Laut Heiligenstadt hat beim G9 wirklich niemand was zu meckern – „nur positive Rückmeldungen“

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HANNOVER. Die Zeit des Ausschlafens ist vorbei: Am Donnerstag müssen die Mädchen und Jungen in Niedersachsen nach sechs Wochen Ferien wieder zur Schule. An den Gymnasien bereiten sich erstmals nach der Reform alle Fünf- bis Zehntklässler auf das Abitur nach 13 Jahren vor.

"Nur positive Rückmeldungen": die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Foto AG Gymnasium Melle / Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0
„Nur positive Rückmeldungen“: die niedersächsische Kultusministerin Frauke Heiligenstadt. Foto: Foto AG Gymnasium Melle / Wikimedia Commons CC-BY-SA 3.0

Die Rückkehr zum Abitur nach 13 Jahren läuft laut Kultusministerin Frauke Heiligenstadt in Niedersachsen «geräuschlos» und habe nur positive Rückmeldungen ausgelöst. «Die Lehrer haben mehr Zeit, Inhalte zu vertiefen», sagte die SPD-Politikerin auf Anfrage. Der Familientakt sei nicht mehr so stark von der Schule bestimmt. Niedersachsen hatte als erstes Bundesland 2015 die komplette Abkehr vom Turbo-Abitur beschlossen und die Jahrgänge 5 bis 8 umgestellt. 2021 werden die ersten Abiturienten wieder nach 13 Jahren ihre Prüfungen ablegen.

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Nordrhein-Westfalen will nahezu komplett zum sogenannten G9 zurückkehren (auch wenn Gymnasien, die bei G8 bleiben wollen, dies mit Schulkonferenzbeschluss dürfen). Schleswig-Holstein plant ebenfalls, die Entscheidung den Gymnasien zu überlassen. Auch in Mecklenburg-Vorpommern forderten Lehrerverbände bereits eine Ausweitung auf 13 Schuljahre. In den ostdeutschen Bundesländern mit Ausnahme von Berlin ist das Abitur nach zwölf Jahren schon seit DDR-Zeiten Standard.

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Niedersachsen hatte erst im Jahr 2004 das Turbo-Abitur eingeführt. Selbst der Philologenverband bemängelte bald, dass den Schülern Zeit zum Reifen fehle und schwächere Schüler, die mehr Wiederholungen benötigen, abgehängt wurden. Ministerin Heiligenstadt sieht es positiv, dass jetzt auch schwächeren Schülern mehr Zeit gegeben wird. «Wir haben Mathematik, Deutsch und die Fremdsprachen gestärkt und Berufsorientierung auch an Gymnasien ergänzt. Es gibt auch zusätzliche Förderstunden», sagte sie. Zudem wurde die Zahl der Wochenstunden reduziert, so dass mehr Zeit für Sport, Musik oder andere Freizeitaktivitäten bleibt. Rund 30 Unterrichtsstunden sind es in der Woche für Fünft- bis Zehntklässler, beim Turbo-Abitur waren es bis zu 34 Stunden.

In Niedersachsen mussten wegen der Abkehr vom Turbo-Abi nach Ministeriumsangaben rund 150 zusätzliche Lehrer eingestellt werden. Die Hochschulen befürchten bereits, dass im Jahr 2020 Studienplätze unbesetzt bleiben, weil es dann weit weniger Abiturienten gibt. In drei Jahren machen nur Schüler an Integrierten Gesamtschulen, Berufs- oder Abendschulen sowie in speziellen Wiederholer-Jahrgängen Abitur. An Gymnasien in Niedersachsen gibt es in diesem Jahr keine Abiturklausuren. dpa

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