Studie: Mädchen sind früher selbstständig als Jungen

1

MÜNCHEN. Ob beim Reisen, beim Jobben oder beim Gründen eines eigenen Hausstands: Junge Frauen suchen früher den Weg in die Eigenständigkeit als ihre männlichen Altersgenossen. Dies ist das Ergebnis einer Studie des Deutschen Jugendinstituts (DJI).

Junge Frauen ziehen früher von zu Hause aus als junge Männer. Foto: Patrizias Oliani / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Junge Frauen ziehen früher von zu Hause aus als junge Männer. Foto: Patrizias Oliani / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Für Mädchen wie Jungen beginnt die Orientierungsphase Jugend gleichermaßen früher und hält länger an als noch vor 20 Jahren. Allerdings entwickeln Jungen und Mädchen ihre Eigenständigkeit mit unterschiedlicher Intensität und Geschwindigkeit. Dies ist das Fazit einer DJI-Studie, in der „Verselbstständigungsprozesse“ junger Menschen im Alter von 13 bis 32 Jahren untersucht wurden. Auswertungsbasis waren vornehmlich Daten der 2009 erhobenen DJI-Untersuchung „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“.

Erste Unterschiede zeigen sich danach schon im Alter von 13 bis 17: Mehr Mädchen dieser Altersgruppe, nämlich 69 Prozent, haben bereits ohne ihre Eltern Urlaub gemacht als Jungen (58 Prozent). Ein weiterer Aspekt ist die Übernahme von Hausarbeit im elterlichen Haushalt. Diese, so meinen die Autoren, „bedeutet für junge Menschen nicht nur lästige Pflicht, sondern ist auch ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit“. Die Übernahme von Haushaltspflichten, wie beispielsweise beim Abwasch zu helfen, ist zwar für einen Großteil der 13- bis 17-Jährigen eine Selbstverständlichkeit, aber: Die Mädchen werden in fast alle Haushaltstätigkeiten stärker eingebunden als die Jungen. Dies könne nicht allein mit traditionellen Geschlechterrollen erklärt werden, denn: Ein weiterer Schritt hin zu mehr Selbstständigkeit sind Schülerjobs – und auch die werden von Mädchen öfter ausgeübt. Bei den 18-jährigen Frauen beispielsweise sind es 70 Prozent, die neben der Schule oder der Ausbildung arbeiten – bei den gleichaltrigen jungen Männern nur 54 Prozent.

„Heutzutage leben junge Erwachsene insgesamt länger bei ihren Eltern als noch vor 30 Jahren. Während im Jahr 1980 etwa 21 Prozent der 25-Jährigen im elterlichen Haushalt lebten, sind es im Jahr 2010 etwa 30 Prozent. Hinsichtlich des Zeitpunkts des Auszugs aus dem elterlichen Haushalt zeigen sich jedoch deutliche Geschlechterunterschiede: Junge Männer ziehen durchschnittlich später aus dem Elternhaus aus als junge Frauen“, so heißt es in dem Bericht. So leben von den 20-jährigen Frauen rund 80 Prozent zu Hause, von den gleichaltrigen jungen Männern 90 Prozent, mit 23 Jahren leben nur noch 30 Prozent der Frauen zu Hause, aber rund 55 Prozent der Männer. Mit 25 Jahren liegt der Anteil derjenigen, die noch zu Hause wohnen, unter den Frauen bei 20 Prozent – und unter den Männern, doppelt so hoch, bei 40 Prozent.

Anzeige

Frauen gehen früher feste Partnerschaften ein

Weiterer Beleg für die frühere Selbstständigkeit von Frauen: Junge Frauen gehen früher partnerschaftliche Lebensformen ein als junge Männer. Sowohl in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen als auch in der Altersgruppe der 25- bis 32-Jährigen haben junge Männer häufiger (noch) keine Partnerin – nämlich knapp 60 Prozent, gegenüber 43 Prozent der Frauen. In der Gruppe der 25- bis 32-Jährigen ist der Anteil verheiratet Zusammenlebender bei den jungen Frauen (40 Prozent) etwa doppelt so hoch wie bei den jungen Männern (20 Prozent).

Bemerkenswert: Trotz ihrer früheren Selbstständigkeit bleiben junge Frauen ihrer Herkunftsfamilie emotional stärker verbunden als junge Männer. „Mehr als doppelt so häufig wie die Söhne haben Töchter täglichen Kontakt zu ihren Müttern. Die Söhne stehen häufiger einmal die Woche oder seltener in Kontakt mit ihren Müttern“, so heißt es in der Untersuchung. NINA BRAUN

(5.4.2012)

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

1 Kommentar
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
daniel
4 Jahre zuvor

ich bin mit 23 ausgezogen. ich wollte nicht auf teufel komm raus die erstbeste wohnung nehmen die ich bekommen konnte und mir dann nach und nach meine möbel kaufen, sondern gleich was haben, wo ich jahre drin wohnen kann. die meisten anderen in meinem freundeskreis während der hochschulzeit, hatten bis 26 3-4 wohnungen, das war mir einfach zu blöd. wohnungsmakrt war damals wie heute schon scheisse, daher hats gedauert. ich muss aber sagen, dass grade die mädels, die damals früh ausgezogen sind, das nicht taten weil sie eigenständig wohnen wollten, sondern weil der haussegen schief stand. es gab deutlich mehr streiteren aufdass der auszug der einzig weg war, das beide partein wieder ruhe finden. im grunde sind das geschlechterunterschiede, wie weder gut noch schlecht sind. wenn man erstmal 40 ist, ist es eh egal ob man schon mit 20 alleine wohnte, oder mit 25