Lehrer: Mit Sitzenbleiben abschaffen ist es nicht getan

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STUTTGART. Der Schulleiter von Salem, Bernd Westermeyer, meint: Politiker machen es sich zu einfach, wenn sie – unter sonst gleichen Bedingungen – das Sitzenbleiben abschaffen wollen. Der VBE schlägt in die gleiche Kerbe.

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Bernd Westermeyer - neuer Gesamtleiter der Schule Schloss Salem. Foto: Sebastian Willnow / Schloss Salem
Bernd Westermeyer – Gesamtleiter der Schule Schloss Salem. Foto: Sebastian Willnow / Schloss Salem

In der Debatte um Sinn oder Unsinn des Sitzenbleibens in der Schule warnt der Lehrerverband VBE vor allzu schlichten Ansätzen. «Wenn es nach Auffassung der politisch Verantwortlichen noch immer zu viele Sitzenbleiber gibt, sollte man nicht das Sitzenbleiben abschaffen, sondern das pädagogische „Frühwarnsystem“ ausbauen und den Schülern rechtzeitig ausreichende Unterstützungsangebote machen», meinte der Vorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) Baden-Württemberg, Gerhard Brand.

Die Bedingungen an den Schulen müssten so verändert werden, dass nicht das Niveau sinke, sondern Kinder frühzeitig gefördert würden. «Sitzenbleiber fallen nicht plötzlich vom Himmel», sagte Brand. Die Probleme tauchten in der Regel lange vor der Entscheidung über eine Versetzung auf.

Schulisches Lernen müsse nicht nur in den Köpfen der Bildungsbürger, sondern gerade bei bildungsferneren Familien als wichtig für die Zukunft der Kinder angesehen werden – schon im Kindergarten müssten Eltern sensibilisiert werden. Ärgerlich sei es, wenn frühe Unterstützungssysteme an den viel zu knappen Haushaltsmitteln scheiterten. Wer wirklich etwas verändern wolle, müsse «auch Geld in die Hand nehmen», meinte Brand, dessen Verband Lehrer an Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Sonder- und Gemeinschaftsschulen vertritt.

Aus Sicht des Salemer Internatsleiters Bernd Westermeyer kann das Sitzenbleiben in der Schule sinnvoll sein – es sollte aber anders heißen. «Der Begriff Sitzenbleiben ist einfach unerträglich», sagte Westermeyer. «Jemand bleibt sitzen und die anderen gehen weiter – das kann für die Kinder entwürdigend sein, wenn man das so formuliert. Besser ist: Das Kind wiederholt ein Jahr.»

Der Pädagoge findet dies in manchen Fällen durchaus gewinnbringend: «Viele Kinder werden zu früh eingeschult, so dass sie entwicklungsmäßig hintenan sind, da hilft es manchmal, wenn sie ein Jahr wiederholen, um zu reifen.» Dies sollte nicht negativ besetzt sein: «Scheitern ist Teil des Programms. Das ist wie bei Kleinkindern, die immer wieder hinfallen, und immer wieder aufstehen. So könnte man auch den Lernprozess in der Schule sehen.»

Mit der Forderung, das Sitzenbleiben abzuschaffen, machten es sich viele Politiker allerdings zu einfach, glaubt auch Westermeyer: «Die Politik redet klug daher, ermöglicht das aber nicht. Da gibt es eine Schere zwischen Anspruch und Wirklichkeit.» Nach Darstellung von Studienleiterin Brigitte Mergenthaler-Walter liegt die Sitzenbleiber-Quote im Salemer Eliteinternat bei unter zwei Prozent. Im laufenden Schuljahr wiederholen demnach in allen Jahrgangsstufen insgesamt acht Schüler von 605. dpa

(25.2.2013)

Zum Bericht: „Pädagoge: Zur Abschaffung des Sitzenbleibens fehlen noch geeignete Lehrer“

