Rabe weitet Förderung von Schulen in schwierigen Stadtteilen aus – auf Kosten der anderen Schulen?

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HAMBURG. Eigentlich sollte das Förderprogramm für Schulen in besonders benachteiligten Stadtteilen im Sommer auslaufen. Nun hat es Hamburgs Schulsenator Rabe um vier Jahre verlängert und auch noch ausgeweitet – auf Kosten der übrigen Schulen, findet die Lehrergewerkschaft GEW.

Bekommt Gegenwind: Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe. Foto: SPD Hamburg / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
Bekommt Gegenwind: Hamburgs Bildungssenator Ties Rabe. Foto: SPD Hamburg / flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Schulen in sozial besonders benachteiligten Hamburger Stadtteilen erhalten weitere vier Jahre eine spezielle Förderung. Das eigentlich im Sommer auslaufende Programm «23+ starke Schulen» werde verlängert und zudem auf mehr als 30 Schulen ausgeweitet, sagte Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag. Ihnen stünden insgesamt 42 zusätzliche Lehrerstellen zur Verfügung. Etwa 20 Lehrer sollen an den Schulen die Konzept- und Unterrichtsentwicklung vorantreiben, die übrigen Pädagogen wiederum sollen direkt in den Klassen 1, 5 und 6 eingesetzt werden.

Ein Schwerpunkt des Förderprogramms liege darin, im Rahmen des Ganztagsunterrichts zusätzliche Lern- und Bildungsangebote zu entwickeln und für das Üben und Vertiefen vorrangig von Kenntnissen in Deutsch und Mathematik pro Woche vier Stunden anzubieten, sagte Rabe. Zudem stehe den Schulen ein Expertenteam zur Lehrerberatung zu Verfügung. Stiftungen und Trägerorganisationen wiederum förderten Elternarbeit, die Schülermitwirkung und das soziale Miteinander an den Schulen. So organisiere etwa die Stiftung «brotZeit» ein kostenloses pädagogisches Frühstück vor Unterrichtsbeginn.

„Kein zusätzliches Geld“

Die Auswahl der Schulen – derzeit sind es elf Grund- und neun Stadtteilschulen sowie drei Gymnasien – erfolgt laut Rabe künftig nicht mehr allein über die soziale Struktur und den Bildungsstand vornehmlich der Eltern. «Heute haben wir auch sehr genaue Daten über den Lernstand der Schülerinnen und Schüler selbst», sagte Rabe. Damit werde es möglich, gezielt jene Schulen zu fördern, deren Schüler die stärksten Rückstände haben. Rabe räumte ein, die Gesamtzahl der zu fördernden Schulen sei «ein Stück weit eine politische Entscheidung». Es sei sehr schwierig eine Grenze zu ziehen, ab wann gefördert werde. Nähme man etwa die Schulen in der unteren Hälfte, «dann hätten wir es mit 185 zu tun».

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Während die Regierungskoalition aus SPD und Grünen die Neuauflage und Ausweitung des Programms lobten, fiel es bei der Opposition und der Lehrergewerkschaft GEW weitgehend durch. Rabe verschweige, dass es für die zusätzlichen Lehrerstellen kein zusätzliches Geld gebe, «sondern von allen allgemeinbildenden Schulen eingesammelt und dann den 23+-Schulen zugewiesen wird», kritisierte Hamburgs GEW-Chefin Anja Bensinger-Stolze. Die CDU-Schulexpertin Karin Prien nannte die Ausweitung des Programms angesichts des steigenden Förderbedarfs eine «blanke Symbolpolitik». Aus Sicht der FDP stehen den künftig 30 Projektschulen proportional weniger Lehrerstellen zur Verfügung als bisher. Auch gebe es nicht mehr Geld für die angekündigte Ausweitung des Lernangebots am Nachmittag.

Die Linken sprachen von einem «schlecht finanzierten Flickenteppich». Statt die angekündigte Auswertung des Programms vorzulegen «weitet Rabe das unzureichende Programm einfach auf einige zusätzliche Schulen aus, ohne genau verifizieren zu können, was jede einzelne Schule wirklich braucht». Für die AfD sind in erster Linie Ausländer schuld daran, dass es in den Schulen teils hohe Rückstände gibt. «Dass es in solchen Parallelstadtteilen, in denen kaum noch deutsch-muttersprachliche Kinder in den Klassen sitzen, zu besonders großen Lernrückständen kommt, sollte niemanden überraschen.» dpa

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