Zu viele Überstunden, hoher Krankenstand: DGB fordert Beamtenreform

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ERFURT. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat eine Reform des öffentlichen Dienstes in Thüringen gefordert. Um gute Arbeit entsprechend honorieren zu können, müsse das Dienstrecht der Beamten modernisiert werden, sagte der Vorsitzende des DGB Bezirkes Hessen-Thüringen bei der Vorlage eines entsprechenden Eckpunktepapiers.

DGB-Vorstand Stefan Körzell fordert eine Reform des Dienstrechts für Beamte. Foto: DGB Hessen-Thüringen
DGB-Vorstand Stefan Körzell fordert eine Reform des Dienstrechts für Beamte. Foto: DGB Hessen-Thüringen

Tausende Überstunden bei den Berufsfeuerwehren, Beförderungsstau bei der Polizei und eine überalterte Lehrerschaft: Der DGB drängt darauf, die Beamten in Thüringen besserzustellen. Die Forderung des Gewerkschaftsbundes sieht unter anderem bessere Beförderungsmöglichkeiten, einen Einstellungskorridor für Beamte sowie die Wiedereinführung der Altersteilzeit und die Herabsetzung des Pensionsalters vor. Außerdem sollten Entgelterhöhungen bei Tarifbeschäftigten zeitgleich auf Beamte übertragen werden und sich deren Besoldung stärker an der tatsächlich ausgeübten Tätigkeit orientieren.

Der massive Stellenabbau in den vergangenen Jahren habe verhindert, dass sich eine ausgewogene Altersstruktur im öffentlichen Dienst entwicklen konnte, sagte  der Vorsitzende des DGB Bezirkes Hessen-Thüringen, Stefan Körzell. Zugleich sei damit die Arbeitsverdichtung enorm gestiegen. Hohe Krankenstände und riesige Überstundenberge seien die Folge. «Wenn wir nicht aufpassen, haben wir in fünf bis zehn Jahren nicht nur ein Facharbeiterproblem, sondern ebenfalls ein Problem von megakranken Belegschaften, das dann auch von den Kosten her kaum noch handhabbar ist», warnte der Gewerkschafter. Angaben des Statistischen Landesamtes zufolge ist die Zahl der Landesbediensteten im Freistaat innerhalb von zehn Jahren um knapp 15 Prozent auf etwa 64 000 gesunken.

Der Freistaat stehe bei der Gewinnung von Fachkräften nicht nur im Wettbewerb mit der freien Wirtschaft, sondern auch mit westdeutschen Ländern. Thüringen müsse daher bei Beförderung, Besoldung und Versorgung seiner Beamten jetzt die Weichen stellen. Es sei falsch, einseitig bei den Beschäftigten zu sparen.

Körzell kritisierte zugleich, dass die Landesregierung den Pensionsfonds eingefroren hat, mit dem die ab 2020 sprunghaft steigenden Pensionszahlungen aufgefangen werden sollen. Die Beamten hätten auf Besoldungserhöhungen verzichtet, damit die Landesregierung so den Fonds speisen könne. Es sei unzulässig, dass das Geld nun nicht eingezahlt werde. Der DGB will sein Eckpunktepapier der Landesregierung und dem Parlament übergeben: «Wir erwarten, dass unsere Vorschläge geprüft werden.» dpa

(28.08.2012)

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Ole Braesig
11 Jahre zuvor

Herr Körzell sie sind auf dem falsche Weg. Sie haben nicht die tatsächlichen Gründe für das bundesweite Dilemma im Bildungssystem herausgearbeitet. Mit einer organisatorisch im Bildungssystem nicht mehr funktionierenden Führung der Lehrpersonen durch ein unflexibles Beamtenrecht kann man in einem Industriestaat keine Bildung im Sinn von lebenslangem Lernen organisieren. Fangen sie an die Interessen der Lehrpersonen im Alltagsgeschehen zu vertreten. Verweigern sie Überstunden! Verweigern sie zu große Klassen! Verweigern sie ungesunde Klassenräume usw.!