Studiengebühren für EU-Ausländer: Auslandsschulen melden Protest an – sie sehen Deutschlands Interessen konterkariert

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BERLIN. Das grün-schwarz regierte Baden-Württemberg hat damit angefangen, das scharz-gelb regierte Nordrhein-Westfalen möchte nachziehen: Ausländer aus Nicht-EU-Ländern müssen wohl künftig Studiengebühren bezahlen, wenn sie die Hochschulen der beiden Länder besuchen. Jetzt kommt Protest an dieser Politik aus unerwarteter Richtung – von den deutschen Auslandsschulen nämlich. Deren Weltverband befürchtet, dass der Schuss nach hinten losgeht und die Ziele deutscher Bildungsarbeit im Ausland konterkariert werden.

Die Deutsche Schule in Rio de Janeiro gehört zu den Preisträger beim Deutschen Schulpreis 2017. Foto: Robert Bosch Stiftung / Wagner Meier
Die Deutsche Schule in Rio de Janeiro gehört zu den Preisträger beim Deutschen Schulpreis 2017. Foto: Robert Bosch Stiftung / Wagner Meier

„Deutsche Auslandsschulen sind Orte der Begegnung und des interkulturellen Dialogs. Sie sind in besonderer Weise geeignet, Schülerinnen und Schüler verschiedener Nationen und Kulturen auf eine gemeinsame Zukunft vorzubereiten“, so heißt es auf der Homepage des Auswärtigen Amtes (AA). Die 140 Einrichtungen in 72 Ländern böten „Kindern der Gastländer und anderer Kulturkreise die Möglichkeit, sich mit Deutschland, seiner Kultur und Sprache vertraut zu machen“.

Und das, so macht das AA deutlich, ist kein Selbstzweck: „Rund zwei Drittel der Schüler Deutscher Auslandsschulen kommen aus den Gastländern. Viele besuchen nach dem Abitur deutsche Universitäten und bleiben unserem Land auch beruflich verbunden. So entstehen Netzwerke, auf die sich Außenpolitik, Exportwirtschaft und Kultur stützen können.“ Kein Wunder also, dass sich die Bundesrepublik das werbeträchtige Engagement auch etwas kosten lässt: Mehr als 150 Millionen Euro fließen jährlich von Bund und Ländern als Zuschüsse an die Auslandsschulen, die sich darüber hinaus über Schulgebühren finanzieren.

Studie: Deutsche Auslandsschulen genießen international hohe Anerkennung

Mehr noch: „Um dieses Potential noch besser auszuschöpfen, bietet die Bundesregierung über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) den leistungsstärksten ausländischen Absolventen seit 2001 Vollstipendien für ein Hochschulstudium in Deutschland an. Die Erfahrungen haben gezeigt, dass diese jungen Studierenden zu den Besten ihrer Fächer zählen. Dies ist auch eine Auszeichnung für die Auslandsschulen“, so heißt es beim AA.

„Studiengebühren sind paradox“

Der Bund und die Bundesländer zahlen für Auslandsschulen und Stipendien – damit einzelne Länder die geförderte Klientel schröpfen können? Ein Widerspruch, so meint der Weltverband Deutscher Auslandsschulen. „Studiengebühren für EU-Ausländer stehen den gemeinsamen Zielen in der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik entgegen. Angesichts der gemeinsamen Investitionen von Bund und Ländern sowie der freien Schulträger in diese Ziele erscheint diese Maßnahme paradox“, verlautet der Verband in einer Pressemitteilung.

„Mit Blick auf den internationalen Wettbewerb um die besten Studierenden und Fachkräfte bieten die Auslandsschulabsolventen besonders großes Potenzial: Viele Absolventen der Deutschen Auslandsschulen aus mehr als 70 Ländern, in die Deutschland investiert hat, kommen nach Deutschland. Sie sind hervorragend ausgebildet, mehrsprachig und mit der deutschen Kultur vertraut.“ Diese Schüler von einem Studium in Deutschland abzuschrecken, schade dem Standort.

Der Weltverband Deutscher Auslandsschulen fordert die Landesregierungen in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen deshalb auf – wenn schon unbedingt Studiengebühren von EU-Ausländern verlangt werden sollen –, zumindest die Absolventen aller Deutschen Schulen im Ausland ausdrücklich auszunehmen. „Bund, Länder und freie Schulträger investieren gemeinsam in das Ziel, den Studien-, Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken – Studiengebühren gefährden sie.“ bibo / News4teachers

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