sein. Ein Beispiel betrifft auch die GEW.

Sich als praktizierenden Juden zu outen, ist in Deutschland offenbar mittlerweile - wieder - gefährlich. Foto: James MacDonald / flickr (CC BY 2.0)
Sich als praktizierenden Juden zu outen, ist in Deutschland offenbar immer noch schwierig. Foto: James MacDonald / flickr (CC BY 2.0)

Die Affäre an der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst in Hildesheim (HAWK), an der jahrelang ein Seminar mit israelkritischen und auch antisemitischen Tönen veranstaltet wurde, sei für den israelischen Diplomaten kein Einzelfall, schrieb die Zeitung am Donnerstag. Vor einem Monat bereits hatte sich das American Jewish Committee in einem offenen Brief an den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil (SPD) ebenfalls besorgt über antisemitische Tendenzen im Land gezeigt.

Generelle antisemitische Tendenzen sieht Weil in Niedersachsen indes nicht, wie er zuletzt am Mittwochabend beim Empfang für die jüdischen Gemeinden betonte. Allerdings gebe es Einzelfälle, mit denen man sich auseinandersetzen müsse und bei denen fraglich sei, ob sie durch das Grundrecht auf Meinungsfreiheit gedeckt seien.

Der Botschafter listet in seinem Beitrag eine Reihe von Vorfällen auf. So habe Mitte November eine Gruppe in der Delmenhorster Fußgängerzone einen Infotisch aufgebaut, «um eine Abstimmung über die Zukunft des jüdischen Staates abzuhalten». «Israel ist illegal» hätten die Initiatoren das Ergebnis gleich vorweggenommen. «Einem legitimen und demokratischen Staat wurde das Existenzrecht abgesprochen – und nicht wenige Leute machten mit», schilderte der Botschafter.

Wie zuvor das American Jewish Committee nahm der Botschafter auch Bezug auf eine Ausstellung zur palästinensischen Vertreibung an der Universität Göttingen, die aus seiner Sicht «schlicht auf falscher Geschichtsschreibung» basiert. Beide griffen außerdem den Fall eines Lehrers aus Oldenburg auf, der sich in einer Boykott-Kampagne gegen Israel engagiert und darüber in einer Zeitung der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft berichtet hatte.

Zu den Sorgen der jüdischen Gemeinschaft wegen Vorfällen von Antisemitismus wollte Ministerpräsident Weil auch am Donnerstagnachmittag als Gast bei der Amtseinführung zweier Rabbiner und eines Kantors an der liberalen jüdischen Gemeinde Stellung beziehen. dpa

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Pälzer
7 Jahre zuvor

War die gefeuerte Dekanin, welche das antisemitische Propaganda-Seminar der Hochschule Hildesheim jahrelang duldete, eigentlich SPD-Mitglied?