„Unterrichtsversorgung über 100 Prozent garantieren“ – Philologen Niedersachsen loben CDU-Bildungsprogramm

11

HANNOVER. Nach Auffassung des Philologenverbandes Niedersachsen hat die CDU mit „Besser lernen und Niedersachsens Zukunft gestalten“ ein ebenso anspruchsvolles wie richtungsweisendes Grundsatzprogramm vorgelegt. Mit seinen zentralen Aussagen werden erforderliche Korrekturen an der derzeit insgesamt ideologisch ausgerichteten Schul- und Bildungspolitik der Landesregierung vorgenommen und dem von Rot-Grün vorangetriebenen Leistungsabbau sowie zu verantwortenden großen Unterrichtsausfall endlich konkrete Maßnahmen entgegengesetzt.

Der Philologenverband, so sein Vorsitzender Horst Audritz in einer ersten Stellungnahme, unterstütze diese von der CDU genannten Zielsetzungen. Er begrüße insbesondere, dass die CDU unter der Führung von Althusmann eine Unterrichtsversorgung von mehr als 100% in den Schulen erreichen und damit die Talfahrt der Unterrichtsversorgung der letzten Jahre endlich stoppen wolle.

Anzeige

An einer zugegebenermaßen derart anspruchsvollen Selbstverpflichtung von Seiten einer Landesregierung habe es bisher gefehlt; sie sei aber grundsätzlich erforderlich, wenn man wieder „guten Unterricht von gut ausgebildeten Lehrern“ ins Zentrum von Schule und damit der Schulpolitik rücken wolle. „Diese Zielsetzung gibt Eltern wie Lehrern neue Hoffnung, dass in der wichtigen Frage der Unterrichtsversorgung die trickreiche Herumeierei mit statistischen Werten bald aufhört“, betonte der Verbandsvorsitzende. Es müssten endlich Taten an die Stelle von vagen Versprechungen und Schönrederei treten, wie man das derzeit kenne, wenn die Kultusministerin die miesen Zahlen „ihrer“ Unterrichtsversorgung als „gutes Ergebnis“ verteidige.

Audritz ließ keinen Zweifel daran, dass es größter Anstrengungen bedürfe, dieses hohe Ziel einer Unterrichtsversorgung von mehr als 100% zu erreichen. Dafür sei es erforderlich, junge Menschen für den Beruf des Lehrers zu motivieren und Lehrkräfte mit besseren Arbeitsbedingungen und beruflichen Perspektiven für eine Tätigkeit in Niedersachsen zu gewinnen. „Auch in diesem Bereich“, so Audritz, “besteht in Niedersachsen ein gewaltiger Nachholbedarf.“ Zur Verbesserung der Situation gebe es im Bildungsprogramm der CDU auch hierzu bedenkenswerte konkrete Vorschläge.

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

11 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Zur Verbesserung der Situation gebe es im Bildungsprogramm der CDU auch hierzu bedenkenswerte konkrete Vorschläge.“

Hm, und welche? Das Spannendste erfahren wir nicht. 🙁

Palim
6 Jahre zuvor

Welche? Man kann sich das Programm herunterladen.

Zur 100%-Versorgung steht da unter der Überschrift „Vorfahrt für Unterricht“:
„Wir wollen daher nicht kürzen, sondern eine zielgerichtete und bessere Verteilung von Unterrichtsstunden sowie den klugen Einsatz von Lehrkräften garantieren.“
Was das konkret heißt:
„Hierbei setzen wir u.a. beim Vorbereitungsdienst auf die vollständige Ausschöpfung verfügbarer
Plätze und die Erhöhung der Zahl der Unterrichtsstunden in eigener Verantwortung.
Außerdem setzen wir auf eine Priorisierung des Pflichtunterrichts bei der Stundenzuweisung.“

Also:
– Mehr Referendare, die auch alle ausgebildet und betreut werden müssen
– Arbeitszeitkonten – „in eigener Verantwortung“
– Stundenzuweisung für den Kern der Stundentafel (der ja verändert werden kann), das könnte auch bedeuten, das sämtliche Förderstunden zusammengestrichen werden, auch alle FöS-Stunden der Inklusion (Grundversorung) und alle Stunden die in den DaZ-Unterricht für die Migranten gehen.

