Bald (in sieben Jahren!) gibt’s dann mehr Lehrer: Mehr Anfänger im Lehramtsstudium

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DÜSSELDORF. In Nordrhein-Westfalen wollen mehr junge Leute Lehrer werden. Die Zahl der Studienanfänger, die im vergangenen Jahr ein Lehramtsstudium begonnen haben, ist um 7,9 Prozent auf rund 17.600 gestiegen, wie das Statistische Landesamt am Mittwoch mitteilte. Mehr als die Hälfte der Studienstarter strebt einen Abschluss als Lehrkraft in der Sekundarstufe II von Gymnasien, Gesamtschulen und berufsbildenden Schulen an. Den geringsten Zuwachs gab es mit 2,7 Prozent bei den Studiengängen für die Primarstufe an Grund- und Hauptschulen.

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In Nordrhein-Westfalen fehlen aber vor allem Grundschullehrer, wo fast 1000 Lehrer fehlen. Schulministerin Yvonne Gebauer (FDP) hat deshalb mehr als 2400 Lehramtsanwärtern und Lehrern der Sekundarstufe II, die noch keine Stelle haben, einen vorübergehenden Job in Grundschulen angeboten. Nach zwei Jahren würden sie garantiert unbefristet an ein Gymnasium oder eine Gesamtschule versetzt, hieß es aus dem Schulministerium. dpa

Arbeitslose Gymnasiallehrer sollen an Grundschulen arbeiten, bevor sie ans Gymnasium dürfen

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sofawolf
6 Jahre zuvor

Der Bericht verdeutlicht auch eines. Dass es eine Zeit lang einen Lehrermangel gab, lag auch daran, dass es davor einen Lehrerüberschuss gab. Da haben sich Schulabgänger (bei unsicherer Perspektive) eben anders orientiert.

Andere Faktoren leisteten sicherlich auch ihren „Beitrag“ zum aktuellen Lehrermangel (Pensionswelle, Abbau von Studienplätzen, Nummerus clausus u.dgl. mehr).

Offensichtlich ist der Beruf aber doch nicht so unattraktiv, wie viele uns weismachen wollen, die immer alles aufs Geld schieben. Es gibt etliche Seiteneinsteiger und es gibt obigen deutlichen Anstieg.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

„Mehr als die Hälfte der Studienstarter strebt einen Abschluss als Lehrkraft in der Sekundarstufe II von Gymnasien, Gesamtschulen und berufsbildenden Schulen an. Den geringsten Zuwachs gab es mit 2,7 Prozent bei den Studiengängen für die Primarstufe an Grund- und Hauptschulen.“

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

So attraktiv scheint das Grundschullehramt nun doch nicht zu sein. Vermutlich kommt für die meisten der GyGSBK-Lehrämtler auch in erster Linie Gy in Frage.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Vielleicht liegt es ja auch an der aufgeheizten Gehaltsdebatte?

Früher hat man doch weniger auf das Gehalt geschaut, sondern darauf, was einem liegt: Kinder welchen Alters, die jeweiligen Fächer …

Ich weiß es nicht. Ich kann es nur vermuten. Aber ein Zuwachs ist ja trotzdem ein Zuwachs. Wäre es andersherum: größerer Zuwachs bei den Grundschullehrern und geringerer bei den anderen, wie würde man denn das erklären? Es kann ja nicht immer ausgeglichen sein.

Vielleicht ist auch einfach mal nichts und niemand schuld?!?

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Wenn man sich als Lehramtsinteressent im Vorfeld mal mit den Arbeitsbedingungen befasst, bin ich gespannt, in wie fern die komplett misslungene Inklusion und die Zustände an allen Schulformen außer dem Gymnasium das Interesse doch in Richtung freie Wirtschaft verschieben. Bei Naturwissenschaftlern im Zweifel mehr als bei Geisteswissenschaftlern. Für Grundschullehramt muss man denke ich noch mehr geboren sein als für Sek I/II-Lehramt. Man muss also hoffen, dass Grundschullehrer, wenn sich die Anwärtersituation entspannt, nicht gegen den eigentlichen Willen an Haupt- oder Sekundarschulen eingesetzt werden. Das Studium und die Gehaltsstufe lassen es meines Wissens zu.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Auch ich habe gedacht: Warten wir mal ab, wer am Ende wirklich in der Schule ankommt.
Bei den letzten Praktikantinnen, etliche davon noch in der Schule oder gerade aus ihr heraus, haben schon einige ziemlich geschluckt. Die Vorstellung, Grundschule sei ein bisschen Spielen mit den Kindern, ist nach wie vor verbreitet, die Realität konfrontiert einen sofort mit Inklusion, Migration und der üblichen täglichen bunten Mischung.

Vielleicht ist die Generation eine andere, die sich angesichts früher Übung in Work-Life-Balance sehr genau anschaut, welche Möglichkeiten welche Bedingungen bedeuten.
Da kann man sich heutzutage eben vorab genau überlegen, worauf man dir Priorität setzen möchte und Verdienst, Ansehen und Arbeitsbelastung werden auch bedacht.

osna91
6 Jahre zuvor

Dieser Artikel wird seiner Überschrift ja wohl nicht gerecht!

Es gibt genug Sek II-Lehrer, die keine Arbeit finden, weil der Markt in vielen Fächern übersättigt ist – das wird sich in 7 Jahren auch nicht ändern.

