Mechatroniker für Kältetechnik schaffen gutes Klima in Bahn und Büro

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BERLIN. Niemand mag lauwarmes Bier oder heiße Büroräume. Um solche Probleme in den Griff zu bekommen, gibt es Kühlanlagen. Sie zu warten, ist die Aufgabe von Mechatronikern für Kälte- und Klimatechnik. Von Zeit zu Zeit arbeiten diese Fachleute an recht ungewöhnlichen Orten.

Wärmetauscher der Klimaanlage für den EDV-Raum sorgen dafür, dass die EDV-Technik nicht überhitzt; Foto: der.macher / flickr (CC BY-SA 2.0)
Wärmetauscher der Klimaanlage für den EDV-Raum sorgen dafür, dass die EDV-Technik nicht überhitzt; Foto: der.macher / flickr (CC BY-SA 2.0)

Frostbeulen sind in dem Beruf fehl am Platz. Gelegentlich müssen Mechatroniker für Kälte- und Klimatechnik an Orten arbeiten, die eisig kalt sind. Denn ihr Spezialgebiet sind Kühlanlagen. Die Fachleute sorgen dafür, dass Bier gut gekühlt aus Zapfhähnen rinnt, Lebensmittel auch bei hohen Temperaturen frisch bleiben und Räume mit EDV-Technik nicht überhitzen. Sie kümmern sich darum, dass in Flugzeugen eine angenehme Reisetemperatur ist und durch Krankenhäuser frische Luft strömt.

«Auszubildende werden dringend gesucht», sagt Volker Hudetz vom Verband Deutscher Kälte-Klima-Fachbetriebe in Bonn. Viele Fachbetriebe hätten Probleme, geeignete Schulabsolventen zu finden. Nach Angaben von Michael Assenmacher, Ausbildungexperte beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in Berlin, gibt es pro Jahr etwa 1.000 neue Lehrverträge.

Die Ausbildung in Industrie- und Handwerksbetrieben dauert regulär 3,5 Jahre. «Schüler, die einen mittleren Schulabschluss haben, können die Ausbildung im Einvernehmen mit dem Ausbildungsbetrieb um ein halbes Jahr, bei Abitur sogar um ein Jahr verkürzen», so Assenmacher. Laut Statistik haben 72 Prozent der Azubis Realschulabschluss oder Hochschulreife. Weibliche Lehrlinge sind bislang selten. Aktuell sind es weniger als zwei Prozent.

Rainer Voß, Obermeister der Innung für Kälte- und Klimatechnik in Hamburg, bezeichnet die Lehre als äußerst abwechslungsreich. Lehrlinge lernten, Montagezeichnungen und elektrischen Schaltpläne zu lesen, Bauteile zusammenzufügen sowie die Temperatur zu messen. Sie errechneten den Materialbedarf, verlegten Rohrleitungen und brächten Wärme- und Schalldämmungen an.

Am Ende der Ausbildung steht das Gesellenstück. Eine mögliche Aufgabe sei etwa, in einer Firma eine Kühlanlage zu montieren. Vor dieser Prüfung müssen Azubis sich viel Fachwissen aneignen. Auf dem Stundenplan steht neben dem Studium der Kühlmittel auch der Umweltschutz. Gute Leistungen im Schulfach Physik sind in der Ausbildung auf jeden Fall von Vorteil.

«Mechatroniker für Kältetechnik müssen sorgfältig arbeiten und dabei körperlich fit sein», sagt Assenmacher. «Die Arbeit erfordert ein hohes Geschick in teilweise schwer zugänglichen Anlagen.» Denn Kühlanlagen sind schon einmal auf Dächern oder in Kellerräumen montiert. Genauso wichtig ist aber, geistig fit zu sein. Denn Kälte- und Klimaanlagen sind zum Teil komplexe Computersysteme, deren Steuerung aufwendig ist.

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Und auch ein freundliches und höfliches Auftreten ist ein Muss. Voß erklärt: «Das ist nicht nur im täglichen Umgang untereinander wichtig, sondern vor allem auch im Hinblick auf die Kontakte zu Kunden und Lieferanten.»

Das Bundesinstitut für berufliche Bildung (BIBB) in Bonn nennt als Richtwerte für die Ausbildungsvergütung rund 480 Euro im ersten Jahr, 515 Euro im zweiten Jahr und 570 Euro im dritten Jahr und 627 Euro im vierten Jahr. Wie viel tatsächlich gezahlt wird, hängt von den regionalen Tarifvereinbarungen ab. Gute Lehrlinge erhalten häufig einen Bonus.

Laut Hudetz können Gesellen mit einem Einstiegsverdienst von etwa 1.950 Euro monatlich rechnen. Übertarifliche Bezahlung ist nicht selten und richtet sich nach der Qualifikation. Dazu kommen gegebenenfalls Zuschläge, etwa für Bereitschaftsdienste und Montagereisen.

Nach Angaben von Hudetz gibt es in Deutschland im Kälteanlagenbau 2.745 Handwerksbetriebe, die etwa 23.000 Arbeitskräfte beschäftigten.

Firmenschwerpunkte sind Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg. Doch aufgrund des Fachkräftemangels sind geeignete Lehrlinge nicht nur dort, sondern bundesweit gesucht. HORST HEINZ GRIMM, dpa

(20.8.2012)

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