Von Orks und Elben: Tolkien-Konferenz an der Uni Jena

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JENA. Die Tolkien-Gesellschaft steht für kostümierte Fangemeinden, die Feste auf Burgen veranstaltet – und für eine akademische Konferenz, die nun an der Universität Jena zum neunten Mal tagt.

Gegenstand wissenschaftlichen Interesses: der Schurke Gollum. Foto: Lilith Day / Flickr (CC BY-NC 2.0)
Gegenstand wissenschaftlichen Interesses: der Schurke Gollum. Foto: Lilith Day / Flickr (CC BY-NC 2.0)

Während die Fangemeinde des „Herr der Ringe“-Verfassers John Ronald Reuel Tolkien bereits dem für Ende 2012 angesetzten Kino-Start der auf ein Kinderbuch von 1937 zurückgehenden Verfilmung „Der Hobbit“ entgegenfiebert, wird Jena in Kürze zum Schauplatz des akademischen Diskurses über J.R.R. Tolkiens Einfluss auf die Fantasy des 20. und 21. Jahrhunderts.

Organisiert von Prof. Dr. Thomas Honegger findet vom 27. bis 29. April das diesjährige Seminar der Deutschen Tolkien-Gesellschaft in Jena statt. „Es wird oft intuitiv gesagt, Tolkien sei der Begründer der modernen Fantasy“, erklärt der Professor für Mediävistik am Institut für Anglistik/Amerikanistik den Ansatz der diesjährigen Konferenz. Insbesondere J.R.R. Tolkiens „Herr der Ringe“ stelle in diesem Zusammenhang einen Schlüsseltext, ein Referenzwerk dar. Dabei sei „Der Herr der Ringe“ weder das früheste noch das einzige Werk, das die Entwicklung des Genres stark beeinflusst hat. Seine enorme Popularität aber mache es nahezu unmöglich, einen Bezug zu seinen Schlüsselelementen und Charakteren zu ignorieren – seien es nun Karten, magische Ringe, Elben, Zwerge oder Zauberer. Zahlreiche spätere Autoren und Künstler haben diese aufgenommen.

„Fantasy zu schreiben schien lange Zeit nur zwei Möglichkeiten zu bieten: Entweder in der von Tolkien etablierten Tradition zu schreiben oder gegen diese“, erklärt Honegger. Es gelte daher, auch etwa Autoren wie Philip Pullman (Jahrgang 1946) in den Blick zu nehmen, die sich bewusst von Tolkien absetzten. Auch jüngere Autoren– gefördert durch einen allgemeinen Trend zur Überschreitung der Genregrenzen – fühlten sich nicht länger durch Tolkiens „Autorität“ gebunden.

Theologie-Professor aus dem Vatikan ist auch dabei

Bei der Tagung werden zu der internationalen Besetzung von Referenten aus Italien, Deutschland, Spanien oder Großbritannien nicht nur Experten aus dem Universitätsbetrieb im engeren Sinne zählen, sondern auch Autoren, Journalisten und Herausgeber. So etwa der freiberufliche Autor Friedhelm Schneidewind, der „Das große Tolkien-Lexikon“ verfasst hat. In Jena wird er zum Thema „,Monster‘, Mode und Moneten – ,Völkerromane‘, ihre Beziehung zu Tolkiens Werk und das Marketing“ sprechen. Unter den Vortragenden wird aber auch Padre Guglielmo Spirito sein, Franziskaner (O.F.M.) und Professor am vatikanischen Institut für Theologie in Assisi. Auch Tolkien, erklärt Honegger, sei bekennender Katholik gewesen, weshalb eine Berücksichtigung dieses Aspekts durch fachkundige Gelehrte wichtig sei.

„Tolkiens Literatur steht in jener Tradition der Geschichtenerzähler, die auch heute noch nicht ausgestorben ist. Er hat die mittelalterliche Erzähltradition, die die Jahrhunderte unter anderem in den Abenteuerromanen überlebt hatte, wieder neu entdeckt“, erklärt Honegger die weitreichende Tolkien-Begeisterung, die bereits Teenager in ihren Bann zieht.

Alle Vorträge im Hörsaal 7 des Uni-Campus (Carl-Zeiß-Str. 3) sind für Interessierte öffentlich zugänglich. Das genaue Programm ist hier zu finden.

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