GEW empört über Einsatz der Bundeswehr in Schulen

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HANNOVER. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) wirft der Bundeswehr vor, in Schulen einseitig über Verteidigungs- und Sicherheitspolitik zu berichten.

Hintergrund ist, dass acht Bundesländer Kooperationsverträge mit der Bundeswehr geschlossen haben, die ihren Mitarbeitern einfachen Zugang zu den Schulen erlaubt. Dabei handelt es sich um die Bundesländer Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Hessen und Bayern. Lehrer müssen die eigens für die politische Bildung ausgebildeten Offiziere zwar immer noch anfordern, das Angebot der Bundeswehr werde aber sogar teilweise in den Amtsblättern der Ministerien angekündigt.

Foto: Nina Braun
Alternativangebot zu den Jugendoffizieren, hier Martin Meurs: Jenny Becker von der Stiftung Friedensbewegung bietet jetzt auch unter www.en-paz.de Materialien für Lehrer an. Foto: Nina Braun

Schulen haben den Auftrag, zu Frieden, Nachhaltigkeit und Respekt zu erziehen. Diesem Auftrag würden die Armeeangehörigen nicht nachkommen, da sie beispielsweise kaum über zivile Opfer, Soldatentraumata oder Menschenrechte sprechen würden. Als Ausgleich und um ein Alternativangebot zu machen, unterstützt die GEW die Stiftung Friedensbewegung, die Unterrichtsmaterialen für die Lösung internationaler Konflikte aus ihrer Sicht anbietet.

Gespräch zwischen Stiftung Friedensbewegung und Jugendoffizier

Jenny Becker, verantwortlich für den Bereich Schulen bei der Stiftung Friedensbewegung und Martin Meurs, Jugendoffizier aus Hannover trafen sich heute (16.2.2012) auf Einladung der News4teachers-Redaktion auf der Didacta-Messe, um ihre Ansichten auszutauschen.

Meurs wies den Vorwurf der GEW zurück, dass Jugendoffiziere nicht ausgewogen unterrichten würden. „Wir sprechen auch über Tod und Verwundung mit den Schülern“, sagte er. Er halte die Arbeit der Stiftung Friedensbewegung, von der er heute zum ersten Mal gehört habe, für sinnvoll und eine gute Ergänzung. Wenn es aber darum ginge, die Bundeswehr aus den Schulen zu vertreiben, käme auch die Stiftung Friedensbewegung dem Neutralitätsauftrag nicht nach. Die Jugendoffiziere der Bundeswehr seien schließlich vom Bundestag beauftragt worden. Becker stellte das nicht in Frage, betonte aber die Notwendigkeit des Alternativangebots. „Das Problem sind die Schulen und die Eltern, die nicht engagiert sind, und die deshalb ausgewogenen Unterricht nicht gewährleisten“, sagte sie. Das sei gefährlich, denn extremistischen Strömungen von rechts könne so nicht begegnet werden. Ein vergleichbares Angebot wie die Bundeswehr aufzubauen, sei der Stiftung Friedensbewegung aber nicht möglich. Dafür mangele es an Mitteln, finanziell und personell. Bei der Stiftung Friedensbewegung etwa ist Becker alleine für den Schulbereich verantwortlich.

Die Arbeit der Jugendoffiziere ist politische Bildung zur Sicherheitspolitik. 2009 waren Jugendoffiziere 5600 mal an Schulen vor mehr als 150 000 Schülern im Einsatz. 2010 stiegen die Zahlen leicht an. Diese hohen Zahlen überraschten und alarmierten die Friedensbewegung, sagte Peter Becker, Gründer der Stiftung Friedensbewegung.

