Nur Schulleiter oder schon Manager? Kretschmann stellt mehr Geld in Aussicht

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STUTTGART. Schulleiter sind mit ihren vielfältigen Aufgaben vergleichbar mit Managern eines Kleinunternehmens. Doch dasselbe Gehalt bekommen sie keineswegs. Der Ministerpräsident und die Kultusministerin von Baden-Württemberg wollen für sie die Schatulle öffnen.

Die Landesregierung will die Rektoren an den Südwest-Schulen besser stellen. «Wir müsse den Schulleitern mehr bezahlen und ihnen die einfachen Verwaltungsarbeiten abnehmen», sagte Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne). Er verspricht sich nach dem schlechten Abschneiden baden-württembergischer Schüler in den jüngsten Bildungsstudien unter anderem davon eine bessere Qualität der Schulen. Mit der Ankündigung kommt er einer langjährigen Forderung von Lehrerverbänden und Kommunen entgegen, die wegen der geringen Zahl von Bewerbern auf Schulleiterposten attraktivere Bedingungen angemahnt hatten.

Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) kündigte unterdessen an, bis zum Frühjahr ein entsprechendes Konzept zu erstellen. «Auf die Schulleiter kommt es besonders an, wenn wir über Qualität an den Schulen reden.» Sie seien entscheidend für die Motivation der Lehrkräfte, für die Qualitätsentwicklung an der Schule und damit auch für den Erfolg einer Schule und ihrer Schüler. «Wir überlegen dabei besonders, wie wir das Profil des Rektorenberufs schärfen können.» Zudem gehe es darum, frühzeitig Kandidaten für einen Leitungsposten zu gewinnen und sie auf ihre Führungsrolle vorzubereiten.

Höhere finanzielle Anreize sind nach Kretschmanns Worten für Rektoren von Grundschulen und weiterführenden Schulen außer dem Gymnasium nötig. Der Gymnasialrektor werde bereits auf einer hohen Besoldungsstufe entlohnt. Der Schulleiter soll sich nach Kretschmanns Überzeugung vor allem um die Personalführung, die pädagogische Grundstimmung an der Schule und die Einheit des Kollegiums kümmern.

Von den kommunalen Schulträgern bezahlte Verwaltungsassistenten könnten den Schulleiter von Bürokratie entlasten. Ein Schulversuch an einigen großen beruflichen Schulen im Südwesten läuft noch.

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Nach Angaben des Kultusministeriums bewerben sich auf die Führungspositionen bei Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real- und Gemeinschaftsschulen im Schnitt 1,4 Kandidaten, bei Gymnasien 1,7 und bei beruflichen Schulen 1,4. Der Landeschef der Schulleitervereinigung, Werner Weber, bringt es auf den Punkt: «Mit Bestenauswahl hat das nicht immer etwas zu tun.»

Die Verantwortung verlangt Managerqualitäten

Ein Schulleiter einer kleinen Grundschule erhalte Bezüge nach der Besoldungsgruppe A12 (Einstiegsgehalt 3627, 90 Euro) plus einer Amtszulage von mindestens 170 Euro brutto im Monat – das sei weniger als ein Realschullehrer, erläuterte Weber. Dabei verlange die Verantwortung für Personal, Elternarbeit, Integration von Migranten und Inklusion behinderter Kinder Managerqualitäten. Auch müssten die Schulleiter noch zu viel unterrichten. Folge: Auf den Leitungsposten sind Wochenarbeitszeiten von 50, 60 Stunden keine Seltenheit. In Hamburg und Berlin könnten die Schulleiter selbst bestimmen, wie viele Stunden sie noch selbst unterrichten, sagte Weber, der 300 Rektoren im Südwesten vertritt.

Der Fokus auf die Schulleiter ist nach Kretschmanns Worten eine Stellschraube, um das baden-württembergische Schulsystem wieder leistungsfähiger zu machen. Dazu gehören auch bessere Lehrerfortbildung, die Kultusministerin Eisenmann derzeit neu organisiert, und vertiefende Analysen des Unterrichts. Ein vom Land in Auftrag gegebenes – längst überfälliges – Gutachten des Landesrechnungshofes soll untersuchen, ob die rund 117 000 Pädagogen auch effizient eingesetzt sind.

Die Landesregierung richte ihren Blick auch auf andere Bundesländer, erläuterte Kretschmann, der früher Gymnasiallehrer war. «Das Schöne am Bildungsföderalismus ist, dass man genau sehen kann, was machen die anderen anders und vielleicht besser.» dpa

Inklusion, Flüchtlingskinder – und jetzt auch noch Lehrermangel: Jetzt reicht’s! Grundschulleiter ziehen wegen zu hoher Arbeitsbelastung vor Gericht

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2 Kommentare
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xxx
6 Jahre zuvor

Das genannte Einkommen eines Grundschulrektors ist in der Tat eine Frechheit, sogar vollkommen illusorische 50% mehr sind gemessen an Aufwand und Verantwortung wenig.

Die Gymnasialrektoren sind aber im Vergleich zur freien Wirtschaft kaum besser dran. Der Chef eines gut laufenden mittelständischen Unternehmens mit 60-80 Mitarbeitern und mindestens 20 Millionen Euro Umsatz pro Jahr würde für 100000€ pro Jahr netto nicht arbeiten (50000€ Bruttolohn pro Jahr für jeden Angestellten). Ein Schulleiter schafft das nie, wobei der noch die Verantwortung über 800-1.000 Schüler hat.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  xxx

Den Unterschied zwischen A12Z bzw. max A13Z (Grundschulrektor) und A16Z (OStD) können Sie den Besoldungstabellen der länder entnehmen. Noch schlimmer sieht es bei der Besoldung der Konrektoren als Abwesenheitsvertreter der SL aus. Wer sich den Job – egal in welcher Schulform – antut, muss wohl einen Hang zum Masochismus haben.