„Ich ess‘ jeden Tag Gemüse, yessyo“ – HipHop-Band „Deine Freunde“ rappt in der Grundschule

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BREMEN. Aus Spaß nahm sie an einem Gewinnspiel teil und hatte Erfolg. Die Mutter eines Grundschülers in Bremen hat rund 200 Kids ein ungewöhnliches Konzerterlebnis mit der HipHop-Band Deine Freunde verschafft.

«Das Beste an der Schule ist kein Fach. Ich wette, das hast du dir schon gedacht»: Deine-Freunde-Frontmann Florian Sump. Foto: Oliver Abels / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)
«Das Beste an der Schule ist kein Fach. Ich wette, das hast du dir schon gedacht»: Deine-Freunde-Frontmann Florian Sump. Foto: Oliver Abels / Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Die Kinder strecken ihre Hände in die Luft und hüpfen. Einige Jungen und Mädchen versuchen sich in coolen Hiphop-Bewegungen, während fröhliche Elektro-Beats die Aula der Bremer Grundschule beschallen. Rund 200 Mädchen und Jungen singen begeistert nach, was die Musiker der Hamburger Hiphop-Band Deine Freunde vorrappen. Kinder, die anfangs noch still und staunend zur Bühne blicken, tauen nach und nach auf und springen mit. «Gut gemacht», sagt ein Junge aus der ersten Reihe, als Sänger Florian Sump (36) ihm das Mikrofon hinhält. «Cool», urteilt ein anderer.

Für die meisten der Schülerinnen und Schüler ist es das erste Hiphop-Konzert ihres Lebens, viele haben noch nie eine Band live auf der Bühne gesehen. Manche haben auch noch nie von dem Trio Deine Freunde gehört. «Nein, ich kenne sie nicht», sagt zum Beispiel der acht Jahre alte Lucas Fahrenholz.

Zum Spaß hatte seine Mutter bei einem Gewinnspiel eines Brotherstellers mitgemacht, für den die Band den Song «Drück auf Pause» komponiert hat. Als sie damit einen Auftritt der Band in der Klasse ihres Sohns gewann, war sie überrascht. «Ich musste erstmal die Schulleitung informieren», erzählt sie. Diese zeigte sich erfreut und schlug vor, die gesamte Grundschule zum Konzert einzuladen.

«Wir spielen sonst nie vor Kindern, die unsere Songs nicht kennen», sagt Band-Mitglied Lukas Nimscheck (29), der gute Erinnerungen an seine Grundschulzeit hat. «Das ist die Zeit, in der dich deine Eltern bedingungslos unterstützen.»

Ein paar Schüler kennen die Songs des Trios, das mit dem Song «Schokolade» bekannt geworden ist, aber doch. «Hausaufgaben» rufen mehrere Jungen und Mädchen, die dicht gedrängt vor der Bühne stehen. Aber auch bei den anderen kommen die fröhlichen Songs über Ferien, einen verlorenen Flummi oder die Erwachsenendrohung «Mein lieber Freund, ich zähl bis drei» gut an. Eltern und Lehrer schmunzeln bei Texten wie: «Das Beste an der Schule ist kein Fach. Ich wette, das hast du dir schon gedacht.»

Bands, die moderne Musik für Kinder machen, gibt es inzwischen viele, bekannt sind neben Deine Freunde zum Beispiel Randale und Pelemele. «Es gibt einen wachsenden Markt an speziellen Angeboten für Kinder», sagt Andreas Lehmann-Wermser von der Hochschule für Musik, Theater und Medien in Hannover. Ihm zufolge gibt es heute mehr Eltern als früher, die ihren Kindern Musik oder Konzertkarten kaufen. «Die Bands verdienen damit Geld.»

Dass sich dadurch viele Kinder für Musik interessieren, findet er positiv. «Wir erleben seit einigen Jahren ein Revival des Singens.» Das habe auch mit Castingshows, Computer-Singspielen und mitreißender Kindermusik zu tun.

Für Deine Freunde, die sich als die coolste Kinderband der Welt bezeichnen, haben Kinder als Publikum viele Vorteile. «Es ist die pure, ehrliche Freude, die wir auf unseren Konzerten erfahren», sagt Sänger Florian Sump, der Vater eines zwei Jahre alten Sohns und einer zehn Wochen alten Tochter ist. Band-Kollege Markus Pauli, der auch als Live-DJ für die Band Fettes Brot arbeitet, nennt als Besonderheit, dass die Konzerte nachmittags beginnen. «Um 18 Uhr sind die Konzerte vorbei», sagt der 39-Jährige, der keine Kinder, aber zwei Katzen hat.

Nimscheck, der gerne mit seinem Lebenspartner ein Kind adoptieren würde, schätzt am Kinderpublikum, dass Mädchen und Jungen nicht übergriffig werden. Schreiende, stalkende Fans gebe es unter Sechs- bis Zwölfjährigen nicht. Dafür aber Kinder, die den Musikern einen Streich spielen wollen: «Hört bitte damit auf, unsere Schnürsenkel aufzumachen», müssen die Sänger Sump und Nimscheck am Donnerstag mehrfach zu den Kids in der ersten Reihe sagen. Von Helen Hoffmann, dpa

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