Lehrerverband: Schulpolitik vernachlässigt sprachliche Bildung

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BERLIN. Im Zusammenhang mit der Kritik an den mangelnden Grammatik- und Sprachkenntnissen von Studenten, die eine Untersuchung unter Hochschullehrern ergeben hatte, wiederholt der Deutsche Lehrerverband (DL) seine Forderung nach einer Stärkung des Deutschunterrichts. Der Verband beklagt bereits seit Jahren die Vernachlässigung sprachlicher Bildung, heißt es in einer Mitteilung.

Das Fach Deutsch hat in der jüngeren Schulgeschichte am meisten unter schulpolitischen Vorgaben gelitten“, sagt Josef Kraus, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Es hätte beispielsweise viele Stunden verloren, der vorgegebene Grundwortschatz von Zehnjährigen sei auf „lächerliche 700 Wörter“ reduziert worden und die Deutschlehrer seien gehalten, mit Texthäppchen statt mit Ganzschriften zu arbeiten. Dem Verbandschef  zufolge werde auch das Schreiben von längeren Texten insgesamt weniger verlangt und Schulstoff würde oft nur durch Multiple-Choice-Tests abgefragt. Kraus: „Auch die Rechtschreibreform hat nicht gerade zu mehr Schreibsicherheit beigetragen, und einzelne deutsche Länder sind dabei, die bewährte Ausgangsschrift abzuschaffen.“

Auch international steht Deutschland dem Verband zufolge nicht gut da: Während in den meisten Ländern der Welt die Landessprache als Unterrichtsfach rund ein Viertel des Gesamtunterrichts ausmache, sei es in Deutschland nur rund ein Sechstel. Die Leidtragenden seien die jungen Leute, denen die Sprachkompetenz nicht nur durch ihre „verstärkte Mediennutzung“, sondern auch durch die Entscheidungen der Schulpolitiker vorenthalten würde, heißt es weiter. Deshalb fordert der Verband erneut, dass die 16 Schulminister dem Fach Deutsch mehr Bedeutung, mehr Unterrichtsstunden und verbindliche Inhalte zugestehen.

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(25.7.2012)

Zum Bericht: Professoren: Junge Studenten haben Probleme mit der Rechtschreibung

 

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5 Kommentare
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sofawolf
11 Jahre zuvor

Naja, aber was nützt eine Stärkung des Deutschunterrichts, wenn im Alltag doch alle „nur noch“ Englisch sprechen? Werden wir dann bald Englisch nach den Regeln der deutschen Rechtschreibung schreiben???

pfiffikus
11 Jahre zuvor

Na, zumindest hat sich der Lehrerverband geäußert. Wo bleiben aber die GEW und der VBE?
Die von Hern Kraus genannten Gründe für die unzureichenden Grammatik- und Sprachkenntnisse von Jungstudenten sind sicher zutreffen. Aber was bringt es im Endeffekt, wenn dieses oder jenes beklagt wird? Ich
vermisse eine grundsätzliche Auseinandersetzung mit den
Ergebnissen der Umfrage.

Umfrageergbnissen der Hochschullehrer.
Ergebnissen der Hochschullehrer. Dazu wird es m.E. auch nicht kommen.

pfiffikus
11 Jahre zuvor

Wieder so ein Beispiel, wo ich ganz dringend eine Korrektur benötigte.
Ach, es macht mir sowieso keinen Spaß mehr, hier meine wertvolle Zeit zu verplempern. Es bringt ja sowieso nichts. Dann ‚mal tschüs!!

cyclooctan
11 Jahre zuvor

Die Verantwortung nur auf das Fach Deutsch zu schieben, kommt einfach zu kurz. Alle Lehrer (Kollegen) müssen angehalten werden, die Schüler zu einer vernünftigen Sprache anzuhalten und diese auch einzufordern. Ich für meinen Teil habe damit angefangen, das ich einzelne Worte als Antwort auf eine Frage nicht mehr akzeptiere und die Schüler auffordere, in einem ganzen Satz zu antworten. Auch Radebrech von Schülern mit Migrationshintergrund, die hier schon geboren sind oder schon lange leben, ist auch nicht zu akzeptieren.
Neben dem sachlichen Inhalt ist dauch der Ausdruck ein Teil des Ganzen.

sofawolf
11 Jahre zuvor

Ich finde es geht nicht nur um die Schule, es geht um die ganze Gesellschaft. Wenn Deutsch als (Mutter-)Sprache keinen Wert mehr hat und allüberall auf Englisch ausgewichen wird, wozu dann die Schreibweise (Rechtschreibung) einer Sprache, die niemand mehr schätzt, hoch und heilig halten?!?