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Ulrich Lange
11 Jahre zuvor

Etikettenschwindel

„Sitzenbleiben in der Schule ist sinnvoll, sollte aber anders heißen.“ Genau so haben die „Reformpädagogen“ schon immer alle Probleme gelöst. Sie wurden schön geredet, wie der Zürcher Erziehungswissenschaftler Jürgen Oelkers das sehr zutreffend formuliert hat. Zitat:

Die „neue Erziehung“ war in diesen Kreisen eine Rettungsphantasie, die die Wirklichkeit aus der guten Idee erzeugen wollte und dabei die kleine Zahl der Mitstreiter geflissentlich übersehen konnte. Die Publizität und Hochwertung der Landerziehungsheime in der deutschen Pädagogik steht in einem grotesken Gegensatz zu den wenigen Dutzend Schulen, die um 1925 tatsächlich bestanden haben. […] Die Semantik war aufgeladen mit pädagogischem Pathos, hinter dem die Wirklichkeit verschwinden konnte. Auf diese Weise entstanden geschlossene Welten oder Erziehungssekten, die sich als Avantgarde verstehen konnten. Mit einer Rhetorik der pädagogischen „Meisterschaft“ wurden Verhältnisse beschworen, die nie gegeben waren. Und bis heute ist die Wahrnehmung dieser historisch hochgradig zerstrittenen Sekten von Wolken der Verdrängung umgeben, die die eigene Sprache erzeugt hat.

Der anfängliche Markt dieser Schulen waren oft Eltern, die nicht die große Alternative der Erziehung suchten, sondern eine Möglichkeit, ihre Söhne doch noch zum Abitur zu führen. Solche Schulen gab es im Kaiserreich dutzendfach, ohne dass sie sich mit einer besonderen Aura umgeben hätten. Die Landerziehungsheime schafften es, ein eigentlich sehr profanes Nischenprodukt mit einem Geniekult zu umgeben, der alle anderen Schulen schlecht aussehen ließ. Dieser Überlegenheitsgestus war immer arrogant und durch nichts gerechtfertigt. Das reine Bild der großen Alternative musste um jeden Preis gewahrt werden, weil das die Nachfrage sicherte.

Institute wie Salem leben von den Sitzenbleibern, die das öffentliche Schulwesen erzeugt. Genau deshalb ist Westermeyer für das „Wiederholen“. Und während man das bei „den anderen“ lobt, weist man auf die besonders geringe Sitzenbleiberquote des eigenen Instituts hin. Damit die von Nichtversetzung an der öffentlichen Schule Bedrohten sich in die Schule Schloss Salem flüchten, um dem zu entgehen, was an der „Staatsschule“ als so sinnvoll angesehen wird.

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor

Hier noch ein paar Links, aus denen deutlich wird, wodurch die Sitzenbleiber- pardon, Wiederholer- Quote von Salem & Co so gering gehalten wird:

http://ulange.beepworld.de/files/internatemisserfolgsquoten.pdf

http://ulange.beepworld.de/files/internatesalemabischnitteschulradar.pdf

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=C-FY1cQlS1I#t=182s

http://www.nzz.ch/aktuell/startseite/anspruch-und-realitaet-der-besten-1.1783205

http://www.gutefrage.net/frage/internat-schloss–salem

http://internate-watch.npage.de/elite-internate-auswahl-der-besten.html

Abschließend noch ein Beitrag zu der von Jürgen Oelkers behaupteten Zerstrittenheit der „Landerziehungsheime“ als reformpädagogische Sektenschulen:
http://www.taz.de/%2179361/

Stefan B.
11 Jahre zuvor

Tut mir leid, Herr Lange, aber Links überfordern in der Regel mein Interesse. Was sie aussagen, kann man doch auch mit ein weng Mühe als eigene Meinung darstellen.

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Da muss Ihnen nichts leid tun, Herr B.!

