Hohe Schulden: Katholische Kirche schließt acht Schulen in Hamburg

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HAMBURG. Die katholische Kirche im Norden steht wegen finanzieller Probleme vor massiven Einschnitten. Von insgesamt 21 katholischen Schulen sollen in Hamburg nur 13 übrig bleiben. Eltern und Politiker reagieren entsetzt. Schulsenator Ties Rabe (SPD) versuchte zu beruhigen: Hamburgs staatliche Schulen würden in den kommenden Anmelderunden die zusätzlich zu erwartenden Kinder aufnehmen. Der Senat stehe zu seiner Verantwortung gegenüber Kindern und Eltern sowie zu seiner Verantwortung für eine angemessene Privatschulfinanzierung – mehr Geld für die katholischen Schulen lehnte Rabe aber ab.

Der katholischen Kirche geht das Geld aus. Foto: daniel zimmel / flickr (CC BY-SA 2.0)

Die katholische Kirche im Norden muss auch bei der Bildung kürzen. Aufgrund der hohen Schulden des Erzbistums Hamburg sollen acht von insgesamt 21 katholischen Schulen in Hamburg geschlossen werden. «Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht», sagte Generalvikar Ansgar Thim  in Hamburg. «Doch um sowohl den verbleibenden Schulen als auch dem gesamten Erzbistum eine Zukunft zu ermöglichen, sind diese Schließungen unumgänglich.» Betroffen sind drei Schulen im Stadtteil Harburg, zwei Schulen in Altona, zwei Schulen in Barmbek und eine Schule in St. Georg. Die Schulen sollen jedoch nicht sofort geschlossen werden, sondern alle betroffenen Schüler können ihre Schulzeit dort noch beenden.

Nur ein Anfang

Hintergrund der Schließungen ist die finanziell angespannte Situation des Erzbistums. Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Ernst & Young hat das Erzbistum Hamburg, zu dessen Gebiet auch Schleswig-Holstein und Mecklenburg gehören, knapp 80 Millionen Euro Schulden. Diese würden bis 2021 auf bis zu 350 Millionen Euro anwachsen, falls nicht umgehend umgesteuert wird. Als Auslöser für die Finanzkrise werden ein Sanierungsstau bei den rund 1000 Kirchen und Gebäuden sowie hohe Pensionsverpflichtungen bei den katholischen Schulen angegeben. «Wir werden Kirchen schließen müssen, wir werden Gemeindehäuser aufgeben müssen», kündigte Thim an. Die Schulschließungen seien nur ein Anfang.

«Diese Entscheidung nicht zu treffen, würde bedeuten, alle katholischen Schulen im Erzbistum zu gefährden», sagte Christopher Haep, Leiter Abteilung Schule und Hochschule. Ausschlaggebend für die Auswahl der Standorte seien «die bauliche Situation, die dringend notwendigen Sanierungs- und die langfristigen Investitionsbedarfe» gewesen. An fünf Schulen sollen bereits zum Schuljahr 2018/2019 keine neuen Schüler mehr aufgenommen werden. Für drei weitere Schulen (Sophienschule in Barmbek und zwei Grund- und Stadtteilschulen in Harburg) prüfe das Erzbistum, ob durch die Beteiligung Dritter eine Lösung zum Erhalt der Standorte erzielt werden könne. Von der Stadt habe es jedoch kein Angebot für eine Schulübernahme gegeben.

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Zahlreiche Eltern zeigten sich entsetzt über die Entscheidung. «Bei den Eltern bleibt ein Gefühl der Hilflosigkeit», sagte etwa Joachim Koutzky. Die Eltern seien auch viel zu spät informiert worden.

Auch Schulsenator Ties Rabe (SPD) bedauerte die Entscheidung. «Besonders für den Bezirk Harburg ist das eine sehr unglückliche Entscheidung.» Er gehe jedoch davon aus, dass die meisten staatlichen Schulen höhere Anmeldezahlen verkraften können. Eine höhere finanzielle Unterstützung für die katholischen Schulen lehnte der Senator aber ab. «Hamburg kann nicht einen einzelnen Schulträger besser stellen als die anderen.» Der Schulsenator brachte auch die Möglichkeit ins Spiel, dass andere private Träger einspringen könnten, um die Schulen zu retten. «Wenn es entsprechende Lösungsvorschläge gibt, werden wir das sehr konstruktiv begleiten.» Mit dem Erzbischof habe er sich über die Lage ausgetauscht und weitere Gespräche auf Arbeitsebene vereinbart.

Die schulpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Birgit Stöver, machte auch den Senat für die Schulschließungen verantwortlich: «Schuld sind auch die seit vielen Jahren völlig unzureichenden Zuwendungen der Stadt für den Betrieb und die Sanierung.» Durch den Wegfall der katholischen Schulen müssten die Schüler künftig im öffentlichen Schulwesen beschult werden, wodurch dem Steuerzahler höhere Kosten entstünden. dpa

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