nächster Absatz:
„Alle Lehrerstunden, die nicht unmittelbar dem Unterricht zugutekommen, müssen wir auf den Prüfstand stellen. Unser Ziel ist es, dass andere als unterrichtliche Aufgaben von Verwaltungspersonal, pädagogischen Mitarbeitern oder Schulsozialarbeitern übernommen werden. Lehrerinnen und Lehrer sollen sich auf ihre Kernaufgabe konzentrieren: auf guten Unterricht!“

Also:
Verlagerungsstunden zusammenstreichen um Unterricht zu garantieren?
Bürokratie verlagern, damit Lehrkräfte mehr Kraft für mehr Unterricht haben (s.o. – Arbeitszeitkonto)

nächster Absatz:
„Wir werden eine unabhängige Erhebung der Lehrerarbeitszeit auf den Weg bringen, die Klarheit über die tatsächlich geleisteten Arbeitsstunden unserer Lehrkräfte gibt“
Aha.
Noch eine Studie, – es gibt bereits eine der derzeitigen rot-grünen Regierung und eine davon getrennte der GEW, beide in Zusammenarbeit mit Hochschulen (Lüneburg und Göttingen) – noch mehr Zeit, die ins Land geht, noch mehr Evaluation, Auswertung etc. …und schwupps – ist noch eine Legislaturperiode verstrichen.

Aber:
Lehrkräfte sollen im „Hausaufgabenpool“ die Erstellung der Hausaufgaben begleiten
Alle Schulen werden bis 2023 zu Ganztagesschulen

und:
Alle Schulen sollen alle erteilten und ausgefallenen Unterrichtsstunden digital erfassen
Alle Lehrkräfte und alle SchulleiterInnen werden verpflichtend zu Fortbidungen zum Thema „Unterrichts- und Schulqualität“ geschickt.
Alle Lehrkräfte „sollen künftig regelmäßig geschult und fortgebildet werden.“
„Mit einer Fortbildungsoffensive werden wir innerhalb von fünf Jahren alle Lehrkräfte in den Stand setzen, mit digitalen Medien unterrichten zu können.“

Alles andere kann sich jeder selbst durchlesen.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die gleiche heiße Luft wie sie LiLa in NRW auch verbreitet.

Die derzeitige Lehrkräfteversorgung an Schulen liegt doch nicht daran, dass die derzeitigen Regierungen nicht genügend Stellen im Haushalt verankert hätten. Nur durch den Übergang eines größeren Teiles von Lehrkräften in den Ruhestand bzw. in Altersteilzeit und zusätzlichen Bedarf durch Inklusion und Integration reicht die Zahl der potentiellen Berufseinsteiger nicht aus, um die ausgeschriebenen Stellen besetzen zu können. Es geht ja nicht um eine Kopfquote, die Stellen müssen ja auch qualifiziert – also der Ausschreibung entsprechend – besetzt werden. Und hier fehlt es an Fachlehrkräften voe allem in den Naturwissenschaften, tlw. Fremdsprachen, Musik etc..

Wenn man natürlich alle nicht qualifiziert zu besetzenden Stellen an Schulen mit Lehrkräften besetzt. die andere als die benötigten Fakulten anzubieten haben, dann wird zwar die Kopfquote erreicht und eine 100%-ige Lehrkräfteversorgung sichergestellt – nur die Pflichtstundentafel belibt weiterhin Makulatur. – Oder soll die Zahl der fachfremd unterrichteten Wochenstunden noch weiter ausgeweitet werden? Nur dann sollte man die Fachstudiengänge streichen und ein Generale für zukünftige Lehrkräfte anbieten. Schließlich sollen die zukünftigen Lehrkräfte „Kinder und keine Fäcjher unterrichten“.

Am lustigsten ist der Passus zur Erfassung des Unterrichtsausfalles. Es gibt doch so gut wie keinen Entfall. – Also dass SuS freigestzt werden, weil keine Lehrkräfte vorhanden sind. Im Regelfall wird also vertreten, Klasen oder Kurse zusammen gelegt oder in höheren Jahrgängen „EVA“ (eigenverantwortliches Arbeiten) angesetzt. Interessanter an einer solchen datenerhebung wäre ja, wie viele dieser Vertretungsstunden infolge von Erkrankungen entstehen und wie viele wegen dienstlich bedingter Abwesenheiten wie Klassenfahrten, Wandertage, Exkursionen, Projektunterricht, Betriebserkundungen, Hilfeplangespräche, Elterngespräche, Fortbildungen usw.

