Ein junger Facebook-Nutzer hat im Schnitt 206 „Freunde“

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MANNHEIM. Zwei Drittel der Zwölf- bis 19-Jährigen in Deutschland haben Fotos oder Filme von sich in einem sozialen Netzwerk eingestellt. Dies ist ein Ergebnis der JIM-Studie 2011 (Jugend, Information, Media) des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest.

Fast schon überraschend heutzutage: Immerhin die Hälfte der Jugendlichen schaut sich Nachrichten im Fernsehen an. Foto: orangeacid / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Fast schon überraschend heutzutage: Immerhin die Hälfte der Jugendlichen schaut sich noch Nachrichten im Fernsehen an. Foto: orangeacid / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Die Möglichkeiten, im Internet über soziale Netzwerke, sogenannte Communities, zu kommunizieren und in Kontakt zu bleiben, werden danach von Jugendlichen wie selbstverständlich genutzt. Vier Fünftel nutzen diese Plattformen zumindest mehrmals pro Woche. Diese Angebote haben eine sehr hohe Alltagsrelevanz für Jugendliche. 57 Prozent der Internetnutzer loggen sich der Studie zufolge täglich in ihre Community ein, ein Großteil davon sogar mehrmals täglich. Am häufigsten werden Communities genutzt, um miteinander zu chatten und Nachrichten zu versenden. Die Auswahl der Jugendlichen bei sozialen Netzwerken beschränkt sich auf wenige Anbieter, an erster Stelle steht hier Facebook, das 72 Prozent der Zwölf- bis 19-jährigen Onliner nutzen. 65 Prozent haben ein eigenes Foto oder ein Video von sich hochgeladen. Zwei Fünftel haben Bilder oder Filme von Freunden oder Familienangehörigen eingestellt.

Die Angaben in der Community werden zunehmend vor dem Einblick Fremder geschützt. 79 Prozent haben in ihrem Profil eine Privacy-Option eingestellt, die den Zugriff Dritter einschränkt. Trotz der vielen persönlichen Daten in sozialen Netzwerken fühlen sich die meisten Jugendlichen bei ihrer Community gut aufgehoben. Zwei Drittel haben Vertrauen in den Anbieter ihrer Plattform und betrachten ihre Daten dort als sicher. Vergleicht man die meistgenutzten Angebote Facebook und „schülerVZ“, fühlen sich die Nutzer von „schülerVZ“ mit ihren Daten dort deutlich sicherer. Insgesamt betrachtet nimmt das Misstrauen gegenüber dem Anbieter bei älteren Jugendlichen zu: Jeder zweite der 18-/19-jährigen Nutzer fühlt sich mit seinen Daten in seiner Community nicht sicher.

Jugendliche Community-Nutzer haben im Schnitt 206 „Freunde“, also andere Community-Mitglieder, mit denen sie verlinkt sind. Mit 96 Prozent geben fast alle Community-Nutzer an, die Freunde aus ihrem Profil auch persönlich zu kennen. Die Community spiegelt also nach eigenen Angaben weitgehend die Strukturen der realen Welt wider.

Zwei Drittel der Jugendlichen sind der Ansicht, zum Thema Datenschutz insgesamt gut oder sehr gut informiert zu sein. Allerdings spiegelt sich diese subjektiv empfundene Kompetenz nicht bei allen im Handeln wider. Mehr als die Hälfte der Jugendlichen gibt an, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) ihrer Community gar nicht gelesen zu haben. Drei Viertel von denjenigen, die die AGB zwar gelesen haben, geben zu, diese jedoch nur überflogen zu haben.

Jeder zweite Jugendliche guckt Nachrichten

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Auch im Multimediazeitalter hat das Fernsehen unter Jugendlichen noch einen Spitzenplatz als Sachen Informationsgeber. Fast jeder Zweite (46 Prozent) zwischen zwölf und 19 Jahren sieht sich regelmäßig Nachrichten im Fernsehen an. Am häufigsten informieren sich Jugendliche mit der „Tagesschau“. Weitere häufig von Jugendlichen genutzte Nachrichtenformate sind „RTL Aktuell“ und „ProSieben Newstime“. Fernsehnachrichten werden meist über das klassische, stationäre Fernsehgerät gesehen. Zwei Fünftel der Nachrichtenzuschauer nutzen zumindest selten ergänzend zur Sendung das Onlineangebot der Nachrichtensender.

„Die Ergebnisse der JIM-Studie belegen, dass auch im Internetzeitalter dem Fernsehen eine große Bedeutung zukommt. Auch für junge Menschen spielt das Fernsehen als Informationsquelle eine wichtige Rolle. Nachrichten sind nicht out, auch wenn das manche in der Vergangenheit gerne vermitteln wollten“, erklärte Thomas Langheinrich, Präsident der Landesanstalt für Kommunikation.

Besonders beliebt: Castingshows

Jugendliche nutzen Fernsehen natürlich auch zur Unterhaltung. Zwei Drittel der Mädchen und jeder vierte Junge zwischen zwölf und 19 Jahren kann eine Castingshow benennen, die er gerade besonders gern anschaut. Am häufigsten wurden zum Zeitpunkt der Befragung „Deutschland sucht den Superstar“ und „Germany´s Next Topmodel“ genannt. Jedes fünfte Mädchen und jeder sechste Junge hat sich innerhalb der letzten zwölf Monate an einer solchen Sendung interaktiv beteiligt, allerdings bleibt es häufig bei einer einmaligen Teilnahme.

Nur vier Prozent haben mehr als drei Mal in einem Jahr bei einer entsprechenden Sendung angerufen, um für einen Kandidaten oder eine Kandidatin abzustimmen. Für zwei Fünftel spielen auch die sendungsbegleitenden Angebote im Internet eine Rolle Trotz der großen Auswahl an Medienangeboten und der Präferenz für elektronische Medien wissen Jugendliche auch „alte“ Medien zu schätzen: 44 Prozent der Jugendlichen lesen regelmäßig Bücher und 42 Prozent Tageszeitungen. Auf die Frage, welchem Medium sie bei widersprüchlicher Berichterstattung am ehesten glauben würden, schenken die Jugendlichen zu 40 Prozent der Tageszeitung das größte Vertrauen. 29 Prozent entscheiden sich für das Fernsehen und 16 Prozent für das Radio. Trotz der hohen Alltagsrelevanz des Internets entfallen bei dieser Frage hierauf nur 14 Prozent der Nennungen.

Die Studienreihe JIM wird vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest seit 1998 in Zusammenarbeit mit dem Südwestrundfunk durchgeführt. Die repräsentative Studie bildet das Medienverhalten der Jugendlichen in Deutschland ab. Für die Befragung wurden ca. 1.200 Jugendliche zwischen 12 und 19 Jahren im Frühsommer 2011 telefonisch befragt.

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