Gute Nachricht! Hamburg investiert Milliarden in seine Schulgebäude – AfD warnt aber allen Ernstes vor einer zu freundlichen Ausstattung

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HAMBURG. Über viele Jahre rotteten Hamburgs Schulen vor sich hin. Schon 2009 konstatierte Schwarz-Grün einen Sanierungsstau von mehr als drei Milliarden Euro. Nach der Investition von rund 1,3 Milliarden Euro sieht es inzwischen an vielen Schulen wieder besser aus. Die AfD sieht dadurch allerdings die Zweckdienlichkeit gefährdet – und warnt davor, Schulgebäude zu freundlich auszustatten.

An vielen Hamburger Schulen wird gebaut. Foto: 4028mdk09 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
An vielen Hamburger Schulen wird gebaut. Foto: 4028mdk09 / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Hamburg lässt sich seine Schulen etwas kosten: Nachdem über lange Zeit kaum Geld in den Neubau und die Sanierung gesteckt worden war, hat die Hansestadt allein in den vergangenen sechs Jahren rund 1,3 Milliarden Euro in den Schulbau investiert. Noch einmal in etwa die gleiche Summe sei in den kommenden sechs Jahren eingeplant, sagte Finanzsenator Peter Tschentscher (SPD) am Dienstag. Der Opposition reicht das jedoch nicht aus: «Das ändert (…) nichts daran, dass die zur Verfügung gestellten Mittel angesichts des Schulsanierungsstaus von mehr als drei Milliarden Euro einfach viel zu niedrig sind», betonten die Linken.

Insgesamt wurde für die allgemeinbildenden Schulen den Angaben zufolge seit 2011 etwa eine Milliarde Euro ausgegeben, für die beruflichen Schulen rund 300 Millionen Euro. Dazu zählten etwa der Bau oder die Sanierung der Kantinen an mehr als 200 Schulen, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD). Allein im vergangenen Jahr seien zudem 25 Sporthallen neu gebaut oder saniert worden. Die Fläche der im vergangenen Jahr geschaffenen oder renovierten Unterrichtsflächen bezifferte Rabe auf mehr als 150 000 Quadratmeter, was in etwa 20 Grund- und acht großen weiterführenden Schulen entspreche.

Nach Angaben des Finanzsenators stehen in diesem Jahr im Bereich Schulbau bislang rund 40 Projekte mit einem Gesamtvolumen von mindestens 400 Millionen Euro auf dem Programm – nach knapp 450 Millionen Euro im vergangenen Jahr. «Wir schaffen hohe Immobilienwerte, die wir für Jahre und Jahrzehnte nutzen werden», sagte Tschentscher. Nicht jedes Gebäude habe danach die Note eins, aber keines mehr die Note fünf oder sechs, beschrieb Tschentscher den Zustand der Schulen. Im Schnitt lägen die Schulen dann bei der Note zwei bis drei. «Das sind gute Schulen. Da kann man sehr gut unterrichten.»

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Die Finanzierung läuft über ein sogenanntes Sondervermögen Schulbau. Dazu ging 2010 – noch zu Zeiten der schwarz-grünen Koalition – ein privatwirtschaftlich organisiertes, städtisches Unternehmen an den Start. Dieser Landesbetrieb Schulbau Hamburg kümmert sich seither um den Bau und die Bewirtschaftung von Schulen, leitet Bauprojekte, plant und nimmt Kredite auf. Seine Einnahmen generiert der Landesbetrieb über die Vermietung der Schulimmobilien an die Schulbehörde, die ihrerseits wiederum über den Haushalt finanziert wird. Nach Überzeugung des rot-grünen Senats ist die Schulbau Hamburg inzwischen bundesweit Vorbild. Bei ihrer Gründung kritisierte die SPD – damals noch in der Opposition – das Sondervermögen als einen Schattenhaushalt, in dem neue Schulden versteckt werden sollen.

