Die GEW drängt die Bundeswehr aus den Schulen

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DÜSSELDORF. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat für September eine Aktionswoche „gegen den Einfluss der Bundeswehr und der Rüstungsindustrie auf das Bildungswesen“ angekündigt. Die Armee nutze Auftritte vor Schülern, um sie „offensiv für den Dienst an der Waffe anzuwerben“, kritisiert die Lehrergewerkschaft. In Nordrhein-Westfalen zeichnet sich bereits ein erster Erfolg der Kampagne ab.

Jugendoffiziere gehen in Schulen, um über die Bundeswehr und ihre Einsätze zu informieren. Foto: An honorable german / Flickr (CC BY 2.0)
Jugendoffiziere gehen in Schulen, um über die Bundeswehr und ihre Einsätze zu informieren. Foto: An honorable german / Flickr (CC BY 2.0)

“Die Kooperationsvereinbarung wird zurzeit gemeinsam mit der Bundeswehr überarbeitet”, so zitiert die „Rheinische Post“ einen Sprecher des Schulministeriums. Die rot-grüne Landesregierung habe der GEW versprochen, die Kooperation zu modifizieren, bestätigte die Landesvorsitzende der Lehrergewerkschaft, Dorothea Schäfer, laut „Rheinischer Post“. So solle es künftig keine Beteiligung der Offiziere an der Lehrerausbildung mehr geben.

„Die Bundeswehr drängt an die Schulen und Hochschulen. In immer mehr Bundesländern schließt sie Kooperationsvereinbarungen mit den Kultusministerien und sichert sie ihren Jugendoffizieren Zugang in die Klassenzimmer“, so heißt es zur Begründung der bundesweiten Aktionswoche vom 24. bis 29. September, zu der die GEW aufruft. Die Jugendoffiziere gestalteten als „Experten für die politische Bildung“ in den Schulen den Unterricht, entwürfen Lehrmaterialien, organisierten Ausflüge in Kasernen und übten zunehmend Einfluss auf die Ausbildung von Lehrkräften aus. „Auch die Wehrdienstberater kommen regelmäßig und immer häufiger in Schulen, um Jugendliche offensiv für den Dienst an der Waffe anzuwerben“, so kritisiert die GEW.  Sie fordert die sofortige Kündigung der bestehenden Kooperationsvereinbarungen zwischen Kultusministerien und der Bundeswehr.

Während der Aktionswoche soll es „bunte, kreative und öffentlichkeitswirksame Aktionen und Veranstaltungen“ geben, um Politik und Öffentlichkeit auf die Problematik der zunehmenden Militarisierung des Bildungssystems aufmerksam zu machen. Konkret haben die Initiatoren einige Vorschläge parat:

  • Aktivisten sollen sich beispielsweise „vor dem Eingang der Schule oder Bildungsmesse auf den Boden legen und den Körper mit weißen ‚blutgetränkten‘ Leintüchern bedecken und selbst gebastelte Grabsteine (z.B. aus Styropor) daneben aufstellen. Parallel Flyer verteilen, einen Redebeitrag verlesen und Transparente halten“, so heißt es.
  • Oder: „Früh vor Schulbeginn vor Ort sein, am Schuleingang ein Transparent aufhängen, einen Infostand aufbauen und massiv Flyer bereithalten. Dann Flyer an die SchülerInnen und LehrerInnen verteilen.“
  • Auch sogenannte Flashmobs seien geeignet: „Einige Personen haben Militärkleidung an und sind einige Meter voneinander entfernt. Plötzlich ertönt lautes Militärgeräusch aus einem Lautsprecher und die ‚SoldatInnen‘ fangen an, mit gebastelten Waffen um sich zu schießen. Dann fallen zeitgleich verstreut als Passanten getarnte Leute um und sind zum Beispiel mit Ketchup blutverschmiert.“

„Die Bundeswehr hat an Schulen nichts zu suchen. Bildung sollte zu einer friedlichen Gesellschaft beitragen, statt ganze Unterrichtsstunden bis hin zu mehrtägigen Ausflügen an Jugendoffiziere und ihre einseitige, Krieg beschönigende und als notwendiges Mittel von Politik darstellende Propaganda abzugeben“, sagte Julia Range, Sprecherin Kampagne „Bundeswehr raus aus den Schulen“ in einem auf der Seite „Sozialismus.info“ veröffentlichten Interview. „Vor allem darf die Bundeswehr nicht die mangelhaften Zukunftsperspektiven für junge Menschen missbrauchen, indem sie mit guten Löhnen, Arbeitsplatzsicherheit und kostenlosem Studium all diejenigen anspricht, die im Bildungssystem und auf dem Arbeits- und Ausbildungsmarkt abgehängt sind.“

Die Bundeswehr wehrt sich

Die Bundewehr sieht sich zu Unrecht angegriffen. „Wir wehren uns gegen Kritiker, die diese Informationsveranstaltungen als Werbeauftritt abzuqualifizieren versuchen. Ja, wir betreiben auch Werbung, aber grundsätzlich nicht mit Jugendoffizieren“, sagte Generalmajor Gerhard Stelz, Befehlshaber im Wehrbereich II (Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland) gegenüber der „Rheinischen Post“. Das Blatt zitiert ihn weiter: „Wir bieten nun über Jahrzehnte in bewährter Form geschultes Personal zur Unterstützung der Lehrkräfte für den Politikunterricht an, wenn es um Fragen der Friedenserhaltung und Sicherheitspolitik, der Auslandseinsätze geht. Das sind Themen, die junge Menschen berühren – das ist unverändert aktuell.“ NINA BRAUN
(15.7.2012)

Zum Bericht: „GEW empört über Einsatz der Bundeswehr in Schulen“

 

 

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Markus Gross
11 Jahre zuvor

zur „Bundesweiten Aktionswoche für militärfreie Bildung und Forschung“ vom 24. – 29. September gibt es eine eigene Homepage:
http://antimilaktionswoche.wordpress.com/
Eine (ständig wachsende) Liste von aufrufenden, unterstützenden Organisationen findet sich unter
http://antimilaktionswoche.wordpress.com/unterstutzerinnen/