Der Amoklauf von Newtown weckt Erinnerungen an Winnenden

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WINNENDEN. Betroffenheit und Wut: Das Massaker in einer amerikanischen Schule hat in Deutschland alte Wunden aufbrechen lassen. Erinnerungen an Winnenden wurden wach – und damit auch Forderungen an die Politik.

Die Kirchen riefen zu Gebeten und Fürbitten auf. Foto: topher 76 / Flickr (CC BY-ND 2.0)
Die Kirchen riefen zu Gebeten und Fürbitten auf. Foto: topher 76 / Flickr (CC BY-ND 2.0)

Die Bluttat an einer US-Grundschule hat Erinnerungen an den Amoklauf in Winnenden geweckt. Die Kirchen riefen zu Gebeten und Fürbitten auf. Mit der Trauer und dem Beileid für die Betroffenen kamen aber auch die Forderungen nach strikteren Waffenkontrollen und besserem Schutz von Schulen auf die Tagesordnung. Das Aktionsbündnis Amoklauf Winnenden kündigte an, das Massaker in den USA zum Anlass zu nehmen, sich für bessere Kontrollen einzusetzen. Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) erinnerte daran, dass noch immer nicht alle Schulen ein eigenes Alarmsignal für Amokläufe eingeführt haben.

Wenn er an das liberale Waffenrecht in den USA denke, packe ihn «die nackte Wut», sagte der Vorsitzende des Aktionsbündnisses, Hardy Schober. «Wir sind nicht gegen Waffen», aber «wir wollen bessere Waffenkontrollen und eine strikte Trennung von Munition und Waffen». Leider fehle dafür das Personal. Rund 4500 zusätzliche Stellen sind laut Aktionsbündnis deutschlandweit nötig, um das Waffenrecht konsequent zu überwachen. Bis heute würden nur Waffenbesitzer kontrolliert, die sich auf Anfrage nicht melden.

Der VBE Baden-Württemberg begrüßte, dass inzwischen alle Schulen mit sogenannten Pagern ausgestattet worden seien. Diese Warngeräte nutzten allerdings nur der Schulleitung. Diese müsse dann die Kinder informieren. Dafür könne sie jedoch nicht den Feueralarm verwenden, weil dieser die Kinder ins Freie treibe. Bei einem Amoklauf sollten sie jedoch in den Räumen bleiben. Ein zweites Signal sei bislang noch nicht überall umgesetzt. «Drei Jahre nach der schrecklichen Amoktat in Winnenden wäre es aber an der Zeit, endlich zu handeln und es nicht bei den Ankündigungen zu belassen», sagte der VBE-Sprecher.

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Hardy Schobers erste Gedanken galten jedoch den Angehörigen der Opfer in den USA: «Dass wieder viele Eltern weinen und ihre Kinder zu Grabe tragen müssen.» Die Bluttat in Newtown im US-Bundesstaat Connecticut hat aber aus seiner Sicht «eine neue Dimension». Den Eltern dort riet er, schnell Hilfe in Anspruch zu nehmen. «Sie fallen in ein Riesenloch hinein. Das kommt ja aus heiterem Himmel, darauf kann man sich nicht vorbereiten.» Verwandte oder Notfallseelsorger könnten einem zur Seite stehen. «Man sollte die Hilfe auch zulassen. Denn die Traumatisierung holt einen immer wieder ein.»

Am 11. März 2009 hatte Tim K. in seiner früheren Realschule in Winnenden und auf der Flucht nach Wendlingen 15 Menschen und sich selbst erschossen. Schober hatte bei dem Amoklauf seine 15-jährige Tochter Jana verloren. Es habe auch bei der Verarbeitung geholfen, dass sich die Opfer-Eltern gegenseitig beistanden. «Geteiltes Leid ist doch irgendwo halbes Leid», sagte Schober. dpa
(16.12.2012)

 

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