In jedem anderen Job macht man in solchen Fällen seinen Kalender zu und jeder weiß, dass man in diesen zeiten nicht erreichbar ist. Ob der Termin, der der Blockung zugrunde liegt privat oder dienstlich ist, ist dabei egal. Für jeden anderen Arbeitnehmer ist es „normal“ einen Untersuchungstermin während seiner Arbeitszeit vereinbaren und wahrnehmen zu können oder z.B. der Beerdigung eines Nachbarn, Bekannten oder Freundes während seiner Arbeitszeit beizuwohnen. Natürlich wird die so entfallene Arbeitszeit nachgeholt – aber in Schule?

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Nur dann sollte man die Fachstudiengänge streichen und ein Generale für zukünftige Lehrkräfte anbieten. Schließlich sollen die zukünftigen Lehrkräfte „Kinder und keine Fäcjher unterrichten.“

In gewisser Weise wäre ich dafür.

Das Berufsbild des Grundschullehrers (Klasse 1-4; ist ja nicht überall so) sollte eine grundsätzliche Befähigung für alle Fächer beinhalten, die durch Spezialisierungen „vertieft“ werden kann – in der Hoffnung neben den Fächern, die alle beherrschen müssen (Deutsch, Mathematik) in eben diesen eingesetzt zu werden.

Das unterschiede dann wiederum den Grundschullehrer vom weiterführenden Lehrer, der nur auf bestimmte Fächer spezialisiert ist (weil inhaltlich sehr viel tiefgreifender). Da würde dann auch der Unterschied wieder deutlicher werden. Die weiterführenden Lehrer sollten wiederum so ausgebildet werden, dass sie an allen Schularten problemlos unterrichten können. Das fände ich sehr sinnvoll.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Nun ist es aber so, dass in Nds. seit ca. 2000 in den Grundschulen die Vertretung ohnehin schon durch pädagogische MitarbeiterInnen übernommen wird: Grundschullehrkräfte legen selbst (Krankheit – nach angekündigter OP, Klassenfahrten, FoBi u.a.) ausgearbeitete Stunden samt Material hin, im unvorhergesehenen Krankheitsfall übernehmen die anderen Lehrkräft der Schule diese Aufgaben. Die Vertretungskräfte halten den Unterricht bzw. führen die Aufsicht. Konkret: Fahre ich auf eine Klassenfahrt, lege ich sämtlichen Unterricht, den ich in der Woche zu halten hätte, vorab vorbereitet auf den Tisch. Ist es nicht meine Klasse, ist der Umfang der Vorbereitung entsprechend höher.
In den Grundschulen in Niedersachsen fällt kein Unterricht aus, Grundschulen sind „verlässlich“, sie gewährleisten die Betreuung für 5 Zeitstunden. Lediglich bei Grippenwellen, die das halbe Kollegium betreffen, werden Klassen aufgeteilt oder andere Maßnahmen ergriffen.
Über den Einsatz der Vertretungskräfte wird ohnehin Buch geführt.

Alles andere findet überwiegend außerhalb des Unterrichts statt: jedes Hilfeplangespräch, jede Klassenkonferenz, jede andere Konferenz, jeder Elternsprechtag, jedes Elterngespräch …
(wohlgemerkt für die Grundschulen gesprochen).

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Dieser Beitrag sollte unter sofawolfs nächsten Eintrag (von 11:54 Uhr) stehen.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Das mit den Hilfeplangesprächen mit Mitarbeitern des Jugendamtes wird an Ganztagsschulen schwierig. Im regelfall sind die nach 15:30 Uhr nicht bereit termine für Hilfeplangespräche anzusetzen.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Zum fachwissenschaftlichen Studium: Wichtig finde ich, dass man nicht einfach „Schmalspur“ studiert, sondern im Studium zu einem vertieften fachwissenschaftlichen Arbeiten „gezwungen“ wird. Wer das an einigen Beispielen im Studium gemacht hat, kann diese Arbeitsweise auch auf ihn erstmal fachfremde Fächer übertragen. Das finde ich ebenso wichtig für das Studium für die Primarstufe. Gerade, wer schon so gearbeitet hat, dem wird es viel leichter fallen, sich in andere Fächer einzuarbeiten.
Nebenbei bemerkt: Als ich vor langen Jahren Lehramt für Grund- und Hauptschulen studiert habe, gab es noch eine andere Marschrichtung. Wer Abitur hat, (ich habe noch das allgemeine Abitur ohne irgendwelche Oberstufenreformen) dem ist in fast allen Fächern in der Grund- und Hauptschule zuzutrauen, dass er diese rein vom Abiturwissen her unterrichten kann bzw. dass er sich durch die im Studium erworbenen Fähigkeiten fachwissenschaftlich für diese Schulstufen einarbeiten kann. Das jetztige Abitur schaffft wohl diese Voraussetzungen nicht mehr, da ja nicht alle Fächer in der Oberstufe noch relevant sind.

