Bundesweiter Vergleich: Thüringens Erzieherinnen belegen drittletzten Platz bei der Bezahlung

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ERFURT. Erzieher in Thüringen schneiden bei der Bezahlung im Vergleich mit anderen Bundesländern schlecht ab. Nach einer Studie der Landesarbeitsagentur beträgt ihr Vollzeitgehalt im Schnitt monatlich 2783 Euro brutto. Nur Erzieherinnen in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern bekämen weniger. Das Gehaltsgefälle von beispielsweise im Schnitt etwa 170 Euro monatlich zu Bayern und Niedersachsen sei einer der Gründe, warum knapp 1200 Erzieherinnen täglich zur Arbeit in benachbarte Bundesländer führen. Im Gegenzug pendelten aus anderen Bundesländern nur 740 Erzieher nach Thüringen.

Obwohl die Zahl der Erzieher seit 2013 im Freistaat um mehr als neun Prozent auf knapp 23 000 gestiegen ist, sehen die Arbeitsmarktexperten einen wachsenden Fachkräftebedarf. Das gelte auch, weil 72 Prozent der Erzieher in Teilzeit arbeiteten. Nach wie vor arbeiten in den Kitas oder Schulhorten vor allem Frauen – nur knapp zehn Prozent seien Männer.

Das vorhandene Fachkräftepotenzial sei durch die gestiegenen Beschäftigtenzahlen der vergangenen Jahre weitgehend erschlossen, sagte der Chef der Landesarbeitsagentur, Kay Senius. «Es wird in der Zukunft schwieriger werden, freie Stellen zu besetzen.» 2016 seien im Schnitt 200 freie Erzieherstellen bei den Arbeitsagenturen und Jobcentern gemeldet gewesen.

Bereits im vergangenen Jahr habe sich gezeigt, dass die Besetzung offener Stellen immer länger dauere. Im Jahr 2015 waren es bei Fachkräftestellen 35 Tage, im Jahr 2016 bereits 47 Tage, heißt es in dem Bericht. Die Arbeitsmarktexperten rechnen nicht mit einer schnellen Verbesserung, weil der Bedarf steige. Gründe dafür seien nicht nur mehr Kinder, der Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für unter Dreijährige und das ab 2018 geplante gebührenfreie Kitajahr für Vorschulkinder in Thüringen. Hinzu komme ein demografischer Effekt.

Nach der Studie sind 40 Prozent der Erzieher in Thüringen über 50 Jahre alt, nur 6 Prozent unter 25 Jahre. «Die Kitas werden in absehbarer Zukunft von einer Rentenwelle erfasst werden», sagte Senius. Seiner Meinung nach wird der Fachkräftebedarf der Kitas langfristig nur durch eine Aufwertung des Berufs, eine gute Bezahlung und ein breiteres Angebot an Vollzeitstellen zu decken sein. Er wünsche sich auch, dass sich mehr Männer für den Erzieherberuf begeistern, so der Chef der Landesarbeitsagentur.

Nach Zahlen des Statistischen Landesamtes besuchten Anfang dieses Jahres knapp 94 250 Mädchen und Jungen einen der 1319 Kindergärten oder eine der 335 Einrichtungen von Tagesmüttern. Das waren 1850 Kinder mehr als im Jahr zuvor. 29 500 Kinder waren unter drei Jahre alt. Nach Zählung der Statistiker gibt es rund 101 000 Kita-Plätze im Freistaat. dpa

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