Junge verlässt Berliner Schule wegen antisemitischer Anfeindungen

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BERLIN. Zunehmende Beleidigungen bis hin zu tätlichen Angriffen erlebte ein 14-jähriger an einer Berliner Gemeinschaftsschule, nachdem er vor einigen Monaten gegenüber seinen Klassenkameraden seine jüdische  Religionszugehörigkeit geäußert hatte. Jetzt hat die Familie ihr Kind von der Schule genommen. In einem offenen Brief zeigt sich die Schulleitung entsetzt.

In einem offenen Brief hat sich die Leitung einer Berliner Gemeinschaftsschule entsetzt über einen antisemitischen Vorfall an ihrer Schule gezeigt. Ein 14-jähriger jüdischer Mitschüler hat die Gesamtschule Friedenau verlassen, nachdem ihn Mitschüler wegen seiner Religionszugehörigkeit mehrfach beleidigt und schließlich angegriffen haben sollen. Die Mutter des Jungen hatte der englischsprachigen Zeitung «The Jewish Chronicle» von dem Vorfall berichtet. Auch der «Tagesspiegel» (Samstag) berichtete darüber.

Sich als praktizierenden zu outen, ist in Deutschland offenbar mittlerweile - wieder - gefährlich. Gegen die Täter hat die Schule Strafanzeige erstattet. Foto: James MacDonald / flickr (CC BY 2.0)
Sich als Juden zu outen, ist in Deutschland offenbar mittlerweile – wieder – gefährlich. Gegen die Täter hat die Schule Strafanzeige erstattet. Foto: James MacDonald / flickr (CC BY 2.0)

Die Schulleitung teilte auf ihrer Internetseite mit, dass sie gegen die mutmaßlichen Täter Strafanzeige erstattet habe. Außerdem wolle sie schulische Ordnungsmaßnahmen gegen die Jugendlichen einleiten. Laut «Tagesspiegel» haben an der Schule etwa 75 Prozent der Schüler eine andere Muttersprache als Deutsch, viele kommen aus türkischen oder arabischen Familien.

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Der jüdische Schüler soll bereits vor einigen Monaten von Mitschülern beleidigt worden sein, nachdem er von seiner Religionszugehörigkeit berichtet hatte, wie «The Jewish Chronicle» schrieb. «Du bist eigentlich ein cooler Typ, aber ich kann nicht mit dir befreundet sein», soll einer der Mitschüler gesagt haben, sowie: «Juden sind alle Mörder.»

Schulleiter Uwe Runkel bestätigte dem «Tagesspiegel» lediglich den ersten Teil der Aussage. Vor rund zwei Wochen hatten den Berichten zufolge dann zwei Mitschüler den 14-Jährigen an einer Bushaltestelle in den Schwitzkasten genommen und mit einer Spielzeugpistole Plastikteile auf ihn geschossen. «Leider ist das kein Einzelfall, wir hören immer wieder von solchen Angriffen», sagte Levi Salomon, Sprecher und Koordinator des Vereins Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus, dem «Tagesspiegel». (dpa)

• Schulhomepage (mit dem offenem Brief)

„Der Einfluss der Salafisten steigt“: Jüdischer Schülersprecher tritt nach Drohungen zurück

 

 

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2 Kommentare
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Pälzer
6 Jahre zuvor

Ähnliches ist leider schon öfter berichtet worden. Hat aber nichts mit dem Islam zu tun.

Pälzer
6 Jahre zuvor
Antwortet  Pälzer

Die Wirklichkeit überholt die Satire. Der letzte Satz war als Karikatur dummer Sprüche gemeint, aber die Leiterin des bundesweiten Projekts „Schule ohne Rassismus“, Sanem Kleff, behauptete das tatsächlich.
https://www.welt.de/vermischtes/article163337123/Antisemitismus-ist-wieder-hoffaehig-die-Hemmungen-sind-gefallen.html