Bayerns SPD will bei Machtwechsel Gemeinschaftsschule ermöglichen

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MÜNCHEN. (mit Leserkommentaren) Gemeinschaftsschule in Bayern soll kommen – wenn der nach der Landtagswahl 2013 der Regierungswechsel gelingt. Auch die Übertrittszeugnisse nach der vierten Grundschulklasse sollen abgeschafft werden. Das sagte der bildungspolitische Sprecher Martin Güll. «Wir müssen uns drum kümmern, dass auch in Bayern längeres gemeinsames Lernen möglich wird.»

Gemeinschaftsschulen sollten wenigstens auf Antrag möglich sein. Falls ein Dreierbündnis von SPD, Grünen und Freien Wählern die Wahl gewinne, würden «wir die Übertrittszeugnisse definitiv abschaffen, um damit den Leistungsdruck aus der Grundschule zu nehmen».

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Güll verwies auf eine bundesweite Umfrage vom Januar, in der sich 75 Prozent der Eltern für eine Verlängerung der Grundschulzeit ausgesprochen hatten. Die SPD hatte in den vergangenen Monaten knapp 130 Veranstaltungen zur Bildungspolitik abgehalten. Sehr viele Teilnehmer kritisierten dabei nach Gülls Angaben, dass die Kinder unter zu großem Druck stünden. dpa

(21.11.2012)

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mehrnachdenken
11 Jahre zuvor

75% der Eltern haben sich nach der o.g. Umfrage für eine längere GS-Zeit ausgesprochen. Schön und gut. In Niedersachsen gab es das über 20 Jahre lang bis 2004. Die Schulform hieß Orientierungsstufe und umfasste die Jahrgänge fünf und sechs. U.a. auf Betreiben von Eltern wurde sie abgeschafft. Eltern meinten, leistungsstarke Sch würden nicht genug gefordert werden.

Reinhard Hopp
11 Jahre zuvor

Es wird ohnehin Zeit, dass sich der Leistungsstand der bayerischen Schüler dem Bundesdurchschnitt anpasst!

A. Lutz
11 Jahre zuvor

Es fehlen bei den Ankündigungen der SPD noch die folgenden Stufen der Entwicklung: Als nächstes werden die Noten abgeschafft, dann ist die Zeit reif für das Grundrecht auf das Abitur, man bekommt dann die Hochschulzugangsberechtigung mit der Geburtsurkunde. Im letzten Schritt gibt es bundesweit einen Einheitslohn vom Vorstandschef bis zur ungelernten Hilfskraft. Eventuell wird auch der Besitz von Privatvermögen abgeschafft. Am Ende sind wir ein Volk von lauter Gleichen unter Gleichen, wo niemand mehr leistet als der andere, denn es darf sich ja nicht lohnen. In China wird man sich totlachen …

J. Jacob
11 Jahre zuvor

Bei den 130 Veranstaltungen der SPD in Bayern haben sich auch sehr viele Menschen mit sehr kritischen Äußerungen bis hin zur völligen Ablehnung des SPD-Gemeinschaftsschulmodells ausgesprochen. Aber diese Stimmen wollen wohl nicht von der SPD gehört werden bzw. werden in Artikel wie dem oben gar nicht erwähnt.
Dabei ist in anderen Bundesländern gut zu beobachten, was passiert, wenn man Übetrittszeugnisse abschafft: Dann erledigt sich auch ein gut funktionierendes differenziertes Schulsystem über kurz oder lang von selbst und das Einheitsschulsystem mit einer Gemeinschaftsschule ist eingeführt. Hr. Güll sollte so ehrlich sein, das auch offen so zu sagen im Wahlkampf, wenn er so schön davon redet, die Gemeinschaftsschule solle in Bayern auf Antrag als „Zusatzangebot“ eingeführt werden.

Tobias S.
11 Jahre zuvor

Das Gemeinschaftsschulmodell der SPD in Bayern ist nichts mehr als ein bildungspolitisches Wolkenkuckucksheim: Nirgends als erfolgreich erprobt, um ein Vielfaches teurer als die bewährten Schulformen und zugleich der direkte Weg, die Lehrkräfte durch Überforderung in den Burnout zu führen. Dazu würde die Freigabe des Elternwillens beim Übertritt und der fast völlige Verzicht auf Fachunterricht (das Konzept sieht 9 Stunden pro Woche vor) massiv auf die Leistungen drücken.

