Zweifel an der Ditib verzögern Einführung des islamischen Religionsunterrichts

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STUTTGART. Der islamische Religionsunterricht soll kommen. Darüber sind sich mit Ausnahme der AfD eigentlich alle Landtagsparteien in Baden-Württemberg einig. Doch dafür gibt es nicht genug staatliche Lehrer.

Die Einführung eines regulären Islamunterrichts an Schulen in Baden-Württemberg zieht sich weiter hin. Er könne nur mit verlässlichen Partnern und an deutschen Hochschulen dafür ausgebildeten Lehrern angeboten werden, sagte der Staatssekretär im Kultusministerium, Volker Schebesta (CDU), im Stuttgarter Landtag. Die Trägerschaft soll von mehreren muslimischen Verbänden übernommen werden. Bedenken gibt es vor allem gegen den Dachverband der Moscheegemeinden Ditib. Es dürfe keine Indoktrination durch die Hintertür geben, sagte der CDU-Politiker.

Die Trägerschaft des islamischen Religionsunterrichts soll von mehreren muslimischen Verbänden übernommen werden; Foto: Suzanne Chapman / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Die Trägerschaft des islamischen Religionsunterrichts soll von mehreren muslimischen Verbänden übernommen werden; Foto: Suzanne Chapman / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Wegen des Einflusses der türkischen Behörden steht Ditib zunehmend in der Kritik. Der Moscheeverband gilt als größter Zusammenschluss von Moscheegemeinden in Deutschland. Redner von CDU, Grünen, SPD und FDP verwiesen in der Debatte darauf, dass der entsprechende Religionsunterricht auch der Integration diene.

Dafür werden mehr Lehrer gebraucht als bislang ausgebildet sind. «Die Nachfrage nach ausgebildeten Lehrkräften für islamischen Religionsunterricht im Rahmen des Modellprojekts übersteigt bei weitem die vorhandenen Bewerberzahlen», teilte das Kultusministerium auf eine Anfrage der Liberalen mit. Seit dem Schuljahr 2006/2007 läuft in Baden-Württemberg ein Modellprojekt zum islamischen Religionsunterricht. Derzeit nehmen daran rund 5900 Schüler an 93 öffentlichen Schulen teil.

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In Niedersachsen, wo es bereits islamischen Religionsunterricht gibt, betonte indes Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD), der Unterricht werde an staatlichen Schulen ausschließlich von staatlichen Lehrkräften gegeben. «Es ist falsch zu behaupten, es gebe einen Einfluss der Türkei auf den islamischen Religionsunterricht», sagte Heiligenstadt im Landtag. Alle niedersächsischen Lehrkräfte würden vom Land eingestellt und bezahlt, es gebe im Landesdienst keine staatlich entsandten Lehrkräfte, die ihr Gehalt aus dem Ausland bekämen.

Nach Angaben der Kultusministerin werden derzeit an rund 70 allgemeinbildenden Schulen etwa 3100 muslimische Schüler von 36 Lehrkräften in islamischer Religion unterrichtet. Grundlage sei ein staatlicher Lehrplan. Der Lehrplan würde mit einem Beirat besprochen, in dem auch Vertreter der beiden islamischen Landesverbände Schura und Ditib vertreten seien. Dieser Beirat könne sich dazu äußern, ob die geplanten Inhalte mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften übereinstimmen. Er dürfe aber keine Inhalte fordern, die nicht im Einklang mit den Wertegrundlagen an staatlichen Schulen seien.

Sowohl Ditib als auch Schura hätten den Wunsch, als direkter Kooperationspartner des Landes für einen konfessionellen Religionsunterricht anerkannt zu werden, sagte Heiligenstadt. Doch für diese Anerkennung gelte die Voraussetzung, dass es keine Zweifel an der Unabhängigkeit der Organisationen von ausländischen Staaten gebe. (dpa)

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