Einwandererkinder holen auf – nicht nur bei PISA

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 Mittlere Lesekompetenz 2000 und 2009, Deutsch in der Familie; Quelle: PISA 2009
Mittlere Lesekompetenz 2000 und 2009, Deutsch in der Familie; Quelle: PISA 2009

BERLIN (red). Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund galten als ewige Bildungsverlierer. Eine Reihe von Studien legt nun ein neues Bild nahe.

 

In der jüngsten PISA-Studie haben Kinder mit Migrationshintergrund deutlich aufgeholt. Im Jahr 2000 lagen sie im Bereich „Lesen“ gut anderthalb Schuljahre hinter einheimischen Mitschülern zurück. Nun trennt sie noch ein Schuljahr – immer noch viel. Aber: Kinder, deren Eltern beide im Ausland geboren sind, konnten sogar fast ein ganzes Schuljahr wettmachen. PISA- Forscher Eckhard Klieme führt dies darauf zurück, dass aufgrund des PISA-Schocks in den Einwandererfamilien mittlerweile mehr Deutsch gesprochen werde. Verbessert zeigen sich die Jugendlichen mit Zuwanderungsgeschichte auch beim Wissen in Sachen Politik. Während ihre Kenntnisse in der Grundschule noch deutlich schlechter sind als die deutschstämmiger Schülerinnen und Schüler, wissen sie in der sechsten Klasse ähnlich viel über die Demokratie. Das ist das Ergebnis einer Studie der Universitäten Würzburg, Hamburg und Mannheim. Lediglich im Bildertest, bei dem die Befragten Politiker erkennen mussten, und im Nennen von Parteinamen schneiden Kinder ohne Zuwanderungsgeschichte besser ab. Was die Lust beim Lernen angeht, scheinen Einwandererkinder ihren deutschstämmigen Mitschülern sogar einiges voraus zu haben. Dies legt jedenfalls eine Studie an Brennpunktschulen in Bremen mit Siebt- und Neuntklässlern nahe. Danach sind Kinder von Zuwanderern in der Gruppe der sogenannten intrinsisch motivierten Bildungsbegeisterten eindeutig in der Überzahl: Sie haben eine positive Einstellung zur Bildung und folgen dem Unterricht mit Interesse. Dem „Spiegel“ zufolge ergab die bislang unveröffentlichte Studie, dass Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund deutlich seltener von der Schule gelangweilt sind – nämlich nur 33 Prozent von ihnen. Bei ihren deutschstämmigen Schulkameraden sind es 49 Prozent. (23. Juli 2011)

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Aus: Forum Schule 1/2011

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