Behindertenbeauftragter sorgt sich um Qualität der Inklusion: „Mir ging das zu schnell“

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KIEL. Knapp 70 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden in Schleswig-Holstein mittlerweile an allgemeinbildenden Schulen unterrichtet. Damit hat das nördlichste Bundesland im Ländervergleich eine der höchsten Inklusionquoten. Doch nach Meinung von Ulrich Hase ist nicht alles Gold, was glänzt.

Mehr Engagement für die Barrierefreiheit in Gebäuden hat Schleswig-Holsteins Landesbehindertenbeauftragter Ulrich Hase hat von der Politik eingefordert. Notwendig seien Barrierefreiheitsgutachten für öffentliche und öffentlich zugängliche Gebäude, sagte Hase bei der Vorstellung seines Tätigkeitsberichts. «Denn in fast allen öffentlichen Gebäuden, in die ich reingehe, fehlt etwas.» Manchmal werde die Barrierefreiheit gar nicht beachtet.

unterer Teil eines Rollstuhls. Ist beim hohen Tempo die Qualität verloren gegangen? Einen Tag bevor der schleswig-holsteinische Landesrechungshof dem Landtag zur Inklusion berichtet, meldet der Landesbehindertenbeauftragte Ulrich Hase Bedenken an. Foto: zeevveez / flickr (CC BY 2.0)
Ist beim hohen Tempo die Qualität verloren gegangen? Einen Tag bevor der schleswig-holsteinische Landesrechungshof dem Landtag zur Inklusion berichtet, meldet der Landesbehindertenbeauftragte Ulrich Hase Bedenken an. Foto: zeevveez / flickr (CC BY 2.0)

«Ich finde, das muss transparent werden», sagte Hase. Er begrüßte einen von der Landesregierung geplanten Barrierefreiheitsfonds. Der beinhalte zwar nur zehn Millionen Euro. «Zum ersten Mal wird aber ein Zeichen gesetzt», sagte der Behindertenbeauftragte.

Nach Hases Angaben lebten in Schleswig-Holstein Ende 2015 mehr als 545000 Menschen mit Behinderung, das waren rund 18 000 mehr als zwei Jahre zuvor. Mehr als 335 000 Menschen gelten als schwer behindert. Die älter werdende Gesellschaft sei ein deutlicher Faktor für den Anstieg, sagte Hase.

Etwas weniger Tempo hätte sich Hase beim Thema Inklusion gewünscht. Knapp 68 Prozent der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden im Norden mittlerweile in allgemeinbildenden Schulen unterrichtet, wie er sagte. Diese Quote treffe jedoch keine Aussage über die Qualität der Beschulung. Sie sollte wissenschaftlich erhoben werden, um daraus Schlüsse für die zukünftige Ausgestaltung der schulischen Inklusion zu ziehen.

«Ich hätte mir mehr Zeit genommen für Modelle», sagte der Beauftragte. «Mir ging das zu schnell.» Neue Stellen für Sonderpädagogen zu schaffen reiche nicht. «Sie müssen mit starken Reizen angeworben werden, damit die Stellen in Schleswig-Holstein auch besetzt werden.» (dpa)

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