Kita-Leitung mit Masterabschluss: Zeugnisse für die ersten Absolventen

Der noch junge Studiengang „Kita-Master“ will angehende und bereits aktive Leitungspersonen zentrale Qualifikationsbausteine vermitteln, um sie bei ihrer Aufgabe zu unterstützen. Schleswig Holsteins Bildungsministerin Karin Prien gratuliert den ersten 14 Absolventinnen und Absolventen.

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KIEL. Für insgesamt 14 Männer und Frauen ist heute ein Tag zum Feiern: Nach vier Semestern Doppelbelastung mit Studium und Kita-Alltag haben sie den Studiengang „Kita-Master – Leitung frühkindlicher Bildungseinrichtungen“ an der Europa-Universität Flensburg abgeschlossen und erhalten ihr Zeugnis – überreicht von Schleswig Holsteins Bildungsministerin Karin Prien.

Sieht nett aus - ist aber tatsächlich harte Arbeit: der Erzieherinnen-Alltag. Foto: Thomas Pompernigg/Flickr (CC BY-SA 2.0)
Die Organisatoren des „Kita-Master“ sehen den Studiengang auch als Antwort auf die gestiegenen Anforderungen an die frühkindliche Bildung. Foto: Thomas Pompernigg/Flickr (CC BY-SA 2.0)

Im Wintersemester 2015 startete das berufsbegleitende Weiterbildungsstudium „Kita-Master“ als Kooperationsprojekt der Europa-Universität Flensburg (EUF) und des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH). Das Ziel laut IQSH: den Studierenden zentrale Qualifikationsbausteine für eine erfolgreiche Leistungskarriere vermitteln und dadurch einen Beitrag zur Professionalisierung der Frühpädagogik leisten. Der Studiengang richtet sich daher an Leitungen oder potenzielle Leitungen von Kindertagesstätten und frühkindlichen Bildungseinrichtungen. „Mit dem Kita-Master wird der Aufwertung frühkindlicher Bildung und den deutlich gestiegenen Anforderungen an das Leitungspersonal frühkindlicher Bildungseinrichtungen Rechnung getragen“, so die Einschätzung von Professor Jürgen Schwier, Vizepräsident für Studium und Lehre der EUF und Leiter des Studiengangs Kita-Master.

Vereinbarkeit von Beruf und Studium
Insgesamt 29 Studierende begannen im ersten Wintersemester das Studium. 14 von ihnen haben es nun in der vorgesehenen Studienzeit von vier Semestern erfolgreich mit dem „Master of Arts“ abgeschlossen. Die restlichen Studierenden der ersten Generation schreiben, bis auf zwei, die das Studium abgebrochen haben, noch ihre Masterarbeit. Zu ihnen gehört auch Nicole Weyer (36), Diplom-Sozialpädagogin und Kita-Leiterin aus Nordrhein-Westfalen. Für sie war das Kooperationsprojekt der EUF und IQSH ein Glücksfall: Sie hatte bewusst nach einem berufsbegleitenden Studiengang gesucht, der ihr ermöglicht, sich qualitativ im Bereich der frühkindlichen Bildung weiterzuentwickeln und ihre Leitungsarbeit zu professionalisieren. Genau das habe der Kita-Master ihr geboten, so Weyer: „Meine Erwartungen wurden alle erfüllt – Struktur des Studiums, Inhalt und Betreuung haben mich überzeugt.“

Es ist eine immense Herausforderung, Studium, Beruf, Familie und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das bedarf eines bewusst strukturierten Zeitmanagements.

Das Studium, das sowohl aus Präsenzveranstaltungen als auch E-Learning-Einheiten besteht, habe sich beispielsweise gut neben den beruflichen Verpflichtungen in den Alltag integrieren lassen. Das wöchentliche, für alle Studierende verpflichtende Online-Seminar, das sogenannte Webinar, fand etwa immer erst abends statt. „Das passte gut in meinen Tagesrhythmus. Nach der Arbeit schlüpfte ich dann in die Rolle der lernenden Studentin“, erzählt Weyer. Dazu gehörten neben den Pflichtseminaren deren Vor- und Nachbereitung, schriftliche Ausarbeitungen und Klausuren. Um das Arbeitspensum bewältigen zu können, lernte Weyer auch an Wochenenden und legte Nachtschichten ein. „Es ist eine immense Herausforderung, Studium, Beruf, Familie und den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Das bedarf eines bewusst strukturierten Zeitmanagements.“ Unterstützung erhielt die Kita-Leiterin von ihrer Familie, ihrem Team und dem Kita-Träger, den Kinderzentren Kunterbunt. „Der Träger ist mir sehr wertschätzend begegnet und hat mich unterstützt, wo es ging.“