Durch die schulische Arbeit verbessert die Armee ihr Image. Indem die Jugendoffiziere Kontakte zu den Schülern aufbauen, sorgten sie für Nachwuchs, warf Jenny Becker Meurs während des Gesprächs auf der Didacta-Messe vor. „Es kommt vor, dass ein Jugendoffizier gemeinsam mit einem Karriereberater in eine Schule geht. Das geschieht aber nur auf Wunsch der Lehrer“, räumte der Offizier ein. Die Veranstaltungen zur Berufsorientierung sind eigentlich von den Veranstaltungen zur politischen Bildung zu trennnen. Die Berufsorientierung der Bundeswehr ist in der Vergangenheit häufig Gegenstand von Kritik gewesen. Wie etwa Ende Mai 2011  beim Tag der offenen Tür in der Bundeswehrkaserne in Bad Reichenhall. Kinder und Jugendliche durften dort, nach GEW-Informationen, über ein Zielfernrohr auf eine nachgebaute Stadt in Miniaturformat schießen. Auf dem Mini-Ortsschild habe Klein-Mitrovica gestanden. Makaber, denn in der Gemeinde Mitrovica, die im Kosovo liegt, verübten deutsche Soldaten zur Zeit des Nationalsozialismus Greueltaten. Ein Bundeswehrsprecher gab anschließend zu, dass der Name der Ortschaft geschmacklos gewählt sei. Übungen mit Schülern und Waffen seien den Jugendoffizieren außerdem ausdrücklich untersagt, betonte die Bundeswehr gegenüber der GEW.

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Bundeswehr: Verhältnisse mit der deutschen Brille betrachtet

Im Laufe des Gesprächs fanden die beiden Kontrahenten, wie zu erwarten gewesen war, Reibungspunkte aber auch Übereinstimmungen. Deutlich wurde das während des Schlagabtausches zum Afghanistaneinsatz. Becker kritisierte den Einsatz in Afghanistan als zu militärlastig, „Uniformen wecken Aggressionen“, und plädierte für stärkere Unterstützung von zivilen Strukturen, wie Frauengruppen oder traditionellen Stämmen. Meurs betonte, dass, nachdem Stabilität hergestellt sei, sich die Bundeswehr nach und nach zurückziehe und die Leitung von Feldlagern oder etwa der Polizeiausbildung Zivilisten übergebe. Für Becker ist das zu spät: „Die extremistischen Strömungen sind dort gewachsen, weil der Westen den Menschen dort etwas übergestülpt hat.“

Meurs räumte auch Fehler beim Afghanistan-Einsatz ein. Im Nachhinein sei die Annahme, dass sich Demokratie quasi automatisch von der Hauptstadt Kabul ausbreite, ein Fehler gewesen. Man habe die Verhältnisse mit der deutschen Brille betrachtet. Deshalb würden die Soldaten heute alle interkulturell geschult, bevor sie in den Einsatz gingen. Das findet Becker unzureichend. „Die meisten können die Sprache nicht, wie sollen sie da auf die Bedürfnisse der Menschen eingehen können?“, fragt sie.

Beide waren von dem Gespräch überrascht und haben zum ersten Mal mit der jeweils anderen Seite gesprochen. „Ich fände es gut, wenn wir zusammenarbeiten könnten, um den Schulen ein ausgewogenes, pluralistisches Angebot machen zu können“, sagte Becker. NINA BRAUN

Weitere Informationen:

Die junge Community der Stiftung Friedensbewegung

Jugendoffiziere der Bundeswehr

(16.2.2012)

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Gerhard Reth
12 Jahre zuvor

Tatsächlich werden gesundheitliche Gefahren in Auslandseinsätzen verschwiegen oder nur am Rande erwähnt.
Es geht hier nicht um Information sondern um Desinformation. Dazu folgender Auszug:

