Unschuldig verurteilter Lehrer – Anklage gegen Kollegin

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DARMSTADT (Mit Leserkommentaren). Ein Lehrer in Hessen saß mehrere Jahre wegen einer angeblichen Vergewaltigung unschuldig hinter Gittern. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Darmstadt Anklage gegen seine Ex-Kollegin erhoben, die den Biologielehrer vor mehr als zehn Jahren zu Unrecht beschuldigt hatte.

Der Lehrer war von einer Kollegin beschuldigt worden, sie in der Schule vergewaltigt zu haben. Foto: ilkin / Flickr (CC-BY-NC-ND-2.03)
Der Lehrer war von einer Kollegin beschuldigt worden, sie in der Schule vergewaltigt zu haben. Foto: ilkin / Flickr (CC-BY-NC-ND-2.03)

Wie die Behörde mitteilte, wirft sie der heute 47-Jährigen Freiheitsberaubung vor. Verjährt sei dagegen der Verdacht auf falsche Verdächtigung. Der 53-jährige Lehrer war vor kurzem im Saarland gestorben. Er verbrachte fünf Jahre im Gefängnis, bevor er in einem Wiederaufnahmeverfahren freigesprochen wurde.

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Der ehemalige Lehrer aus Südhessen war 2002 vom Landgericht Darmstadt wegen Vergewaltigung seiner Kollegin zu fünf Jahren Haft verurteilt worden. Im Sommer 2011 sprach ihn das Landgericht Kassel wegen erwiesener Unschuld frei. Ende Juni war die Leiche des Mannes auf der Straße nahe seiner Wohnung im saarländischen Völklingen gefunden worden. Der 53-Jährige hatte einen Herzinfarkt erlitten – an dem Tag, an dem die Staatsanwaltschaft in Darmstadt das Ermittlungsverfahren gegen die Kollegin des Lehrers abgeschlossen hatte.

Wann es vor dem Landgericht in Darmstadt zu einem Prozess gegen die Frau kommen wird, steht laut Staatsanwaltschaft noch nicht fest. Auch sei es schwer einzuschätzen, ob es überhaupt zu einer Verurteilung kommen könne, da «der Hauptbelastungszeuge inzwischen verstorben ist». Der Frau droht bei einer Verurteilung eine Haftstrafe zwischen einem und zehn Jahren. Dpa
(10.7.2012)

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2 Kommentare
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sofawolf
11 Jahre zuvor

Gut so!

pfiffikus
11 Jahre zuvor

Wie kann es sein, dass der Lehrer vom Landgericht Darmstadt verurteilt wurde, das Landgericht Kassel ihn aber wegen erwiesener Unschuld freisprach? Hat sich die Justiz nicht auch erhebliche Vorwürfe zu machen?
Der Lehrer wurde nach seiner vollständigen Rehabilitierung nicht wieder in den Schuldienst eingestellt. Auch das stellt für mich einen Skandal erster Güte dar. Leider wird die verantwortliche ehemalige Kultusministerin dafür nicht zur Rechenschaft gezogen.
Selbst wenn es nicht zu einem Prozess käme, müsste m.E. die Schulbehörde von Amts wegen tätig werden und ein Disziplinarverfahren gegen die Lehrerin einleiten.
Ich würde gerne wissen, ob die Lehrerin, die den ehemaligen Kollegen damals beschuldigte, zur Zeit noch unterrichtet.
Mich bedrückt sehr, dass das Schicksal des Lehrers hier offensichtlich kaum jemanden interessiert.