Mehr Sicherheit im Arbeitsalltag
Trotz der Doppelbelastung lässt Nicole Weyer jedoch keinen Moment den Eindruck entstehen, die Entscheidung zum Studium je bereut zu haben. „Im Gegenzug haben wir eine vielfältige und umfassende Ausbildung erhalten und zentrale Qualitätsbausteine an die Hand bekommen, wie man eine Kita erfolgreich führen kann.“ Dafür sorgten die sieben Module zu den inhaltlichen Schwerpunkten:

  • Leitungsarbeit, Personalführung, Kommunikation,
  • Elternarbeit, Erziehungspartnerschaften, Beratung,
  • Finanzen, Recht, Öffentlichkeitsarbeit,
  • Gesundheit, Bewegung, Prävention,
  • Inklusion, Entwicklungsdiagnostik,
  • Frühkindliche Kompetenzentwicklung sowie
  • Institutionelle Rahmenbedingungen, Qualitätsmanagement.

Das neu gewonnene Wissen nutzt Weyer bereits im Kita-Alltag: Durch die Schwerpunkte „Qualitätsmanagement“ sowie „Finanzen und Recht“ begegne sie Aufgaben aus diesen Bereichen mittlerweile mit mehr Sicherheit. Darüber hinaus sei es dem Studium durchgehend gelungen, aktuelle Forschungsergebnisse mit aktuellen Fragestellungen aus der Praxis zu verknüpfen und auf diese Weise Reflektionsprozesse anzuregen.

Für Nicole Weyer ist klar: Die vielen Vorteile des „Kita-Master“ überwiegen die vorübergehende Mehrarbeit. „Man geht aus dem Studium als gestärkte und erfahrenere Pädagogin hervor.“ Deshalb will sie dazu beitragen, dass der Studiengang in der Zielgruppe bekannter wird. Derzeit sind nach Informationen des IQSH 93 Personen aus 15 Bundesländern eingeschrieben. „Es werden überall qualifizierte Fachkräfte gebraucht, die den Wandel der frühkindlichen Bildung engagiert mitgestalten können“, so Weyer. Eine Chance für mehr Qualität sieht sie im noch jungen Studiengang. Von Anna Hückelheim, Agentur für Bildungsjournalismus

Der Studiengang im Überblick: Kosten, Fristen und Voraussetzungen
Zum Weiterbildungsstudium „Kita-Master“ kann zugelassen werden, „wer über ein abgeschlossenes bildungswissenschaftliches Hochschulstudium mit mindestens 180 Leistungspunkten verfügt und eine qualifizierte pädagogische Berufstätigkeit im Bereich frühkindliche Bildung wahrnimmt beziehungsweise wahrgenommen hat“. Daneben können sich auch Personen ohne ersten Hochschulabschluss beziehungsweise beruflich Qualifizierte mit einschlägiger Berufserfahrung im Bereich frühkindlicher Bildungseinrichtungen für den Studiengang bewerben. Voraussetzung ist das erfolgreiche Ablegen einer Eingangsprüfung. Weitere Informationen zu den Zulassungsvoraussetzungen bietet die Internetseite des Instituts für Qualitätsentwicklung an Schulen Schleswig-Holstein (IQSH).

  • Die Anmeldefrist für den Studiengang „Kita-Master“ endet zum Wintersemester in der Regel am 31. August sowie zum Sommersemester am 15. Februar. Im Falle einer notwendigen Eingangsprüfung endet die Anmeldefrist am 31. Januar.
  • Die Studiengebühr beträgt pro Semester 690 Euro inklusive der Masterarbeit. Hinzukommen die Semestergebühren und die gegebenenfalls 100 Euro teure Eingangsprüfung.
  • Das nächste Informations-Webinar des IQSH findet am Mittwoch, dem 7. Februar 2018, von 18 bis 19 Uhr statt: http://connect.iqsh.de/infova/
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2 Kommentare
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ysnp
6 Jahre zuvor

Schön, dass die Möglichkeit geschaffen wird, dass man in diesem Bereich studieren kann. Ich frage mich allerdings, ob der Master vom Anspruch her gleichwertig mit anderen Studiengängen zu sehen ist. Ein Masterabschluss ist ja nicht ohne.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Wenn man sieht, dass die IHKs mit ihren Fortbildungsinstituten in Zusammenarbeit mit Hochschulen für angewandte Wissenschaften die Möglichkeit bieten zusätzlich zum Fachwirt einen Bachelor-Abschluss in BWL zu erwerben, der dann zu einem Master-Studiengang berechtigt, ist der MAster für staatlich geprüfte Erzieherinnen ein Ansatz für Chancengerechtigkeit.

Die staatlich geprüften Berufsschulabschlüsse gehen über das Niveau der Meisterkurse der Kammern hinaus und stehen den Bachelor-Studiengängen der Hochschulen nicht weit nach. Hinzu kommt dass es für Meister mit Berufserfahrung ebenfals die Möglichkeit zur Studienaufnahme gibt.

Ich finde es gut, wenn es für berufserfahrene Praktiker andere Hochschulzugangsberechtigungen als die FHR und die AHR gibt.