Eltern kritisieren: Die Bundeswehr unterwegs an Schulen …
http://www.br.de/radio/bayern1/sendungen/…/bundeswehr-schule100.html
6. Febr. 2012 – Schule soll ein Ort sein, frei von Ideologien. Wie verträgt es sich aber damit, dass Jugendoffiziere der Bundeswehr in die Schulen gehen und …
Trauma Krieg bleibt ausgeblendet
Oberstleutnant Carsten Spiering glaubt, dass seine Jugendoffiziere genau zwischen Werbung und Information unterscheiden können. Dagegen ist Ursula Walther vom Bayerischen Elternverband überzeugt, dass die Bundeswehr hier für sich werben will. Schließlich registriert Walther mehr Schulbesuche der Jugendoffiziere, seit die Wehrpflicht weggefallen ist. Die Sprecherin des Elternverbandes fordert deshalb, dass Eltern ihre Kinder leichter von den Veranstaltungen der Bundeswehr in der Schule befreien können. Außerdem würde sie sich wünschen, dass die Jugendoffiziere in der Schule zusammen mit einem Referenten aus der Friedensbewegung auftreten oder mit einem Soldaten, der im Auslandseinsatz eine seelische Traumatisierung erlitten hat.“

Markus Pflüger
12 Jahre zuvor

Für Schulen ohne Militär!
Die GEW hat recht: die Bundeswehr informiert einseitig, das ist ihr Auftrag und natürlich gehen „Politische Bildung“ und „Rekrutierung“ Hand in Hand. Für mich ist die zentrale Frage: Wie können wir die Bundeswehr aus der Schule und Gesellschaft drängen und zugleich mehr Friedensbildung durchführen?
„Als Ausgleich und um ein Alternativangebot zu machen, unterstützt die GEW die Stiftung Friedensbewegung“ heißt es im Artikel, was dazu führen soll, dass aufbauend auf der Bundeswehrpräsenz zusätzlich mehr Friedensbewegte an Schulen gehen. Das Problem: so besteht doch die Gefahr, dass die Bundeswehrpräsenz akzeptiert wird. Dabei kann der umfassenden Werbefeldzug der Bundeswehr nicht ausgeglichen werden, im kann punktuell etwas entgegen­gesetzt werden.
Wichtig bleibt, gegen die Militarisierung aktiv zu sein und eigene Angebote an Schulen zu machen. Diese sollten dann nicht als „Ausgleich“ dargestellt werden, wollen sie die Bundeswehrpräsenz nicht indirekt stabilisieren. Dazu passt auch, dass der Jugendoffizier die Arbeit der Friedensstiftung, „für sinnvoll und eine gute Ergänzung“ hält. Das passt zum Bundeswehr-Konzept der „vernetzten Sicherheit“,
bei dem Zivile Kräfte nur untergeordneter Bestandteil der militärischen Logik sind. Mit diesem Hintergrund sind auch eigene Kooperationsvereinbarung mit Kultusministerien wie in Rheinland-Pfalz ein fragwürdiges Feigenblatt der Landesregierung. Wenn es dann sogar zu einem direkten Kooperationsangebot von Friedensbewegten an die Bundeswehr kommt, wird es auch direkt zumindest militärfreundlich:“Ich fände es gut, wenn wir zusammenarbeiten könnten, um den Schulen ein ausgewogenes, pluralistisches Angebot machen zu können“.
Die ersten Schulen, die sich zu militärfreien Zonen erklärt haben, zeigen, dass es anders geht. Direkte Bildungsangebote von Friedensbewegten an Lehrkräfte (ohne Kooperationspendant oder als Ausgleich) und zeitgleich Protest gegen die zahlreichen Bundeswehrauftritte erscheinen mir sinnvoller.
Markus Pflüger, Referent für Friedensarbeit bei der AG Frieden e.V. Trier

Markus Gross
12 Jahre zuvor

Aufgabe der Jugendoffiziere ist v.a. auch die Akzeptanzwerbung für die Militär-Politik der Bundesregierung. Sie selber bezeichnen sich als „wesentlicher Bestandteil der öffentlichkeitsarbeit der Bundeswehr“.
Ihre Aufgabe ist also nicht etwa objektive Aufklärung sondern Propaganda für eine Politik, die z.B. beim Afghanistan-Krieg von einem großen Teil der Bevölkerung abgelehnt wird. Hierzu werden die Jugendoffziere nicht nur in die Schulen geschickt – ein anderer wichtiger Ort für ihre Propaganda ist die Aus- und Fortbildung von LehrerInnen und ReferendarInnen.

