Meinungsumfrage an Uni Greifswald zum Namenspatron Arndt startet – behalten oder ablegen?

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GREIFSWALD. Im seit einem Jahr schwelenden Streit um den Namenspatron Ernst Moritz Arndt befragt die Universität Greifswald jetzt ihre Mitglieder. Am heutigen Montag ist eine elektronische Umfrage gestartet, an der Professoren, Studierende, wissenschaftliche und Verwaltungsmitarbeiter und Emeritierte teilnehmen können. Aufgrund der langen und kontroversen Diskussion um das Thema wolle sich der Senat ein Meinungsbild verschaffen, teilte die Hochschule mit. Die bis zum 8. Dezember laufende Umfrage sei keine Wahl oder Abstimmung zum Uni-Namen und sei auch nicht bindend für den Senat.

Zwiespältiger Namenspatron: Ernst Moritz Arndt. Illustration: Wikimedia Commons
Zwiespältiger Namenspatron: Ernst Moritz Arndt. Illustration: Wikimedia Commons

Als alternative Antwortmöglichkeiten zur Ablegung oder Beibehaltung des Namenszusatzes können Unentschlossene auch angeben, dass sie mit beiden Varianten einverstanden wären. Ob ein Kompromiss – sowohl Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald wie auch Universität Greifswald – möglich sei, müsse jedoch noch rechtlich geprüft werden.

Seit fast einem Jahr wird in Greifswald über den Namen gestritten. Der Senat, als höchstes Hochschulgremium, hatte im Januar die Ablegung des Namens mit notwendiger Zweidrittelmehrheit beschlossen. Den Beschluss erkannte später das Bildungsministerium wegen formaler Mängel nicht an. Im Oktober legten mehrere Senatoren einen neuen Antrag zur Ablegung des Namens vor.

Der in Pommern geborene Arndt (1769-1860), Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung und Kämpfer für ein einheitliches Deutschland, ist wegen nationalistischer und antisemitischer Äußerungen umstritten. Der Name war der Universität 1933 zuerkannt worden. Nach der Entscheidung im Januar entbrannte in Greifswald ein hitziger Streit über die Namensablegung. Viele Greifswalder sprachen sich für eine Beibehaltung des Namens aus. Nach Ernst-Moritz-Arndt sind auch zahlreiche Schulen in Deutschland benannt. N4t/ mit Material der dpa

Darf ein Antisemit Namenspatron einer Uni sein? Greifswald streitet über umstrittenen Ernst Moritz Arndt

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1 Kommentar
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sofawolf
6 Jahre zuvor

Kritisch behalten !

Martin Luther ist auch für seine Judenfeindlichkeit bekannt und für seine seinerzeitige Frauensichtweise (Rollenverteilung) und wurde dieses Jahr viel geehrt, u.a. in einer total bescheuerten Fernsehshow im ZDF, wo seine Lebensstationen „nachgesungen“ wurden. Das war das peinlich, aber andere fanden es toll.