Die CDU-Schulexpertin Karin Prien kritisierte unter anderem, dass die von der Schulbehörde gezahlte Miete die entstehenden Kosten nicht decke und jedes Jahr ein Minus von rund 30 Millionen Euro auflaufe. «Außerdem ist überhaupt noch nicht geklärt, wie die Investitionen ab 2020 finanziert werden sollen.» Wegen der Schuldenbremse sei dann eine Finanzierung über Kredite nicht mehr möglich.»

Die AfD erinnerte im Zusammenhang mit den Kosten an Kriterien der Zweckdienlichkeit. «Eine förderliche Lernumgebung zeichnet sich nicht unbedingt dadurch aus, klassische Unterrichtsräume durch riesige begehbare Wohnzimmer mit Sofas und Chill-Ecken zu ersetzen, wie es an einigen Hamburger Berufsschulen bereits realisiert wurde», erklärte deren schulpolitischer Sprecher Alexander Wolf. Schulisches Lernen heiße auch, sich ohne Ablenkung und unmittelbare Aussicht auf Belohnung für eine längere Zeit an einem Arbeitsplatz zu konzentrieren. Und der darf offenbar nicht allzu freundlich sein. Wolf: «Der Senat sollte nicht den Fehler begehen, den Verlockungen trendiger Architekten zu sehr auf den Leim zu gehen.» dpa

 

 

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14 Kommentare
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Christoph
7 Jahre zuvor

Die AfD warnt nicht vor einer „zu freundlichen Ausstattung“, sondern vor der Kuschelpädagogik. Alles muss bunt, plüschig und rosa sein damit sich alle wohlfühlen. Lernen darf nicht anstrengen sondern muss total hip sein und immer Spaß machen. Kein Wunder, dass der Nachwuchs nur noch faul ist und lieber einen Joint durchzieht. Wie war das noch mit mehr Drogen an Schulen? Bald werden die Hanfpflanzen direkt im Biounterricht angebaut. Wäre doch eine zusätzliche Einnahmequelle um die Schule zu sanieren und den Steuerzahler zu entlasten.
Ich kann an der AfD Kritik nichts Falsches entdecken.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph

Genau. Grau, einfarbig und betonhart sollte Pädagogik schon sein – und das muss sich natürlich auch im Schulgebäude spiegeln. Kein Wunder angesichts all der Kuschel- und Weicheipädagogik, dass „der“ Nachwuchs (natürlich alle) „nur noch faul“ ist und den ganzen Tag kiffend auf den Schulsofas herumflezt.

Oder ist es vielleicht doch die AfD, die offenbar ein paar Pillen/Schnäpse zu viel geschluckt hat – und einen Schulalltag halluziniert, den es in der Realtität nirgends gibt?

Wann waren Sie denn zuletzt in einer Schule, Christoph?

Christoph
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Man brauch sich doch nur mal die Artikel zu Hamburg und den „von oben korrigierten“ Noten anschauen. Alles wird entwertet und die Abiturnoten werden total inflationär verteilt. Mehr 1.0 Abis als sonst. Das kommt doch nicht von ungefähr. Und gleichzeitig werden die Studenten immer unfähiger zu studieren. Eben weil die Schule nicht mehr fordert sondern Hinz und Kunz die Einsen hinterher geschmissen werden.
Lernen muss KEINEN Spaß machen und total bunt wohlfühlmäßig sein.
Die ganze Entwicklung geht völlig in die falsche Richtung.

F. H.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph

Ihren beiden Kommentaren kann ich nur zustimmen, Christoph.

beobachter
7 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph

„Mit der Schule ist es wie mit der Medizin, sie muss bitter schmecken, sonst nützt sie nichts.“

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  beobachter

Ich hoffe und denke, beobachter, das war ironisch gemeint.

Ansonsten stelle ich fest, dass hier mal wieder Blinde von der Farbe schreiben – dass Leistung und Motivation zusammengehören, dass Kinder keine kleinen Lernsoldaten sind, dass Schulen heute überwiegend im Ganztag arbeiten (und deshalb natürlich auch ihre Ausstattung für einen Aufenthalt den ganzen Tag über geeignet sein muss – Stichworte: Pausen, Selbstlernzentren, rhythmisierter Ganztag), davon scheinen diese selbsternannten Primitiv-Pädagogen noch nie etwas gehört zu haben.