Gegen die Auftritte der Jugendoffiziere hat sich in den letzten Jahren vielfältiger Widerstand von Friedens- und Antikriegsgruppen, LehrerInnen (v.a. aus der GEW – s-. Überschrift!) SchülerInnen, Eltern, Jugendverbänden, Kirchengruppen u.a. bis rein in die Grünen und auch die SPD formiert. (So forderte der SPD-Bezirk Hessen Nord auf dem letzten SPD-Parteitag im Dezember 2011 in Berlin ganz konsequent: „Abschaffung aller Jugendoffiziere“!)
Es gibt daneben aber z.B. auch die Forderung „Bundeswehr raus aus der DIDACTA“!

Mehrere Schulen haben sich mittlerweile zu „Bundeswehr-freien Zonen“ erklärt – z.B. Gesamtkonferenz und Schulkonferenz der K-Kollwitz-Schule Offenbach. Mehrere Bundesländer lehnen es ab, Kooperationsvereinbarung mit der Bundeswehr abzuschließen. Und in mehreren Bundesländern werden die abgeschlossenen Kooperationsverträge mittlerweile auch von den dortigen Bildungsministerien (zumindest in Teilen) in Frage gestellt.

In dieser Situation sucht die Bundeswehr nach neuen Wegen, ihr umstrittenes Auftreten in den Schulen zu legitimieren.
Auf den Widerstand gegen die Jugendoffiziersauftritte in den Schulen angesprochen äußerte der ehemalige Wehrbeauftragte Robbe in einem Interview mit ntv.de:
„Die Kulturminister müssen für die Zugänge zu den Schulen sorgen (…) Ich bin allerdings dagegen, mit der Brechstange vorzugehen. (…) Hier kann man neue Wege gehen, etwa im politischen Unterricht der Schulen. Z.B. könnte ein Jugendoffizier gemeinsam mit einem Vertreter von Aktion Sühnezeichen (Freiwilligendienst der Friedensbewegung, Anm. der Red.) in die Klassen gehen (…). Die Wege aus der Vergangenheit reichen da nicht mehr aus, als die Offiziere an den Schulen das machen mussten, wozu die Politik nicht den Mut hatte.“
http://www.ntv.de/politik/RobbefordertradikalesUmdenkenarticle3350031.html

Wenn Frau Becker nun einem Vertreter der Bundeswehr gegenüber äußert, sie fände es gut, wenn sie zusammenarbeiten könnten, „um den Schulen ein ausgewogenes, pluralistisches Angebot machen zu können“ muß sie sich die Frage gefallen lassen, wessen Interessen sie dient.
Daß Ihr Vorgehen auch innerhalb der Stifung Friedensbewegung nicht unumstritten ist dürfte ihr bekannt sein, daß sie nicht im Namen der Friedens- und Antikriegsbewegung spricht weiß sie. Die Forderungen z.B. der GEW, der LandesschülerInnenvertretung NRW u.a. kennt sie.

Bislang sind Frau Becker u.a. dafür kritisiert worden, daß sie die Propaganda-Auftritte der Jugendoffiziere zumindest indirekt legitimieren, nun bietet sie der Bundeswehr also an, gemeinsame Sache zu machen.
Ich wüßte nur zu gerne, was sie davon hat.