Wo es Bedarf gibt, ist der Primarbereich – und da gibts ja offenbar so gut wie keinen Zuwachs. Das bedeutet, dass in 7 Jahren der Bedarf im Primarbereich noch katastrophaler ist, während die studierten Sek-II-Lehrer keine Stellen bekommen.

Bl****dsinniger Artikel!

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor
Antwortet  osna91

Nach meiner Erfahrung gibt es schon seit zehn Jahren auch an Gymnasien einen fachspezifischen Lehrermangel in Standorten, die nicht als die Premiumstandorte bei jungen Kollegen gelten. Finde mal auf dem Land einen Mathe-/Physik-/Chemie-/Kunst-/Musiklehrer, das klappt schon seit Jahren nur bedingt.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ osna,

mir liegen da keine Zahlen vor, aber soweit ich es mitbekomme, sind es meist nur bestimmte Fächerkombinationen, für die zu viele Lehrer da sind oder bestimmte Regionen, in denen man (bestimmte) Lehrer nicht braucht.

Wir hatten auch schon Artikel hier, in denen zu lesen war, dass Bewerber sich weigern, in andere Regionen umzuziehen usw. Wenn jetzt genügend Seiteneinsteiger ausgebildet werden und entsprechende Programme laufen überall, dann wird der Lehrermangel auch schwinden.

Mit welchen Fakten können Sie dagegenhalten?

osna91
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Sehr geehrter sofawolf,

da Sie selbst schreiben, „soweit ich es mitbekomme“, ist das für mich kein Fakt, dem ich andere Fakten entgegenhalten müsste.

Meine Wahrnehmung der Situation ist eine andere als die Ihre und das ist auch gut so.

Und das es Seiteneinsteigerprogramme gibt, ist gut, um den Lehrermangel auch vor allem im Primarbereich zu decken. Allerdings sollte dabei doch auch immer bedacht werden, dass diese keine umfassende didaktische und pädagogische Ausbildung erhalten.

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  osna91

Kein Problem, dann bleibt es bei Spekulationen und Behauptungen. Sie meinen, es gäbe zu viele Gym-Lehrer; ich sage, das betrifft nur bestimmte Fächer (und Regionen). Sie können und wollen Ihre Aussage nicht belegen. Es ist wohl eher ein Hörensagen.

jagothello
6 Jahre zuvor
Antwortet  osna91

@osna91 Sie schreiben: „… dass diese keine umfassende didaktische und pädagogische Ausbildung erhalten.“ Das stimmt zumindest in NRW nicht. Der maßgebliche OBAS-Erlass ist restriktiv. Was da verlangt wird, kann sich durchaus vergleichen mit dem, was die ZfsL im Referendariat verlangen. Dort war ich letzte Woche zu einer DB. Eine Schulleiterin suchte händeringend Ersatz für eine gerade abgesprungene Englisch-Referendarin, die nicht gewusst habe, dass es keinen Rechtsanspruch auf Dienstbeginn zur 2. Std. und nachmittags frei gebe. Die hat offenbar wenig Jobprobleme und wird schon irgendwo anders für A13 unterkommen. Interessanterweise klagte das ZfsL über 9 von 78 durchgefallene Lehramtsanwärter. Rekord! Man stellte fest, dass viele ungeeignete Menschen Lehrer werden wollen. Demgegenüber gibt es aber auch für hervorragende OBASler (alle mit Hochschulabschluss, alle mindestens mit 2 Jahren Berufserfahrung auf Basis des Abschlusses, alle in Mangelfächern, häufig in technischen und naturwiss. Disziplinen qualifiziert) kaum Perspektive. Ich habe einen Physikprofessor, der für E11 die lieben Kleinen unterrichtet (Oberstufe darf er nicht!) und Universitätsprüfungen (auch für Oberstufenlehrer!) abnehmen darf, der aber keinerlei Chancen auf den höheren Dienst hat. Das System ist halt elitär- es schließt manche Gruppen von den Fleischtöpfen aus, weil das immer schon so war und füttert auf der Basis einer Humboldtschen Ideologie aus dem Jahre 1800 andere. Selbst die grüne Löhrmann war stolz wie Oskar, in den 80er Jahren eine der ganz wenigen Englisch SekII-Stellen bekommen zu haben. „Sehr her, ich habe es geschafft.“ Wer dazu gehört, verändert nichts.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  jagothello

jagothello

E 11 entspricht maximal 46.000 Euro im Jahr Gehalt !
Das ist nichts, bedeutet für einen Hochschullehrer Ausbeutung. Und warum sollte der keine Oberstufenschüler unterrichten können und dürfen.
Welcher Zusammenhang besteht da zu Humboldt ?
Fehlen einem Hochschulprofessor für Physik die didaktischen Fähigkeiten für Schüler, so dürften diese auch für Studenten nicht reichen.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Axel von Lintig

Sie meinen sicherlich das Humboldt’sche Bildungsprinzip. Das wurde (leider) spätestens mit der Kompetenzorientierung aus den Schulen entfernt. Bildungsinhalte ohne unmittelbaren Anwendungs- oder Lebensbezug einfach nur um des interessanten Inhaltes wegen darf heutzutage nicht mehr unterrichtet werden, auch wenn viele Lehrer sich aufgrund ihrer eigenen Begeisterung für ihre Fächer nicht daran halten.