Einen Master-Studienplatz zu ergattern ist mitunter schwieriger als die Jagd nach dem ersten Job

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KÖLN. Lebenslauf, Motivationsschreiben, Auswahlgespräch: Den gewünschten Master-Studienplatz zu ergattern ist manchmal schwieriger als die Jagd nach dem ersten Job. Frühzeitige Vorbereitung ist Pflicht – denn nur so vermeiden Studierende unliebsame Stolperfallen.

Nach dem Studium ist vor dem Studium. Denn viele Bachelor-Absolventen legen direkt noch einen Master oben drauf. Damit das reibungslos klappt, lohnt sich allerdings frühzeitige Planung. Denn wer sich für den Master entscheidet, muss sich um einen Studienplatz erst bewerben. Die Anforderungen variieren je nach Fach und Hochschule und sind zum Teil hoch.

Manchmal ist der Weg zur Wunschuni sogar von vornherein versperrt, so wie bei Tabea Dross: Eigentlich zog es sie für ihren Master an die nördlichste Uni Deutschlands. Nach ihrem Bachelor im Lehramt für sonderpädagogische Förderung an der Universität Köln wollte sie den Master im gleichen Fach an der Europa-Universität Flensburg absolvieren. Doch nach mehreren Mails und Telefonaten stellte sich heraus: Der Kölner Bachelor wird in Flensburg so nicht anerkannt – trotz Spitzennote 1,2.

Der Grund dafür ist kompliziert: «Wir haben zum Beispiel in Köln zwei Unterrichtsfächer, in Flensburg gibt es nur eins, dadurch hatte ich in dem einen Fach natürlich weniger Leistungspunkte», erklärt Dross. «Flensburg hat einen Schwerpunkt bei den Bildungswissenschaften, in Köln haben wir dafür mehr Grundlagenmodule, die aber nicht den Bildungswissenschaften zugeordnet sind.» Statt zu wechseln, blieb sie schließlich in Köln. Hier verlief die Bewerbung reibungslos, ihren Master-Platz hat sie bekommen.

Dass es bei einem Hochschulwechsel Schwierigkeiten geben kann, weiß auch Cort-Denis Hachmeister. Er ist Experte für Hochschulzulassung beim Centrum für Hochschulentwicklung in Gütersloh (CHE). Probleme gebe es vor allem, wenn die Bachelor-Studiengänge unterschiedlich strukturiert sind. Sein Rat: «Auf jeden Fall bei den Hochschulen nachfragen, was die Voraussetzungen sind. Das muss man relativ frühzeitig wissen, um eventuell noch etwas zu belegen, was man braucht.»

Sonst stehen Studierende auf einmal unvorbereitet mit einer Absage und ohne Masterstudienplatz da. Eine Ablehnung muss laut Ralf Kellershohn, stellvertretender Pressesprecher der Hochschulrektorenkonferenz in Berlin, zwar «justiziabel begründet» sein, ein wesentlicher Unterschied zu den erforderlichen Leistungen müsse dargelegt werden. Vorbeugen ist dennoch besser.

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Denn neben dem bestandenen Bachelor können die Hochschulen «zur Qualitätssicherung oder aus Kapazitätsgründen weitere Voraussetzungen bestimmen», erklärt Kellershohn. Dazu gehören vor allem Mindestnoten, Sprachkenntnisse oder Eignungsnachweise wie der standardisierte Test GMAT für betriebswirtschaftliche Studiengänge. Auch Motivationsschreiben oder Auswahlgespräche sind manchmal Pflicht. «Je mehr Aufnahmekapazität ein Studiengang hat, desto weniger individualisiert kann das Zulassungsverfahren wegen des hohen Aufwands sein», sagt Kellershohn.

An privaten Hochschulen mit kleinem Studierendenkontingent greifen dagegen gerade solche Kriterien. Daniel Ritchie ist an der Handelshochschule Leipzig (HHL) verantwortlich für den Marketing- und Recruiting-Bereich des Vollzeit-Master-Programms. Er ist die erste Anlaufstelle für BWL-Studenten, die sich auf einen Masterplatz bewerben. Rund 300 Bewerber kommen in jedem Herbstsemester auf 40 Plätze. Mindestens 90 Leistungspunkte und eine gute Bachelor-Note sind Voraussetzung, doch ausschlaggebend seien andere Kriterien.

Im Lebenslauf sollten am besten internationale Erfahrungen verzeichnet sein, sagt Ritchie, außerdem mindestens drei Monate Berufserfahrung, etwa in Form von Praktika. Auch das Motivationsschreiben muss überzeugen. «Unsere Kurse sind sehr interaktiv, und unsere Studenten können viel voneinander lernen», erklärt er. «Da haben zum Beispiel internationale Erfahrungen einen großen Wert.»

Wer mit seinem Anschreiben überzeugt hat, wird zum Zulassungstag geladen. Etwa ein Viertel der Bewerber schafft laut Ritchie diesen Sprung. Es gibt ein Gespräch mit einem Professor und eins mit einem HHL-Absolventen. «Warum wollen Sie an der HHL studieren?» werde auf jeden Fall gefragt, so Ritchie. «Darauf sollte man eine gute Antwort haben.» Außerdem steht eine Präsentation auf dem Programm, wahlweise in Deutsch oder Englisch.

Diese Viertelstunde sagt viel über die Bewerber aus. «Sie müssen selbstbewusst sein, überzeugend argumentieren können und bereit sein, kritische Fragen zu beantworten», so Ritchie. Letztlich zählt der Gesamteindruck. Viel Aufwand für einen Studienplatz. Allerdings: Wer eine solche Masterbewerbung erfolgreich absolviert hat, ist für die Bewerbung auf den Job nach dem Studium bestens gerüstet. Von Christina Bachmann, dpa

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