M.Buchfeld
12 Jahre zuvor

„Die Berufsorientierung der Bundeswehr ist in der Vergangenheit häufig Gegenstand von Kritik gewesen. Wie etwa Ende Mai 2011 beim Tag der offenen Tür in der Bundeswehrkaserne in Bad Reichenhall. Kinder und Jugendliche durften dort, nach GEW-Informationen, über ein Zielfernrohr auf eine nachgebaute Stadt in Miniaturformat schießen.“
Schade, bis hierhin ein guter Beitrag, aber was hat den ein Tag der offenen Tür bei den Gebirgsjägern mit den Informationsveranstaltungen der Karriereberater oder Jugendoffiziere zu tun? bei dem angeführten Beispiel hat doch die Truppe nicht ausreichend Fingerspitzengefühl bewiesen. Das Programm in der Schule wird immer noch von der Schule, in einigen Fällen sogar vom jeweiligen Lehrer bestimmt. Was soll also die ganze Aufregung um die Kooperationsvereinbarungen? Das lässt doch ehr den Eindruck einer einseitigen Stimmungsmache gegen die Bundeswehr entstehen als das der Versuch eines ausgewogenen Informationsangebotes zu erkennen ist.

F Reit
12 Jahre zuvor

Traut uns Lehrern doch auch noch etwas zu! Natürlich haben die Jugendoffiziere 2 Aufgaben: Information über die Bundeswehr und ihre Aufgaben und Werbung für die Bundeswehr.
Aber: Die Bundeswehr ist eine von der Verfassung legitimierte Organisation. Darf denn die Polizei dann auch nicht mehr an Schulen, weil ein Polizist im Notfall die Waffe einsetzen muss? Oder weil auch hier die Gefahr der Verwundung oder Tötung besteht?
Bei solchen Veranstaltungen in der Schule muss ja eigentlich immer ein Lehrer dabei sein (Aufsichtspflicht) und damit besteht die Möglichkeit, bei eventuell einseitiger Darstellung einzugreifen oder im Nachhinein weitere Informationen zu geben.
Also ein bisschen weniger Polemik wäre doch schön

Gerhard Reth
12 Jahre zuvor

In der Sendung
Bedingt einsatzbereit: Bundeswehr gehen die Soldaten aus …
daserste.ndr.de/panorama/archiv/2011/bundeswehr229.html
31. März 2011 – Die Wehrpflicht ist ausgesetzt, aber die Armee braucht Soldaten: 12.000 Freiwillige pro Jahr.

erklärte ein Soldat: Die Werbung der Bundeswehr ist irreführend.

Ein Lehrer sagte: Mir fehlten Angaben über die Posttraumatische Belastungsstörung.

Der Vorgänger des jetzigen Wehrbeauftragten erklärte im Hinblick auf die Auslandseinsätze: Es darf nicht unterlassen werden, auf die Konsequenzen für Leben und Gesundheit hinzuweisen.

Warum hatte der Lehrer nicht durch eine Frage an den Bundeswehroffizier dafür gesorgt, daß auch über PTBS
gesprochen wurde?
Sicherlich gibt es auch Lehrer, die für einen ausgewogenen Unterricht sorgen. Eltern können sich aber nicht darauf verlassen, daß dies immer geschieht.
Im Gegenteil: Im Internet gibt es einen Bericht der Deutschen Welle über eine einseitige Veranstaltung in einer brandenburgischen Schule. Der Schulleiter erklärte
zum Fehlen der Ausgewogenheit: Man verdrängt die
sclechte Seite der Bundeswehr. In der Region fehlen Arbeitsplätze.

In Schleswig-Holstein können Eltern minderjähriger Kinder
durch einen Anruf bei der Schule die Befreiung von der Teilnahmepflicht am Unterricht mit der Bundeswehr erreichen, wenn es um Truppenbesuche geht. In Bayern
können Gewissensgründe zur Befreiung vom Unterricht mit der Bundeswehr auch bei Veranstaltungen im Klassenzimmer führen.
Man sollte hier nicht von Polemik sprechen sondern zur
Kenntnis nehmen, daß auch die Kinderschutzorganisation Terre des hommes und die GEW sich mit dem Problem beschäftigen.

