Kehrt Bayern doch vollständig zurück zu G9? Nach Gesprächen weisen alle Zeichen darauf hin

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MÜNCHEN. Es wird eine der wichtigsten landespolitischen Entscheidungen dieser Legislaturperiode sein: Wie geht es weiter am Gymnasium, mit G8 oder G9? Nun haben die entscheidenden Gespräche begonnen.

Mehr als drei Stunden hat sich Ministerpräsident Horst Seehofer am Donnerstag in der Staatskanzlei mit den Spitzen von Bildungsverbänden über die Zukunft des Abiturs ausgetauscht. «Es war eine sehr gute Atmosphäre mit einer sehr positiven Grundstimmung», sagte der Vorsitzende des Philologenverbandes Michael Schwägerl im Anschluss nach Angaben seines Sprechers. Er habe in der Anhörung deutlich gemacht, dass die Philologen weiter an ihrer Forderung nach einer Rückkehr zum regulären Abitur nach neun Jahren, mit der Möglichkeit zur Verkürzung, festhalten.

An dem Gespräch hatten neben Seehofer und Kultusminister Ludwig Spaenle (beide CSU) auch Vertreter der Direktorenvereinigung, der Landeselternschaft und des Landesschülerrates teilgenommen. Sie alle sind für eine Abkehr des Abiturs nach acht Jahren. Dem Vernehmen nach ging es in dem «sehr detaillierten Gespräch» insbesondere um offene Fragen zur Erstellung eines neuen Lehrplanes. Dadurch soll der Stress und Leistungsdruck bei Schülern und Lehrern gesenkt werden.

Auch die Opposition im Landtag ist für eine Abkehr vom sogenannten Turbo-Abitur. «Diese Schulzeitdebatte muss endlich ein Ende haben – wir brauchen ein qualitativ hochwertiges G9 und keinen billigen Kompromiss zwischen Befürwortern und Gegnern», sagte Thomas Gehring, bildungspolitischer Sprecher der Landtags-Grünen zur Gesprächsrunde. Er forderte ein nachhaltiges und reformiertes Gymnasialkonzept für Bayern. Es dürfe keine Rückkehr zum alten G9 geben. Das G8 war im Schuljahr 2004/2005 eingeführt worden.

Das achtjährige Gymnasium (G8) kommt nicht aus der Kritik. Foto: Patrick Rasenberg / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Das achtjährige Gymnasium (G8) kommt nicht aus der Kritik. Foto: Patrick Rasenberg / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Innerhalb der CSU ist die Frage nach dem Abitur der Zukunft dagegen keinesfalls so klar. Insbesondere in der Landtagsfraktion gibt es viele Befürworter der aktuellen Variante. Sie fürchten unter anderem die Kosten durch die Umstellung, ohne im Gegenzug eine Garantie für einen dauerhaften Schulfrieden zu erhalten.

Bereits an diesem Freitag ist in der Staatskanzlei die nächste Gesprächsrunde zum Abitur angesetzt. Dann wollen Seehofer und Spaenle mit Vertretern der kommunalen Spitzenverbände insbesondere über die Kostenfrage sprechen. Städtetag und Landkreistag – damit eigentlich alle Kommunen – haben sich ebenfalls für das G9 ausgesprochen, fordern aber bei der Umsetzung strikt die Anwendung des sogenannten Konnexitätsprinzips. Demnach muss das Land die Kosten übernehmen. Von der Rückkehr zum G9 wären große Städte stärker betroffen. So heißt es etwa, München müsse drei neue Gymnasien bauen, Nürnberg eines.

Anfang der kommenden Woche wollen Seehofer und Spaenle dann mit Vertretern der CSU-Landtagsfraktion sprechen. Ob dann schon eine Entscheidung fallen wird, ist offen. Bislang deutete sich in der CSU eine Tendenz zu einem reformierten G9 an. Nachdem die Kritiker sich zuletzt aber wieder lautstärker zu Wort meldeten, gilt der Ausgang der Debatte in der Fraktion als völlig offen. dpa

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Wolfgang Kuert
7 Jahre zuvor

Auszug Passauer Neue Presse, 03,03,2017

. Innerhalb der CSU-Landtagsfraktion werten die Gegner des umstrittenen Abiturs nach acht Jahren (G8) die positive Grundstimmung als klares Indiz für eine baldige Rückkehr zum G9. „Es geht nur noch um das „wie“ und „wann“, nicht aber um das ob“, sagte ein Abgeordneter, der lieber anonym bleiben wollte.

Pälzer
7 Jahre zuvor

Alte Indianer-Weisheit (vermutlich Häuptling Seattle): wenn du erkennst, dass du ein totes Pferd reitest, steig ab.

xxx
7 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Bei der Einführung von G8 wurde ein von den Anlagen her gesundes Pferd (siehe Resteuropa und die Ostbundesländer, die nicht auf G9 umstellten) total überladen und die Sporen viel zu tief ins Fleisch gedrückt, weil es nicht schnell genug ritt. Kein Wunder, dass es gestorben ist. Das ist allerdings schon etliche Jahre her. Geschimpft wurde aber so gut wie nie über die Anlagen, sondern nahezu ausschließlich über die Beladung und die Sporen.