Die Links, lediglich als eine Ergänzung meines oben stehenden Kommentars um zusätzliches Material gedacht und auch entsprechend anmoderiert waren, enthalten eine Fülle von Belegen und Verweisen (Daten, Fakten, Einschätzungen anderer Autoren usw.), die das in dem Kommentar Gesagte untermauern und durch zusätzliche Aspekte beleuchten sollen. Deren Inhalt als „eigene Meinung“ darzustellen, hätte in der Tat wenig Mühe gekostet, wäre aber doch insofern völlig sinnlos gewesen, als ich hier meine eigene Meinung mit meiner eigenen Meinung belegt hätte. Haben Sie mal versucht, in diesem Stil eine Seminararbeit zu verfassen?

Und ansonsten: Wenn’s Ihr Interesse überfordert, verzichten Sie doch einfach auf die Lektüre.

Viele Grüße

klexel
11 Jahre zuvor

Was ist das denn für ein unreflektiertes Konglomerat von Links? Solch ein Sammelsurium teils abenteuerlicher Quellen. Links, wo man sich selber zitiert, sind ja besonders hilfreich. Da ist nicht eine seriöse Quelle zu finden. Und sorry, aber der Link internate-watch ist ein Alptraum. Da tut ja jede Seite in den Augen weh, so eng geschrieben, so bunt unterstrichen, eine einzige Katastrophe! Was will uns der Autor damit sagen?

Ach ja, und warum schaffen es andere Länder, ihre Schüler zum Abschluss zu bringen, ohne dass diese gleich ein ganzes Schuljahr wiederholen müssen?

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

Du sprichts ein großes Wort gelassen aus! (Goethe, „Iphigenie auf Tauris“)

„Sammelsurium teils abenteuerlicher Quellen“? „Nicht eine seriöse Quelle?“ Internate-Watch „ein Alptraum“ und eine „einzige Katastrophe“.

Also nun wischen Sie sich mal den Schaum vom Mund, werte(r) Klexel! Die Links verweisen in aller Regel auf Pressebeiträge quer durch die gesamte Medienlandschaft. Sie scheinen nur das seriös zu finden, was die Vertreter der privaten Bildungsindustrie über PR-Beiträge über sich selbst aussagen.

Ach ja, und warum schaffen es andere Länder, ihre Schüler zum Abschluss zu bringen, ohne dass diese hierzu eine Einrichtung wie die Schule Schloss Salem besuchen müssen? Und habe i c h das Sitzenbleiben, pardon: Wiederholen, an den öffentlichen Schulen empfohlen oder gut geheißen, um die niedrige Sitzenblei… W I E D E R H O L E R – Quote meines reformpädagogischen Nischenprodukts ins Gespräch zu bringen?

Also, was wollen Sie jetzt eigentlich von mir?

Viele Grüße

klexel
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Ich frage mich, warum ein Ulrich Lange sich hier 6x über sog. Eliteschulen auslässt, obwohl das Ausgangsthema ein ganz anderes ist. Es geht um die Frage: Sitzenbleiben abschaffen oder nicht. Nur, weil der SL der Schule Salem sich zum Thema äußert, wird daraus nicht automatisch eine Diskussion über Eliteschulen.
Wenn nun eine Meinung (um die es hier eigentlich gar nicht geht) durch Links untermauert werden sollen, dann doch bitte nicht mit Zitaten aus „gutefrage.net“ oder aus der eigenen selbst dilettantisch zusammengestrickten Homepage, die mehrheitlich die eigene Meinung widergibt. Das ist nicht sehr überzeugend.
Wie wärs denn mal mit Äußerungen zum eigentlichen Thema? Das ist doch jetzt aktuell und in aller Munde. Ursula P. schafft es doch auch, ohne gleich wieder die Kurve zum Thema Eliteschule zu nehmen.

Birgit
11 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

@klexel
Da muss ich Ihnen absolut Recht geben.

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

Mir ist schon aufgefallen, dass Klexel ohne Erklärbär ziemlich aufgeschmissen ist. Also versuche ich’s mal im Guten:

1. Es ging um die Abschaffung des Sitzenbleibens.

2. Es meldet sich – mit Foto – der neue Leiter des „Eliteinternats“ Schloss Salem zu Wort. Seine Meinung: Sitzenbleiben ist sinnvoll. Man sollte es aber „Wiederholen“ nennen. Anschließend wird noch der Hinweis untergebracht, in Salem bleibe aber kaum mal jemand sitzen.

