Studie: Lernschwache Kinder lernen an Förder- und Inklusionsschulen gleich schnell – Fazit der Forscher: Für Kompetenzaufbau ist Schulform nebensächlich

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BIELEFELD. Ob Kinder mit einer Lernschwäche auf eine Förder- oder Inklusionsschule gehen, ist für den Ausbau ihrer Lese- und Schreibkompetenzen kaum von Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Universitäten Bielefeld, Marburg und Gießen. Sie haben in einer Längsschnittstudie 410 Grundschüler in der dritten und vierten Klasse mit einer Lernbeeinträchtigung mehrmals befragt. Die Schüler aus Nordrhein-Westfalen wurden zu drei Zeitpunkten auf ihr Leseverständnis getestet und mussten eine Rechtschreibprobe abgeben. Dabei zeigte sich, dass die Kinder an den Inklusionsschulen zwar zu allen drei Zeitpunkten durchweg stärker in den Tests waren. Beim Ausbau der Kompetenzen waren Schüler an Inklusions- und Förderschulen aber fast gleich auf.

Viele Schüler in Deutsschland leiden unter Leistungsdruck - sie werden von ihren Eltern zur Nachhilfe geschickt, obwohl's gar nicht nötig erscheint. Foto: Greg Westfall / Flickr (CC BY 2.0)
Als Lernstörung gilt, wenn ein Schüler schlechtere Leistungen bringt, als seine Intelligenz erwarten lässt. Foto: Greg Westfall / Flickr (CC BY 2.0)

So machten die Schüler an Inklusionsschulen zwar beim Lesen etwas stärkere Fortschritte als die Kinder an Förderschulen. Umgekehrt war der Kompetenzzuwachs beim Nachwuchs an Förderschulen aber beim Schreiben größer als bei dem an Inklusionsschulen. «Die Studie zeigt: Für den Kompetenzausbau kommt es nicht so sehr auf die Schulform an», sagte Elke Wild von der Universität Bielefeld. Entscheidend sei vielmehr die Qualität der einzelnen Schule. Sie forderte, dass der Unterricht an allen Schulen unabhängig von der Schulform auf einem möglichst hohen Niveau stattfinden muss.

Dass Kinder an Inklusionsschulen in allen Tests besser abschnitten als jene an Förderschulen, führt Wild darauf zurück, dass vor allem die lernstärkeren Kinder auf eine solche Schule kämen. Die deutlich schwächeren Schüler würden dagegen häufig eher eine Förderschule besuchen. Insgesamt haben laut Wild sieben Prozent aller Schüler einen festgestellten sonderpädagogischen Förderbedarf. dpa

Studie: Inklusion ist erfolgreich (wenn die Bedingungen stimmen) – im Großen und Ganzen. Einzelne Schüler tun sich allerdings schwer

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1 Kommentar
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xxx
6 Jahre zuvor

Aus dem Artikel entnehme ich folgendes:
– Wenn überhaupt gehen nur leicht lernbehinderte Schüler auf eine Regelschule.
– Der Lernfortschritt auf der Regelschule ist vergleichbar mit dem auf der Förderschule.

Wahrscheinlich nicht untersucht wurden der Lernfortschritt und der Wissensstand im Vergleich zu den schwächsten nichtbehinderten Schülern.

Das Zitat „Sie forderte, dass der Unterricht an allen Schulen unabhängig von der Schulform auf einem möglichst hohen Niveau stattfinden muss.“ finde ich wichtig. Ich bin gespannt, wie die Lehrerinnen an der Grundschule das umsetzen. Man hört ja ganz schlimmes. Vermutlich meinte Frau Wild aber nicht das fachliche Niveau, sondern eher die Betreuung der lernbehinderten Kinder. Was mit den nichtbehinderten oder gar den wirklich guten Kindern passieren soll, spielt keine Rolle.