Studie: Die deutschen Hochschulen lassen immer noch Potenziale ungenutzt – bei Flüchtlingen etwa

3

BERLIN. Aufstiegschancen für Nichtakademiker, passgenaue Bildung von Flüchtlingen – an den deutschen Hochschulen ist nach Expertenmeinung noch viel Luft nach oben. Das zeigt ein gemeinsamer Bericht vom Stifterverband und der Unternehmensberatung McKinsey.

Bei der Förderung von Studierenden aus bildungsfernen Familien ist noch Luft nach oben. Foto: this.is.seba / flickr (CC BY-SA 2.0)
Die Förderung von Studierenden aus bildungsfernen Familien gelingt noch nicht optimal. Foto: this.is.seba / flickr (CC BY-SA 2.0)

Im Jahr 2020 werden nach einer Studie in deutschen Hochschulen mindestens 40.000 Flüchtlinge eingeschrieben sein. Es könnten aber auch doppelt so viele sein, wenn Hürden wie fehlende Sprachkenntnisse, finanzielle oder gesundheitliche Probleme beseitigt würden. Das geht aus einem Report von Stifterverband und Unternehmensberatung McKinsey hervor, der am Montag veröffentlicht wurde. «Die Motivation vieler Flüchtlinge in den ersten Monaten nach ihrer Ankunft in Deutschland ist besonders hoch», so McKinsey-Partnerin Solveigh Hieronimus.

Dieses Potenzial sollte besser genutzt werden. Die Dauer von der Einreise bis zur Aufnahme eines Studiums sollte durch Ausbau von vorbereitenden Sprach- und Fachkursen an Hochschulen verkürzt werden. Die Kompetenzen der Flüchtlinge sollten besser erfasst werden. Sie sollten auch frühzeitig beraten werden, so die Studienautoren. So sollten Flüchtlinge leichter ihren passenden Platz im Bildungssystem finden.

«Unser Hochschulbildungssystem bewegt sich grundsätzlich in die richtige Richtung, aber nicht schnell genug», sagte der Vize-Generalsekretär des Stifterverbands, Volker Meyer-Guckel. Im Lehramt gebe es immer weniger Studienanfänger für den naturwissenschaftlich-mathematischen Bereich. In großem Stil mangelt es laut Report auch an Nachwuchs-Informatikern. Bis zu 95.000 Datenspezialisten und bis zu 24.000 Informatiklehrer fehlten in Deutschland.

Anzeige

Wer aus Familien mit niedrigeren Bildungsabschlüssen komme, habe in den Hochschulen immer noch viel schlechtere Chancen: Nur acht von 100 Nichtakademiker-Kindern erwerben den Master gegenüber 45 Kindern aus Akademikerhaushalten.

Der jährliche Hochschul-Bildungs-Report betrachtet Bereiche wie chancengerechte Bildung, Lehrer-Bildung oder Bildung im naturwissenschaftlich-mathematisch-technischen Bereich. Mit Experten formulieren die Studienautoren Ziele. Um zu messen, wie weit die Ziele erreicht wurden, stellen sie 75 Indikatoren auf. Gemessen wird dies anhand von Daten unter anderem des Statistischen Bundesamtes, des Deutschen Zentrums für Hochschul- und Wissenschaftsforschung oder der Hochschulrektorenkonferenz. dpa

Hier geht es zum „Hochschulbilungsreport“.

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

3 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
xxx
6 Jahre zuvor

Ich hoffe sehr, dass chancengerechte Bildung nicht auch noch bei den Naturwissenschaften dominieren wird. Wer Mathematik nicht kann, hat im MINT-Bereich nichts verloren.

Liebe Gerechtigkeitsfans: Verlagert Eure Arbeit mal besser in den Bereich Sport. Dann wird Deutschland zwar keine Medaille mehr bei Olympischen Spielen holen, aber die von Euch verhasste Bestenauslese ist dann beseitigt und Ihr richtet keinen weiteren Schaden mehr in Wirtschaft und seriöser Forschung an.

Cavalieri
6 Jahre zuvor

In der eigentlichen Presseerklärung steht aber eine andere Überschrift:

http://www.poppress.de/news/berlin-duesseldorf-studie-von-stifterverband-und-mckinsey-in-deutschland-fehlen/55457233

Und es wird ein „Pflichtfach Informatik“ gefordert. Außerdem ist von „Datenanalysekompetenzen“ die Rede.

xxx
6 Jahre zuvor
Antwortet  Cavalieri

Unter einem Pflichtfach Informatik stellen sich die McKinseys aber nicht Informatik im eigentlichen Sinne vor, vielmehr „Informationstechnologische Grundbildung“, was man wahrheitsgetreuer mit Office & Internet übersetzen kann. Mit Programmierern kann McKinsey nicht viel anfangen, mit Betriebswirten schon eher, was die Forderung nach Datenanalysekompetenzen unterstreicht. Office & Internet kann eigentlich jeder Lehrer unterrichten, hängen bleiben wird es aber bei den Mathematikern, Physikern und evtl. noch Chemikern.