Ein Jugendoffizier
12 Jahre zuvor

Leider haben immernoch nicht alle verstanden, dass Öffentlichkeitsarbeit vor allem dann wirksam ist, wenn sie ehrlich ist. Ich bin täglich in deutschen Schulen unterwegs und stelle fest, dass Öffentlichkeitsarbeit nur dann erfolgreich ist, wenn ich die Wahrheit sage. Jugendoffiziere verschweigen also nicht die Wahrheit, sondern sind aktiv um vollständige Aufklärung bemüht.

Gerne tuen wir dies im Gespräch / Dialog mit Friedensaktivisten. Mir fallen hier noch unzählige Punkte ein. Aber macht es euch einfach: ladet einen Jugendoffizier ein und sprecht mit ihm. Keine Angst – er beißt nicht.

Seven
12 Jahre zuvor

Das werde ich sicherlich nicht machen und ich werde meine Kinder nicht in die Schule lassen, wenn die Bundeswehr dort ist. Ich habe selbst gedient und die politische Bildung bei der Bundeswehr kennenlernen müssen. Einseitiger kann politische Bildung nicht betrieben werden. Abgesehen davon, dass man versuchte, uns Feindbilder zu suggerieren, die gar keine sind. Die Bundeswehr ist nur noch ein Verband zu Sicherung wirtschaftlicher Interessen. Und genau da unterscheidet sie sich für mich von Polizei und Feuerwehr. Auch dort riskiert man unter Umständen sein Leben, aber in meinem Verständnis für die richtige Sache. Ich kann die Offiziere des Bundeswehr an einer Hand aufzählen, die sich gegen einen ungerechtfertigten Einsatz in Afghanistan gewendet haben. Ergebnis: Beförderungssperre, Disziplinarverfahren, Disziplinarstrafen. Die Bundeswehr fördert keine offenen und ehrliche Auseinandersetzung mir ihrem Auftrag. Und aus diesem Grund gehe ich nicht davon aus, dass ein Jugendoffizier das in Schulen machen wird. Politische Bildung geschieht bei meinen Kindern bei mir Zuhause. Sie lernen gewaltlos ihre Interessen zu vertreten und für ihre demokratischen Grundwerte einzustehen. Aber eben für ihre demokratischen Grundwerte und nicht für die sichere Ölversorgung aus einem Drittland oder die sicheren Wasserwege am Horn von Afrika oder oder oder.

Jenny Becker
12 Jahre zuvor

Lieber Markus,

ja, auch die Stiftung Friedensbewegung, EN-PAZ und meine Wenigkeit unterstützen die Forderung nach Schulen und Universitäten ohne Militär. Als Piratenparteimitglied habe ich sogar erfolgreiche Initiativen gegen die Kooperationsvereinbarungen der Länder mit der Bundeswehr gestartet, sowie die Ablehnung von „Werbefeldzügen“ der Bundeswehr an Berliner Schulen bekräftigt. Im Gespräch hatte ich vorgeschlagen, die Bundeswehr solle bei bestätigten Terminen mit Schulen selber auch ZKB-Referenten dazu einladen. Die Idee finde ich immer noch super, würde doch das Know-How und die bestehenden Kontakte auch uns verfügbar gemacht, womit dann, parallel zu den laufenden Bestrebungen die K.-Vereinbarungen aufzukündigen, wenigstens sicher gestellt wird, dass in einer Klasse mit Jugendoffizier zivile Alternativen zu Afghanistan, Iran, Syrien und sonstigen Konflikten umfassend aufgezeigt und besprochen werden können. Das wird doch noch Jahre dauern, falls es überhaupt gelingt, die „Bildungs“-Maßnahmen der Bundeswehr zu unterbinden, und bis dahin sollte die Bundeswehr ihrer Verantwortung bewusst werden und jungen Menschen auch die Möglichkeit geben, nicht einseitig über Sicherheitspolitik informiert zu werden. Markus, wir sollten mal aufhören, uns zu dissen, wir wollen das Gleiche. Ich bin halt Realo und Du bist Fundi. Lass uns mal n Bierchen trinken gehen:-)