3. Das finde ich verlogen und widersprüchlich, d.h. typisch reformpädagogisch. Und es passt überhaupt nicht zu dem Anspruch, Eliteschule zu sein. Elite heißt Auswahl der Besten. Salem scheint aber jeden mitzunehmen, der das hohe Schulgeld von 30.000 Euro im Jahr bezahlen kann.

4. Deshalb finde ich es schon angebracht, sich im Rahmen der Diskussion um die Abschaffung des Sitzenbleibens mit dem Thema Eliteschule auseinanderzusetzen.

Sein/ihr „Thema verfehlt“ kann Klexel vielleicht unter irgendwelche Kinderaufsätze schreiben, aber nicht unter meine Beiträge.

klexel
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Wenn man sich beruflich mit der Beratung zu Internaten beschäftigt, kann man vielleicht nicht anders, als in jedem Beitrag immer wieder darauf herumzureiten. Dabei betrifft das Thema Eliteschulen nur einen geringen Prozentsatz der gesamten Schülerschaft.
Viel wichtiger ist doch, wie man mit der Forderung nach der Abschaffung des Sitzenbleibens umgeht. Und dazu gibt es wahrlich viele Meinungen. Individuelle Förderung ist eine Forderung, die jedoch in der notwendigen Form kaum bezahlbar und machbar ist. Andererseits ist bekannt, dass das Sitzenbleiben horrende Summen verschlingt und bei Schülern, die nur in zwei Fächern schlechte Noten haben, wenig sinnvoll ist.
Viel zu wenig wird in diesen Diskussionen allerdings die Gruppe der Schüler berücksichtigt, die aus welchen Gründen auch immer sich innerlich dem Unterricht entziehen oder gar Schule verweigern.
Das Problem ist sehr vielschichtig und noch lange nicht ausdiskutiert oder gar gelöst.

Und wenn sich Ulrich Lange seine Unterstellungen und Frechheiten verkneifen könnte und endlich zum eigentlichen Thema kommen könnte, wäre allen gedient.
http://www.lehrerfreund.de/schule/1s/abschaffung-des-sitzenbleibens-reine-sparmassnahme/4332

Ursula Prasuhn
11 Jahre zuvor

Leider gibt es keinen Link zu einem hochinteressanten Artikel, den ich soeben gelesen habe. Er handelt vom öffentlichen Schulsystem in Frankreich, das mindestens ebenso marode ist wie das unsrige. Hier ein paar Auszüge:
„Obwohl Leistungsfähigkeit, Anstrengungsbereitschaft und Belastbarkeit der Heranwachsenden kontinuierlich sinken…werden die Noten immer besser. Damit korrespondiert die Neigung der politischen Führung, die Bildung zur zentralen Aufgabe des Staates zu erklären und Statistiken zu veröffentlichen, die den Erfolg ihrer Anstrengungen und die Güte des Schulsystems unter Beweis stellen.
Dabei ist jedem Eingeweihten klar, daß die Daten manipuliert sind und sich die Verantwortlichen nur für die Frage interessieren, ob ihr Image stimmt, das Image in den Medien, im Hinblick auf die tonangebenden – also linken – Kreise und einflussreichen Lobbygruppen…. Die heiligen Kühe „Vielfalt“ und „Integration“ dürfen nicht geschlachtet werden.
Tatsächlich sind die Lehrer das schwächste Element in diesem System. Abgesehen vom Druck, den die Schulleitung und Bürokratie auf sie ausüben, etwa um schlechte Beurteilungen zu verhindern…sehen sich Lehrer noch der wachsenden Aggressivität von Schülern und Eltern ausgesetzt…Rückendeckung hat kein Lehrer zu erwarten…In der Bildungsverwaltung treibt man „Politik“, das heißt, dort verhält man sich opportunistisch…Die Situation der Lehrer hat sich in vielen Fällen so zugespitzt, dass die Zahl der dauerhaft physisch oder psychisch Erkrankten ein absurdes Ausmaß annimmt…Keine andere Berufsgruppe in Frankreich hat eine derart hohe Selbstmordrate…
Schuld am Niedergang sei (laut Bruno Racine) eine …Kernvorstellung, dass die Schule allen möglichen Zwecken dienen solle, nur nicht den traditionellen: dem Vermitteln von Kenntnissen und Fertigkeiten.
Der Philosoph Alain Finkielkraut schlussfolgerte, daß wir einen …Vorgang erlebten, der den Hass und die Verachtung nicht nur gegenüber dem Lehrer, sondern auch gegenüber dem Wissen durchsetze.“
( Quelle: Aktuelle Ausgabe der Wochenzeitung „Junge Freiheit“ S.19)

