Vor 100 Jahren: Albert Einstein wird Direktor des Instituts für Physik – als einziger wissenschaftlicher Mitarbeiter

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BERLIN. Das Max-Planck-Institut für Physik wird 100 Jahre alt. Als es 1917 gegründet wurde, hieß es noch Kaiser-Wilhelm-Institut und hatte neben einer Teilzeit-Sekretärin nur einen einzigen Mitarbeiter. Aber was für einen!

Gründervater des Max-Planck-Instituts für Physik: Albert Einstein. Foto: Wikimedia Commos
Gründervater des Max-Planck-Instituts für Physik: Albert Einstein. Foto: Wikimedia Commos

Mitten im Ersten Weltkrieg wurde Albert Einstein vor 100 Jahren, am 1. Oktober 1917, Direktor des neuen Kaiser-Wilhelm-Instituts für Physik. Es ist der Vorläufer des heutigen Max-Planck-Instituts für Physik in München. Die Neugründung eines wissenschaftlichen Instituts unter den Belastungen des Krieges war höchst ungewöhnlich. Noch dazu hatte sich Einstein fast als einziger deutscher Wissenschaftler von Rang klar gegen den Krieg ausgesprochen. 1916 lieferte der überzeugte Pazifist für ein dickes «vaterländisches Gedenkbuch» des Goethebundes einen der wenigen kritischen Beiträge, wobei die eindeutigsten Passagen noch zensiert wurden.

Ein eigenes Institut war ihm jedoch versprochen worden, als er 1913 von Max Planck aus der Schweiz an die Preußische Akademie der Wissenschaften nach Berlin abgeworben worden war. Aufgrund des Kriegsausbruchs und einer Erkrankung Einsteins hatte sich alles verzögert. Die Dimensionen der neuen Einrichtung blieben zunächst denkbar bescheiden: Außer einer Teilzeit-Sekretärin hatte sie nur einen einzigen Mitarbeiter – Einstein selbst. Sitz des Instituts war seine Privatwohnung in der Berliner Haberlandstraße.

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Das Institut war weniger eine Forschungseinrichtung als eine Fördergesellschaft, bei der Wissenschaftler Mittel beantragen konnten. Einstein hatte allerdings nicht die geringste Ahnung davon, wie so etwas administrativ vor sich ging. Wenn ihn ein Projekt überzeugte, wollte er auf der Stelle die nötigen Gelder bewilligen. Formulare und anderer bürokratischer Papierkram waren ihm ein Graus.

In der Öffentlichkeit war Einstein zu dieser Zeit noch völlig unbekannt, doch das änderte sich schlagartig, als die Royal Society in London seine Relativitätstheorie 1919 gleichsam offiziell anerkannte. Beobachtungen während einer Sonnenfinsternis hatten seine Vorhersagen zur Lichtablenkung im Schwerefeld der Sonne bestätigt. 1922 wurde Einstein der Nobelpreis für Physik für das vorhergehende Jahr zuerkannt.

Nun setzte in Europa und Amerika ein wahrer «Relativitätsrummel» ein. Von Beruf war Einstein jetzt «Fotomodell», wie er witzelte. Da er bald komplett mit Vortragsreisen ausgelastet war, übernahm Vize-Direktor Max von Laue zunehmend die Institutsleitung. Die Zuteilung von Fördermitteln war inzwischen weniger wichtig geworden, stattdessen wurde zunehmend selbst geforscht. Von Laue beantragte dafür den Bau eines eigenen Gebäudes.

Nach Hitlers Machtübernahme wanderte Einstein 1933 in die USA aus. Der Niederländer Peter Debye wurde neuer Direktor des Instituts. Zum 80. Geburtstag von Max Planck – der sich dem Nazi-Regime angepasst hatte – wurde die Einrichtung 1938 in «Max-Planck-Institut» umbenannt.

Nach Kriegsbeginn wurde das Institut in das Uran-Projekt der Nazis einbezogen – es ging um die Entwicklung einer Atombombe. «Doch 1942 teilten die beteiligten Wissenschaftler dem Kriegsministerium mit, dass es unter den eingeschränkten Kriegsbedingungen nicht möglich sein würde, die Spaltbarkeit von Uran so weit voranzutreiben, dass daraus eine Atombombe entwickelt werden könnte», erläutert die Sprecherin des heutigen Max-Planck-Instituts für Physik, Barbara Wankerl. «Das wurde dann auch so akzeptiert.»

Nach dem Krieg zog das Institut zunächst nach Göttingen und dann 1958 nach München – dies wohl vor allem deshalb, weil der damalige Leiter Werner Heisenberg (1901-1976) gerne dort leben wollte. Heute ist es mit 330 Mitarbeitern eines der größeren Max-Planck-Institute. Seine Schwerpunkte reichen von der Elementarteilchenphysik über die Gamma-Strahlen im Universum bis zur Erforschung der Dunklen Materie. Von Christoph Driessen, dpa

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