Gerhard Reth
12 Jahre zuvor

Zur Behauptung des Jugendoffiziers betr.
vollständige Aufklärung:

Aus Mittelbayerische Zeitung vom 28.9.11:

Heißer Draht zu den Soldaten in Afghanistan
Zwölftklässler in Kelheim erlebten via Telefon, was es heißt, bei der Bundeswehr im Ausland stationiert zu sein.

Hauptmann Steffen Gärtner stellte die Telefonverbindung zwischen Schülern und Soldaten her.

Kelheim. Bis zu 50 Grad Celsius Außentemperatur im Sommer und tägliche Patroulliefahrten mit schussfester Uniform. Die Anforderungen, die an Bundeswehr-Soldaten in Afghanistan gestellt werden, sind hoch. Dass ein Einsatz auch viel Gutes bringt, erfuhren 60 Zwölftklässler der Kelheimer Berufsschule, FOS und BOS. Jugendoffizier Steffen Gärtner (30) hatte 2009 selbst fünf Monate in Masar-e Sharif in Afghanistan verbracht. Nun erklärte er den Schülern die Lage im Land am Hindukusch.

Presseoffizierin Andrea Schulze (29), Kraftfahrer und Rettungssanitäter Volker Rauscher (27) und Notarzt Dr. Ole Mantell (34) sprachen mit den Schülern am Telefon. Etwa wie die Einheimischen auf Andrea als weibliche Soldatin reagieren, ob sie schon ernste Situationen miterlebt haben oder wie ihre Familien reagiert haben, als sie von den Auslandseinsätzen erfahren haben. Trotz allen Leids, das die drei Soldaten während ihrer mehrmonatigen Einsätze miterleben, zählen für sie vor allem kleine Erfolge. Wie beispielsweise eine neue Schule oder der Bau einer Säuglingsstation in Faisabad, die Hunderten von Neugeborenen das Leben rettet.

Erfuhren die Schüler in Kelheim
auch, daß der Afghanistankrieg viel Schlechtes bringt?

Trifft es zu, daß die Jugendoffiziere den Auftrag haben,
die sogen. Sicherheitspolitik der Bundesregierung zu erklären?
Sind für die Begründung von politischen Entscheidungen Abgeordnete oder Soldaten zuständig?

Tanja Großmann
12 Jahre zuvor

Drei Teilnehmer sehen keine Probleme durch die Präsenz der Jugendoffiziere in den Schulen.
Warum haben aber der Bayerische Elternverband und die Kinderschutzorganisation Terre des hommes die Notwendigkeit festgestellt,
den nachfolgenden Musterantrag in die Öffentlichkeit zu bringen?

Befreiung vom Unterricht mit der Bundeswehr
Antrag auf Freistellung vom Unterricht durch Bundeswehr-Vertreter

Hiermit beantrage/n wir/ich, (Name/n)

meine Tochter/meinen Sohn (Name)
geb. am
derzeit in Klasse
von schulischen Veranstaltungen bzw. vom Unterricht mit Vertretern der Bundeswehr freizustellen und währenddessen anderweitig zu beaufsichtigen.

Begründung:
Wir/ich erziehe/n unser Kind zum friedlichen Umgang mit Konflikten. Unser/Mein Gewissen verbietet uns/mir daher die Teilnahme unseres/meines Kindes am Unterricht durch eine Organisation, deren Auftrag es ist, bewaffnete Interventionen vorzunehmen.
Dieser Antrag gilt für die gesamte Schulzeit des Kindes, so lange er nicht widerrufen wird.

(Datum)
(Unterschrift)