Fast jede vierte Schulform-Empfehlung falsch: GEW sieht das Problem (auch) in zu frühem Übergang der Schüler

2

DÜSSELDORF. Fast jede vierte Schulform-Empfehlung ist falsch – vor allem Kinder aus bildungsfernen Familien schaffen es seltener aufs Gymnasium als Schüler aus Akademikerhaushalten. Diese Ergebnisse einer Studie der TU Dortmund im Auftrag der Stiftung Mercator hat die GEW auf den Plan gerufen. Damit bestätige sich einmal mehr „die soziale Selektivität unseres Schulsystems“, so stellt die nordrhein-westfälische GEW fest. Sie fordert einen schulpolitischen Paradigmenwechsel.

Fordert bessere Rahmenbedingungen insbesondere für Brennpunktschulen: GEW-Landeschefin Dorothea Schäfer. Foto: GEW

„Die Ergebnisse der Mercator-Studie zeigen eindringlich den politischen Handlungsbedarf. Wir fordern schon lange, das Thema Chancengleichheit im Schulsystem endlich wirksam anzugehen“, kommentierte die Vorsitzende der GEW NRW, Dorothea Schäfer, die Studienergebnisse, die am Freitag in Düsseldorf vorgestellt wurden (News4teachers berichtete).

„Für uns sind die Rahmenbedingungen der einzelnen Schulen entscheidend“, erklärte Dorothea Schäfer. Schulen, die besondere Herausforderungen bewältigen müssen, müssten von der Politik besonders unterstützt werden. „Das geht natürlich nicht ohne zusätzliches Personal.“ Die GEW NRW setzt auf die Einführung eines schulbezogenen Sozialindexes für die Identifizierung und bessere Ressourcenausstattung von Schulen mit schwierigen sozialen Ausgangslagen und auf deren Umwandlung in gebundene Ganztagsschulen. „Hier kommt es ganz besonders auf eine bessere personelle Ausstattung mit genügend Lehrkräften, Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern und pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Ganztag an“, unterstrich Dorothea Schäfer. Da insbesondere an diesen Schulen viele Lehrerstellen derzeit unbesetzt seien, müssten Anreize zur Gewinnung von Lehrkräften geschaffen werden.

Dorothea Schäfer betont: „Das Problem der Übergangsempfehlung entsteht vor allem durch die zu frühe Verteilung auf bestimmte Bildungsgänge. Es wäre besser, wenn die Entscheidung über den angestrebten Bildungsabschluss nicht bereits am Ende der Grundschulzeit getroffen werden müsste. Die Gesamtschulen zeigen, dass für viele Schülerinnen und Schüler ein höherer Bildungsabschluss möglich ist, als im vierten Schuljahr vorhergesagt wurde.“ Die Studienautoren haben einen verpflichtenden Test für Viertklässler gefordert, um Empfehlungen für die weiterführenden Schulen treffender und gerechter zu machen. N4t

Studie: Fast jede 4. Schulform-Empfehlung ist falsch – Forscher fordern unabhängigen Pflicht-Test für Viertklässler

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

2 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
xxx
6 Jahre zuvor

Für die gew bedeutet falsche Empfehlung lediglich nicht aufs Gymnasium. die sind aber auch Verfechter der einheitsschule. die Leistungsfähigkeit der Gesamtschüler im Vergleich zu den gymnasiasten zeigt aber, dass das falsch ist.

FLK
6 Jahre zuvor

Der Artikel könnte auch heißen 75% der Schulformempfehlungen sind richtig, was wiederum einen beeindruckend guten Schnitt darstellt. Was an Gesamtschule geschieht und warum hier mehr Kinder Abitur machen, sollte man sehr kritisch sehen und man kann dies auch nur dann verstehen, wenn man den Blick hinter die Kulissen hat. Aus meiner Sicht hat dies auch viel damit zu tun, dass Abiturienten an Gesamtschulen während ihrer gesamten Schullaufbahn wesentlich weniger für das Abitur leisten müssen, als sie es am Gymnasium müssten.Beispielsweise sind in manchen Bundesländer mündliche Abiturprüfungen ohne Anwesenheit eines Gymnasiallehrers möglich. Auch dass der Unterricht in Grundfächern der gymnasialen Oberstufe durch Haupt- und Realschullehrer unterrichtet wird, ist sehr gängig.