Ich verstehe sowieso nicht, wieso das seit 15 Jahren in allen Vergleichstests beste Bildungswesen in Deutschland sich nach Meinung der SPD an denjenigen orientieren sollen, die immer ganz unten in den Ranglisten stehen? Vernünftig wäre es anders herum…

mehrnachdenken
11 Jahre zuvor

Bleibt zu hoffen, dass die SPD bei den Landtagswahlen die Quittung für diese rein ideologisch ausgerichtete Veränderung der bayerischen Bildungslandschaft bekommt.
Es ist immer wieder erstaunlich, was sich vor allem linke Politiker einfallen lassen, um Bewährtes kaputt zu machen!
Ein Blick nach Niedersachsen reicht aus, um zu erkennen, welche fatalen Konsequenzen es hat, den Eltern die Entscheidung zu überlassen, auf welche Schule ihr Kind nach der GS geht. Ganze Klassen gehen entweder auf die RS oder noch besser auf das Gymnasium. Die Schulform HS wird es in absehbarer Zeit nicht mehr geben. Vor allem wird sich der Prozess noch gewaltig beschleunigen, wenn die SPD zusammen mit den Grünen im Januar 2013 die Landtagswahl gewinnen sollte.

Thomas K.
11 Jahre zuvor

„Es wird ohnehin Zeit,dass sich der Leistungsstand der bayerischen Schüler dem Bundesdurchschnitt anpasst.“ – herzlichen Glückwunsch dem Autor und auch Herrn Güll! Aus Frust, sich bildungsmäßig aufgrund von Schulsystemen, wie sie auch von der bayerischen SPD gefordert werden, am Ende der Fahnenstange Europas zu bewegen, schießt man einfach mal auf erfolgreiche, anerkannte und vielfach auch beneidete mehrgliedrige Systeme. Ist ja echt billig und hat außer leeren Hülsen nichts zu bieten. Einfache Gleichmacherei anstatt individueller Forderung und Förderung. Solche Gesamtschulversuche haben schon in der Vergangenheit genügend versagt!

wenigerpauschalurteile
11 Jahre zuvor

Das Festhalten am gegliederten Schulsystem ist mindestens genauso ideologisch ausgerichtet. Längeres gemeinsames Lernen und frühe Trennung haben jeweils Vor- und Nachteile. Bei der frühen Trennung werden Leistungsstarke besser gefördert, Leistungsschwache geraten jedoch ins Abseits. Das längere gemeinsame Lernen will alle mitnehmen und niemanden verlieren. Natürlich ist das ideologisch ausgerichtet. Man kann das gut finden oder schlecht. Man kann auch eine gesellschaftliche Richtung darin sehen: „jeder für sich“ oder „alle gemeinsam“.

mehrnachdenken
11 Jahre zuvor

Vielleicht gibt folgendner Link gewisse Hinweise auf die bildungspolitische Ausrichtung der SPD?
Rufen Sie http://www.lehrerforum-nrw.de auf. Dann klicken Sie auf das Forum „Aktuelle Diskussionen“. Jetzt sehen im Fenster den Hinweis „Eine kleine, aktuelle Diskussion“. Die eigentlich interessante Diskussion beginnt mit „Helene“. Sie/Er führt die teilweise katastrophalen Bildungsleistungen in SPD- geführten Ländern (sh. z.B. den aktuellen Grundschul-Ländervergleich) auf die kritisch-konstruktive Didaktik von W. Klafki in den 60er Jahren zurück. Helene schreibt, dass Klafki weniger Wert auf Fachbildung legte, dafür aber umso mehr auf politische Bildung. Zentrale Begriffe wie Leistungsfreiheit oder Wohlfühlunterricht deuten an, wohin die schulpolitische Reise hingehen sollte. Kann es sein, dass sich die Linken immer noch an Klafkis Ideen berauschen? Aber lesen Sie selber.

Jakob P.
11 Jahre zuvor

Die SPD hat sich mit dem Ziel, Gemeinschaftsschulen einzuführen ideologisch verrannt. Die Verschiedenartigkeit der Scshülerinnen und Schüler bracht ein viel differnziertes Bildungssystem und keine Einheitsschule. Alle Studien zeigen, dass die unterschiedlichen begabungen und Neigungen der Jugendlichen in bayern am besten gefördert werden können. Es ist doch eine Illusion, dass durch eine längere gemeinsame Schulzeit Lernschwächere und Lernstärkere zu einem gewünschten Lernerfolg geführt werden können. Wir haben längst bestens ausgebildete Lehrkräfte, die als Lernbegleiter in den Schulen fungieren. Wir brauchen nicht eine neue Schulform, die Schulstandorte gefährdet, sondern Ziel muss sein, kleine Klassen und die Bedarfsorientierung bei der Ganztagsbeschulung anzustreben.