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Stimme Ihnen vollständig zu! Mit einer Ausnahme: Der von Ihnen beklagte Opportunismus ist keineswegs nur die Ausgeburt linken Gutmenschentums. Auf der rechten Seite des Weltanschauungsspektrums haben Sie doch dasselbe Phänomen. Siehe http://www.heise.de/tp/artikel/17/17989/1.html!
Zitat:
„Doch ist es inzwischen sogar Gymnasiasten (ab nächsten Schuljahr) im „gestrengen Bayern“ erlaubt, bei bis zu drei Fünfern im Endzeugnis mit Beginn des neuen Schuljahres eine Nachprüfung abzulegen oder bei zwei Fünfen oder einer Sechs auf Probe vorzurücken. Eine weitergehendere Liberalisierung konnte der Philologenverband vorerst noch mal abwenden.“

Der Opportunismus, der gerade im christliberalen Milieu grassiert, hat eine zynische Kehrseite: Die „Elitisierung“ der Bildung. Wer mit dem nivellierten und kaputtgesparten öffentlichen Schulsystem nicht zufrieden ist, soll sich die „bessere Bildung“ doch in einer teuren Privatschule kaufen. Die ganz cleveren investieren in ein „Eliteinternat“ wie Salem, in dessen korrupten Schüler- und Unterstützer-Netzwerken dann auch die spätere berufliche Karriere abgesichert werden kann. Siehe der Beitrag: Salem – Verbindungen fürs Leben (http://www.e-pages.dk/wirtschaftsblatt/261/78)!

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Für alle „Link-Überforderten“ hier ein schöner Textauszug aus Wirtschaftsblatt 3/12, S. 45:

„Salem – Verbindungen fürs Leben

Georg, Spross einer alteingesessenen schwäbischen Unternehmerfamilie, war zwölf Jahre alt als sie sich kennen lernten. Kolja, ein Jahr älter, stammte aus einer nach der Wende wohlhabend gewordenen russischen Familie, die sich kulturell und wirtschaftlich nach Westeuropa orientierte. Heute ist Kolja Geschäftsführer des Maschinenbauunternehmens, für das Georg im Gesellschafterkreis die Familieninteressen vertritt. Dazwischen lag – Salem.“

Ich übersetze das mal in Klartext:

„Hinter jedem großen Vermögen steht ein Verbrechen“
(Honoré de Balzac)

Nachdem die durch Aneignung von Volksvermögen und Gewaltkriminalität nach dem Untergang der Sowjetunion reich gewordene russische Familie bereits ein erkleckliches Sümmchen schmutzigen Geldes durch die Unterbringung des lieben Kolja in einem „Elite-Internat“ gewaschen hatte, investierte sie weitere nenswerte Beträge in dem schwäbischen Familienunternehmen des lieben Georg. Beide, der eine als Geschäftsführer, der andere als Gesellschafter, sorgen nun dafür, dass die blutbesudelte Kohle in der Sicherheit eines demokratischen Rechtsstaats nun schöne Früchte trägt.

Natürlich alles nur Spaß und reine Fiktion!

