Intelligente Grundschüler sind nicht moralischer – Psychologen raten Lehrkräften: Genauso erziehen!

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FRANKFURT/MAIN. Von intelligenten Kindern wird oft erwartet, dass sie sich auch besonders anständig verhalten. Zu Unrecht: Das moralische Denken von Kindern entwickelt sich unabhängig von ihrer Intelligenz. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung (Dipf) in Frankfurt. Sie haben dafür 129 Sechs- bis Neunjährige untersucht. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift «Frontiers in Psychology» veröffentlicht.

Intelligente Kinder sind nicht empathischer. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)
Intelligente Kinder sind nicht empathischer. Foto: r. nial bradshaw / flickr (CC BY 2.0)

Die Grundschulkinder mussten zunächst einen standardisierten Intelligenztest machen, um ihren IQ festzustellen. Dann wurden ihnen Bildergeschichten gezeigt, in denen die Hauptfiguren moralische Regeln brechen, zum Beispiel mit einem bedürftigen Kind nicht teilen, die Süßigkeiten von Gleichaltrigen stehlen, deren Sachen verstecken oder jemanden hänseln.

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Danach wurden die Kinder dazu befragt. Sie sollten die Taten nicht nur generell bewerten, sondern sich auch in Opfer und Täter hineinversetzen. Daraus wurden Kennziffern für moralisches Empfinden abgeleitet und mit den IQ-Werten verglichen. Das Ergebnis: «Wir konnten keinen Einfluss der Intelligenz auf das moralische Denken von Kindern, also auf ihre moralischen Urteile und Gefühle, feststellen», erläuterte Hanna Beißert, die verantwortliche Wissenschaftlerin.

Allerdings gelte dieses Ergebnis nur für Grundschulkinder, betonte Beißert. Andere Studien, die mit Jugendlichen und Erwachsenen durchgeführt wurden, hätten durchaus einen Zusammenhang zwischen Intelligenz und moralischen Urteilen festgestellt. Für Lehrer und Erzieher leitet sie aus der Studie folgende Rat ab: «Wir können sagen, dass auch besonders intelligente Kinder die gleiche Unterstützung in ihrer Moralentwicklung brauchen, wie ihre weniger intelligenten Altersgenossen.»

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4 Kommentare
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Axel von Lintig
7 Jahre zuvor

129 Schüler, Wahnsinn !

Da hat man ja richtig valide Ergebnisse.
Das zeichnet deutsche, pädagogische Forschung aus.
Aber warum sollten Ergebnisse eines gemessenen Intelligenz-Testes Einfluss auf das Sozialverhalten eines Kindes haben ?
Warum sollte da eine Korrelation bestehen im Sinne von Ursache und Wirkung ?
Das wäre doch nur bei einem Vergleich unterschiedlicher Erziehungsmodelle, wie autoritär gegen verständnisvoll, vertrauend möglich.

GriasDi
7 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

In der Hirnforschung werden Ergebnisse mit 30 – 60 Probanden veröffentlicht und als große Erkenntnis verkauft.

Axel von Lintig
7 Jahre zuvor

Grias Di

„Studien “ mit 30 -60 Probanden sind schon von der Zahl viel zu niedrig, um irgend eine valide Aussage zu treffen.
Zur Erstellung medizinischer Leitlinien werden wesentlich größer Gruppen untersucht.
Welche Studien sind das, die sie da ansprechen.
Handelt es sich um die medizinische Hirnforschung ?
Es ist zu fordern, dass im Bereich der Schulpädagogik ähnlich wie in der Medizin gearbeitet wird. Herr Professor Dr. Dollase hat das Problem hier im Forum bereit angesprochen.
Führende Köpfe in der Schulpädagogik wollen sich nicht dem Diktat einer wissenschaftlichen Prüfung ihrer Methoden unterziehen.Da hat man einfach Angst davor an Einfluss zu verlieren.
Aber wie soll sich denn sonst die Situation für die Lehrer, Schüler und die Eltern bessern.
Es kann so nicht weitergehen wie bisher.

Axel von Lintig
7 Jahre zuvor

GriasDi

siehe Kommentar zur Hirnforschung