sofawolf
6 Jahre zuvor

ZITAT: „Interessanter an einer solchen datenerhebung wäre ja, wie viele dieser Vertretungsstunden infolge von Erkrankungen entstehen und wie viele wegen dienstlich bedingter Abwesenheiten wie Klassenfahrten, Wandertage, Exkursionen, Projektunterricht, Betriebserkundungen, Hilfeplangespräche, Elterngespräche, Fortbildungen usw.“

Das fände ich auch interessant. Zum einen käme dabei deutlicher heraus, was wir als Lehrer neben unserer Unterrichtsverpflichtung noch alles zu tun haben (Stichwort Stundensoll). Zum anderen zeigt es womöglich, wofür alles Unterrichtszeit „verlorengeht“ (Stichwort Entschlackung der Lehrpläne).

Danke, dicke bank, für die Vorarbeit.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ Palim,

was Sie schrieben, klingt eigentlich eher nicht so attraktiv. Allerdings weisen Sie ja selbst darauf hin, dass es nur ausgewählte Punkte sind. Wahrscheinlich die, die Ihre Ablehnung von schwarz-gelb belegen (sollen).

(?)

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Es steht Ihnen ja frei, das gesamte Konzept herunterzuladen und zu lesen.
Wenn Sie eine Stelle finden, die Ihnen mehr zusagt, können Sie sie ja gerne anführen.

Ich habe mir die Aussagen herausgesucht, die m.M.n. zur Unterrichtsversorgung und zu Arbeitsbedingungen Aussagen treffen – darauf bezog sich das von Ihnen aufgegriffene Zitat, zu dem Sie eine Nachfrage gestellt hatten.

Im übrigen gibt sogar die GEW an, dass in 2 Jahren die Pensionierungswelle in Nds. abklingen würde und dann in jedem Fall neue Lehrkräfte zur Verfügung stehen würden.

Ergänzen kann man auch, dass in Nds. durch die Umstellung des Studiums (GS, HS, RS) (Verlängerung der Masterstudienzeit um2 Semester, darunter Einführung eines Praxissemester (GHR300)) beginnend vom WS 14/15 zurzeit weniger Studierende ihr Studium beendet haben und somit auch weniger AbsolventInnen in den Lehramtsseminaren angekommen sind. Dafür gab es dort erheblich mehr QuereinsteigerInnen.

Es dürfte also in Zukunft wieder leichter werden, ausgeschriebene Lehrerstellen neu zu besetzen.
Und wie dickebank sage auch ich: Die derzeitige Lehrkräfteversorgung liegt nicht daran, dass die derzeitigen Regierungen nicht genügend Stellen ausgeschrieben hätten. Maßnahmen, die man unterschiedlich bewerten kann, hat die derzeitige Regierung ergriffen, kann aber bei bundesweitem Lehrkräftemangel auch keine Wunder wirdken.

Die CDU benennt nun als Maßnahme, dass die Lehrerstunden, die vorhanden sind, anders verteilt werden sollen, um die Unterrichtsversorgung zu verbessern. Das bedeutet, dass an anderer Stelle Stunden gestrichen werden müssen, wenn mehr Lehrerstunden im Unterricht eingesetzt werden sollen.
An Grundschulen gibt es ohnehin kaum Verlagerungsstunden, das trifft weiterführende Schulen erheblich mehr.
Ansonsten kann ich mir vorstellen, dass Stunden, die für Inklusion und DaZ eingesetzt sind, gekürzt oder gestrichen werden – Schulen haben dann keinen Anspruch mehr auf diese Stunden und müssen die Förderung und Integration unterrichtsimmanent leisten.

P.S.: Ich ärgere mich mal wieder, dass man im Nachhinein – und seien es nur 5 min – seine Beiträge nicht redigieren kann, RS-Fehler („unter sofawolfs nächstem Eintrag“) und Zuordnungen zu Beiträgen kann man leider nicht ändern.