Stefan B.
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Diesmal bin ich Ihnen sogar dankbar für den Link, denn der Artikel ist absolut lesenswert.
Gestern hat mich vor allem die Vielzahl Ihrer Links gestört. Solche Ballung raubt mir jegliche Leselust.

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

Na, da bin ich beruhigt, Herr B.

Zur Belohnung gibt’s noch einen schönen Link:

http://www.heise.de/tp/artikel/17/17989/1.html

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Pardon, den hatten wir ja schon. Gemein war eigentlich dieser:

http://zfi-gruenberg.beepworld.de/files/fordernstattverwoehnen.pdf

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Noch ein weiteres Beispiel für „Bildung light“ aus Sachsen-Anhalt:

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2012-10/schulnoten-sachsen-anhalt

wetterfrosch
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

@Ursula Prasuhn
Danke für Ihren aufschlussreichen Beitrag!!!

klexel
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

@Ursula P. Schade, dass man als Nicht-Abonnent nicht online an diesen Artikel herankommt. Er klingt wirklich interessant. Die „Junge Freiheit“ scheint mir aber ein äußerst konservatives Blatt zu sein – ich kenne es nicht.

Ursula Prasuhn
11 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

@klexel
Kommt drauf an, was man unter „konservativ“ versteht. Heutzutage klingt der Begriff meist abwertend im Sinne von unmodern – fortschrittsfeindlich – mittelalterlich oder auch streng und unflexibel.
Für mich ist „konservativ“ schon lange kein Schimpfwort mehr – bedeutet es doch auch, nicht allem blind hinterherzulaufen, was in immer kürzeren Abständen als Fortschritt, als Gebot der Gerechtigkeit oder einfach nur als neuste Erkenntnis auf den Markt geschmissen wird.
Die fast schon zerstörerische Reformwut im Bildungswesen ist für mich bestes Beispiel dafür, wie wichtig auch der konservative Blickwinkel ist, der bewährtes Erfahrungswissen nicht einfach nur deswegen über Bord wirft, weil es Tradition bedeutet und diese Tatsache allein genügt, um es als wertlos abzutun.
Konservativ ist für mich nicht automatisch schlecht und progressiv nicht automatisch gut. Nur die Versteifung auf die eine oder andere Sichtweise führt in die Irre. Und hier sehe ich tatsächlich eine gewisse Dominanz – um nicht zu sagen Diktatur – eines unreflektierten Fortschrittsglaubens. Nicht umsonst gilt eine als „konservativ“ bezeichnete Zeitung automatisch als minderwertig, während „progressiv“ wahrscheinlich als Empfehlung aufgefasst würde.
Die „Junge Freiheit“ gefällt mir ausgezeichnet – nicht zuletzt deswegen, weil sie ausschert aus dem monotonen Gleichklang der Medienstimmen.
Dazu vielleicht eine weitere Passage – wieder aus der aktuellen Ausgabe:
„In der Realität einer komplexen Mediendemokratie entscheidet sich die Frage, welche Meinungen ein Millionenpublikum hört, nun daran, wer im Besitz der Mikrophone einer Talkshow ist und wer darüber befindet, wer vor ein Mikrophon kommt oder nicht.
Relativ früh, schon in der Schule, machen junge Bürger die Erfahrung, welche Meinungen „diskutabel“, also mikrophonfähig sind und welche nicht. Geht man vom Idealfall aus, dann müssten ja in einer Demokratie alle politischen Positionen eine ähnliche Ausgangssituation haben. Und sie müssten über gleiche Chancen verfügen, sich artikulieren zu können. Das ist aber nicht so. Tatsächlich wird man sich mit einer linken Position weder in der Schule noch auf der Straße isolieren. Mit einer „rechten“ garantiert…Man gerät sofort in den Verdacht, „Rechtsextremist“ oder „Nationalist“ zu sein.“

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn
Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Hier gibt es sogar die ganze Sendung:

http://www.verpasst.de/sendung/61454/Log_In.html

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor
Antwortet  klexel

@ klexel
Sie haben sich für den Artikel „In der Grande Nation verblöden die Schüler“ interessiert.
Inzwischen ist er im Archiv der Zeitung und für jeden Leser online zu erreichen.