Ti.Kopp
11 Jahre zuvor

Es ist faszinierend, dass in allen anderen Bundesländern das Modell der Gemeinschaftsschule die Bildung der Kinder verschlechtert, der Leistungsstand der Schüler deutlich absinkt, aber die SPD in Bayern lustig glaubt, dass wir hier diesen Zug doch auch mal gegen die Wand fahren sollten??!?!!
Mein Gott, hört auf ständig Gleichmacherei anzupreisen und nach der Schule werden dann alle an die Uni dürfen …
das funktioniert eben nicht!
Wenn man statt ständig zu reformieren das Geld lieber in eine SINNVOLLE BESSERUNG DES BESTEHENDEN inverstieren würde, wären die Eltern weniger verunsichert und die Kinder könnten ihre Schularten wieder stolz besuchen.
Finger weg von der SPD und ihrem undurchdachten Luftschloss!!

Stephan M.
11 Jahre zuvor

Egal wie man so einen Schultyp nennt, ob Gemeinschafts- oder Gesamtschule, es wird sich auch in Bayern herausstellen, sollte diese von der SPD propagierte Form kommt, dass die Ergebnisse der Forschung in den anderen Bundesländern genau zutreffen: Die Schüler verlieren an Bildung und Wissen!!!
Warum muss Pädagogik zur Glaubensfrage verkommen, wo es doch wissenschaftliche Untersuchungen gibt???
Gelten Forschungsergebnisse bei der SPD nichts???
Man sieht in ALLEN Studien, dass das Bayerische Schulsystem allen anderen Systemen in Deutschland überlegen ist, warum will die SPD das aufs Spiel setzen???
Das kann und darf ja wohl nicht sein!!!
Hände weg von der Schulstruktur!!!!

Frau H
11 Jahre zuvor

Aber es heißt doch gar nicht, dass das 3-gliedrige System abgeschafft werden soll.

Es heißt „auf Antrag“ – wo ist jetzt da das Problem? Einigen tut es gut, anderen nicht. Also warum gleich machen, was nicht gleich ist?

Die Übertrittszeugnisse sollen aussagekräftig sein, aber sind sie es wirklich? Wer hat denn den Übertritt generell erleichtert?
Ich wüsste nicht, dass die SPD an der Regierung ist. Dennoch werden die Haupt- ähm, nein Mittelschulen doch systematisch ausgeblutet.
Es fallen im Probeunterricht zu viele durch? Ach, dann ändern wir doch nachträglich noch die Punktegrenzen – oder?
Vollkommen sinnfrei …

M. Graf
11 Jahre zuvor

Bildung MUSS immer die Kinder im Auge behalten. Bildung heißt, den Schülern die Ausbildung zu ermöglichen, die ihnen die meisten Chancen einräumt. Und diese Ausbildung erhält man erwiesenermaßen NICHT in Hamburg, NRW …jeder normal denkende Mensch sollte in der Lage sein, die richtigen Schlüsse zu ziehen, aber die SPD ist damit offensichtlich überfordert! Wahrlich bemitleidenswert!

S.Forster
11 Jahre zuvor
Antwortet  M. Graf

Genau dafür lernen schon die Kleinen die Grundzüge der Statistik und vor allem, wie diese zu interpetieren ist.
All die, ach so tollen bildungspolitischen Experimente anderer Bundesländer haben im Endergebnis schlechte Aussagen hervorgebracht. Nun gilt es, diese Tatsache per Interpretation als „Bildungsgewinn“ zu verkaufen.
Aber Ignoranz, Dekadenz und verantwortungsloses Lügen ist heute nahezu Eignungsvoraussetzung für unsere Volksvertreter, welche für Fehlentscheidungen niemals gerade stehen müssen.
Die bayerische „Bildungs(rückwärts)offensive“ ist der erste, sehr effektive Schritt in Richtung Angleichung der Bundesländer. Wir müssen eben nur schlechter werden, dann sind die Unterschiede gar nicht mehr so groß. Das sichere Beherrschen der Grundrechenarten mit Hilfe von Musterlösungen ist doch Hochschulanforderung genug, oder? Es sollen doch auch alle studieren – produzieren dürfen dann die…..ja wer eigentlich??? Inderkinder? Pakistani? China?

Wie dies allerdings der Wirtschaft schmackhaft gemacht werden soll, dass sie nun noch schlechtere Azubis bekommen wird, weiß niemand.
Ach was…. dann studieren wir halt alle am GameBoy oder bauen unsere Zukunft in „Second Life“, da ist die Welt noch in Ordnung.

Der letzte macht dann doch bitte das Licht aus, ja?

Servus
Steff

Tobias S.
11 Jahre zuvor

Was heute noch „auf Antrag“ und „als Ergänzung“ heißt, kann nach der Wahl schneller als man „Gemeinschaftsschule“ buchstabieren kann, zur Pflicht werden, s. Baden-Württemberg!

Dort empfiehlt die GEW jetzt schon der Regierung, den Realschulen einen Aufnahmestopp für neue Schüler zu verordnen, nachdem MP Kretschmann erst vergangene Woche das Ende der Realschulen verkündet hat.