ADHS-Fehldiagnose betrifft häufig früh eingeschulte Kinder

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VANCOUVER. Bei früh eingeschulten Kindern wird besonders häufig eine Aufmerksamkeitsstörung ADHS diagnostiziert und behandelt – oftmals zu Unrecht. Dies berichtet „Welt online“.

Hunderttausende Kinder in Deutschland bekommen Medikamente gegen ADHS. Illustration: SquadLeader / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Hunderttausende Kinder in Deutschland bekommen Medikamente gegen ADHS. Illustration: SquadLeader / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Das im Verhältnis zu den älteren Klassenkameraden unreifere Verhalten wird irrtümlich als krankhaft interpretiert, wie laut Bericht kanadische Forscher von der University of British Columbia in Vancouver in einer Studie mit fast einer Million Grundschulkindern herausgefunden haben. Besonders hoch sei das Risiko für Fehldiagnose und falsche Behandlung bei Kindern, die kurz vor dem Stichtag für das Einschulungsalter Geburtstag hatten. Sie seien typischerweise die jüngsten und unreifsten ihrer Klasse, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Canadian Medical Association Journal“.

Die Forscher warnen „Welt online“ zufolge davor, Kinder unnötig den potenziellen Schäden und Langzeitfolgen einer Fehldiagnose und medikamentösen Behandlung auszusetzen. Denn Mittel gegen ADHS wie Methylphenidat, das zum Beispiel unter dem Markennamen „Ritalin“ vertrieben wird, könnten sich negativ auf den Appetit, das Wachstum und den Schlaf der Kinder auswirken. Auch das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei erhöht, sagen die Wissenschaftler.

Der deutsche Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte warnt allerdings davor, die medikamentöse Behandlung von ADHS grundsätzlich infrage zu stellen. „Die medikamentöse Therapie der ADHS ist über 60 Jahre etabliert und wissenschaftlich durch zahllose Studien abgesichert. Die Therapie ist hoch wirksam, ernsthafte, unerwünschte Nebenwirkungen sind selten – bei sorgfältiger Überwachung reversibel und tolerabel. Leistungssteigerung und Persönlichkeitsveränderung durch das Medikament gibt es nicht“, so heißt es in einer aktuellen Pressemitteilung des Verbands. Nicht alle, aber viele Patienten benötigten eine medikamentöse Therapie. Die Häufigkeit einer medikamentösen Behandlung entspreche in Deutschland internationalem Standart.

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Lisa
12 Jahre zuvor

Super interessante Studie… Eine medikamentöse Behandlung macht meines erachtens nur dann Sinn – wenn alle therapeutischen Versuche gescheitert sind bzw. nur in Kombination mit diesen… Denn laut Bopp/ Herbst führt die Einnahme von Ritalin bei Erwachsenen „rasch zur Abhängigkeit“ – was bei Kindern zwar noch nicht beobachtet wurde – aber einen dennoch nachdenklich stimmen sollte… (Quelle: Bopp; Herbst „Handbuch Medikamente“ gefunden in http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/169354.html)