Kramp-Karrenbauer hält an G8 fest – doch wie lange hält sie das noch durch?

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SAARBRÜCKEN. Als erstes westliches Bundesland hatte das Saarland 2001 das Abitur nach acht Jahren an allen Gymnasien eingeführt. Ob das so bleiben soll, wird sich in den nächsten Monaten entscheiden – ein Volksbegehren läuft. Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer zeigt sich davon unbeeindruckt. Noch.

Gewann die Wahl trotz eines Bekenntnisses zu G8: Saarlands Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU). Foto: J. Patrick Fischer / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
Gewann die Wahl trotz eines Bekenntnisses zu G8: Saarlands Ministerpräsidentin Kramp-Karrenbauer (CDU). Foto: J. Patrick Fischer / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Debatte um eine mögliche Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium im Saarland hält auch während des laufenden Volksbegehrens an. Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) sprach sich erneut gegen eine grundsätzliche Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit (G9) aus, wie die Staatskanzlei in Saarbrücken mitteilte.

Sie sei auch sehr skeptisch, ob es Sinn habe, den Gymnasien eine Entscheidung darüber zu überlassen, so die Regierungschefin. Die Ministerpräsidentin will nun zunächst das Ergebnis des Volksbegehrens abwarten, das am 4. Oktober begonnen hatte. Bei dem Volksbegehren können die Saarländer noch bis Anfang Januar abstimmen, ob an Gymnasien in ihrem Land das Abitur wieder nach neun statt nach acht Jahren möglich sein soll. Angestoßen hat dies die Elterninitiative «G9 jetzt!». Um Erfolg zu haben, müssen sieben Prozent, das sind 54.000 Saarländer, auf Listen in Bürgerämtern und Rathäusern unterschreiben. Kommt die Zahl zusammen, ist der Landtag am Zug. Lehnt er das Volksbegehren ab, folgt ein Volksentscheid.

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Die Sprecherin der Elterninitiative, Katja Oltmanns, sagte, Kramp-Karrenbauers Position sei bekannt. Umfragen zeigten allerdings, dass die große Mehrheit der Eltern eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wolle. Auch fordere die Initiative nur, was in vielen anderen Ländern schon umgesetzt sei. «Man muss es einfach so sehen, wie es ist: Es hat keine Akzeptanz in der Bevölkerung», sagte sie über G8. Das Konzept habe sich nicht bewährt. «Es hat keinen pädagogischen Mehrwert erzielt, die Qualität ist nicht besser geworden, die Kinder sind gestresster, die Familien auch.»

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Das Thema hatte auch im Landtagswahlkampf eine große Rolle gespielt: Nach dem Willen der SPD sollen Gymnasien selbst entscheiden, ob sie das Abitur nach acht oder neun Jahren anbieten. Die CDU ist dagegen. Dadurch würde die Gemeinschaftsschule geschwächt. Dort ist das Abitur nach neun Jahren möglich.

Der saarländische Bildungsminister Ulrich Commerçon (SPD) hatte sich beim Start des Volksbegehrens zuversichtlich gezeigt, dass der Landtag zu G9 zurückkehren und gesetzliche Grundlagen dafür schaffen werde – wenn die erforderliche Unterschriftenzahl zusammenkomme. Das Saarland werde auch zum Handeln gedrängt, weil alle anderen westlichen Flächenländer inzwischen zu G9 zurückgekehrt seien – wenn auch nicht zum alten System, hatte er im SR gesagt. Es werde wohl zwei bis drei Jahre dauern, um die Rückkehr «vernünftig vorzubereiten».

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Zugleich hatte Commerçon darauf hingewiesen, dass sich laut Koalitionsvertrag eine Expertenkommission mit dem Thema G8/G9 befassen soll. Er gehe davon aus, dass es in dieser Legislaturperiode Veränderungen geben werde. Auf die Frage, was die Kommission bewirken solle, sagte er: «Mir wäre es zu kurz gegriffen, wenn wir einfach nur sagen, wir kehren zum alten G9 zurück. Die Zeiten haben sich geändert. Wir haben mittlerweile eine Gemeinschaftsschule aufgebaut.» Sie müsse aus einer Veränderung gestärkt hervorgehen.

Zum Entwurf der Initiative sagte der Minister, dieser greife zu kurz. Er verteile den Stoff einfach von acht auf neun Jahre. «Ich glaube, wenn wir das machen, wenn wir wirklich mehr Zeit für Bildung wollen am Gymnasium, dann müssen wir auch dafür sorgen, dass die Schülerinnen und Schüler besser gefördert werden und nicht nur einfach der gleiche Stoff in neun Jahren bewältigt wird.» dpa

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