F. H.
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

Fragt sich, wer der Blinde ist. Leistung braucht nicht nur Motivation, sie selbst ist auch Motivation. Es soll Menschen geben, denen es Freude macht, Leistung zu erbringen und sich als Leistenden wahrzunehmen.
Das Wort „Lernsoldaten“ ist für mich völlig fehl am Platz, weil ich vermutlich eine viel positivere Einstellung zum Leistungsgedanken habe als Sie.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  F. H.

Leistung ist Motivation? Dann ist ein Apfel Apfelmus.

F. H.
7 Jahre zuvor
Antwortet  F. H.

@Anna
Dann versuchen wir’s mal über die Migranten, für die Sie sich immer stark machen.
Glauben Sie auch bei denen, dass sie nichts leisten wollten, wenn die Motivation nicht über andere Schienen wie der des Gelderwerbs komme?
Immer wieder höre und lese ich, Migranten wollten keine Geschenke, sie wollten einen Arbeitsplatz, etwas leisten und sich vollwertig fühlen. Geld sei zwar auch wichtig, entscheidender für die Selbst- und Fremdanerkennung sei aber der Wunsch, gebraucht und nicht nur durchgefüttert zu werden. Nichts sei für sie schlimmer als den lieben langen Tag rumzugammeln und sich als Nichtsnutz zu fühlen. Sie brauchten wie jeder Mensch Leistung durch Forderung und Anforderung.
Etwas leisten zu wollen ist eine starke Motivation, auch bei Kindern. Kinder lieben geradezu den Leistungsgedanken und suchen ständig Wettspiele oder -kämpfe um ihre Leistung aneinander zu messen.

Wer das bestreitetl, hat nicht begriffen, was Leistung für das Mensch- und Kindsein bedeutet.
Sie sehen Leistung offenbar als reine Last, zu der sich Kinder nur aufraffen können, wenn sie versüßt wird.
Leistung zu mögen und sogar zu lieben, scheint Ihnen ein fremder Gedanke zu sein.

Anna
7 Jahre zuvor
Antwortet  F. H.

Leistung ist notwendig, um etwas zu erreichen. Und wenn man es erreicht, hat man Erfolg. Kinder mögen (wie alle Menschen) Erfolg. Und dafür sind sie auch bereit, sich einzusetzen. Sie sind dann motiviert. Kein Mensch liebt aber Leistung, wenn er dauernd scheitert. Leistung ist eben kein Selbstzweck.

Ergo: Es geht um Selbstbewusstsein. Kinder, die sich zutrauen, einen Erfolg auch erreichen zu können, sind leistungsbereit. Markige Sprüche á la „Leistung macht Freude“ und „Lernen muss keinen Spaß“ machen, sind einfach nur platt und nützen niemandem.

beobachter
7 Jahre zuvor
Antwortet  Anna

„In dem von mir verfassten Buche ‚Die Gerechtigkeit des Lehrers unter besonderer Berücksichtigung der höheren Lehranstalten‘ habe ich ausgeführt…“

Filmzitate jeweils von Prof. Crey, genannt Schnauz aus der Feuerzangenbowle

Und wenn bestimmte Politiker „Zurück in die Zukunft“ wollen, dann passen diese klassischen Zitate doch ganz gut.
(Obwohl: Wenn ich den Film sehe, muss ich immer noch schmunzeln- bei den politischen Äußerungen dieser „Partei“ eher nicht.)

Pälzer
7 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph

Christoph, Sie haben den Zweck der Überschrift nicht verstanden. Es handelt sich darum, schlechte Nachrichten über die AfD zu senden und damit gegen Rechts zu kämpfen! Was soll die kleinliche inhaltliche Argumentation??

timo
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Prima beobachtet und auf den Punkt gebracht!

Ignaz Wrobel
7 Jahre zuvor
Antwortet  Christoph

Christoph

Natürlich nicht. Sie waren am Wochenende auch beim Treffen der nationalen Patrioten Europas in Koblenz.