http://jungefreiheit.de/service/archiv/?www.jf-archiv.de/archiv13/201310030154.htm

Beate S.
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Mir sträuben sich die Haare. Es ist, als offenbare der Bericht über die Schulen in Frankreich die Zukunft unseres eigenen Bildungssystems.
Wird bei uns nicht all das mit Macht vorangetrieben, was in Frankreich bereits giftige Früchte trägt?
An die Mär vom guten Funktionieren der Gesamtschulen, der Inklusion oder der frühen staatlichen Kindererziehung in den immer wieder zitierten „anderen Ländern“ habe ich zwar nie geglaubt, dass die Wahrheit aber so schlimm aussieht, habe ich auch nicht vermutet.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  Beate S.

Was mich auch sprachlos macht, ist die Tatsache, dass diese Alarmmeldungen kaum jemanden aus seiner Lethargie reißen, geschweige denn, dass es zu Petitionen mit Millionen von Unterschriften oder Massendemonstrationen gegen diese vollkommen verfehlte Bildungspolitk kommt.

wulpius
9 Jahre zuvor
Antwortet  Ursula Prasuhn

Sehr geehrte Frau Prasuhn,
Sie wissen schon, dass Sie sich auf relativ „dünnem Eis“ bewegen, wenn Sie zur Unterstützung Ihrer Meinung (!), derartige „Meinungsmacher“, die in unserem akzeptiert-politischem Umfeld – um es sehr vorsichtig auszudrücken – eher (rechts)-randständig einzuordnen sind, heranziehen.

Durch Zufall wurde mir ihr Name mitgeteilt – und auch eine Quelle zum Nachlesen gegeben. Interessant. Vor allem, da ich jetzt (endlich) ansatzweise verstehen kann, wie (bildungs)-politische Meinungsbildung (zur Fragen der Inklusion, zum Bildungsplan BaWü, zum Lesen/Schreiben, …) durch die neuen Medien richtig abläuft. Welche Hebel in Bewegung gesetzt werden, wie „Stimmung gemacht wird“. Immer durch eigene Betroffenheit, also jenseits von dem, was unsere pluralistische Gesellschaft eigentlich ausmacht: Diskurs, Hinterfragen eigener Ansprüche oder Offenheit für Neues. Übrigens ganz wichtig im Bildungswesen, sonst würde seit Comenius oder Pestalozzi oder oder oder so rein gar nichts passieren. Denn eine Sache sollte doch klar sein: Wenn sich Bildung mit allen Facetten nicht ändert, nicht anpasst, d.h. auch sich neuen Herausforderungen etc stellt, dann ist sie nicht mehr für uns und für die Schüler da. Bildung – egal in welchem Feld wir sie betrachten – lebt von Veränderung, von Reaktion auf z.B. „gesellschaftliche Erfordernisse“ – sie ist also ein Prozess. Und nichts Fest-Geschriebenes mit (scheinbaren) Werten aus einer Zeit vor unserer Zeit. Wenn wir das als Lehrer nicht begreifen, na dann … vielleicht Gute Nacht?

Aber ich schweife ab! Nur so viel: Bringen Sie bitte nicht immer diese eher anrüchigen „Quer-Quellen“ in die Diskussion – es ärgert!

In diesem Sinne

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

Vielleicht gefällt Ihnen diese Quelle besser. Meiner Kenntnis nach ist sie noch nicht wegen unliebsamer Inhalte auf den Index der moralisch verbotenen Schriften gesetzt worden.

http://www.focus.de/familie/schule/unterricht/ausland/das-niveau-ist-dramatisch-gesunken-einheitsschule-in-frankreich_id_2083723.html

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

@wulpius
Was soll das denn? Darf jetzt nur noch aus Ihnen genehmen Quellen zitiert werden? Wollen Sie jetzt Zensur ausüben?
Ich vermute mal, dass Sie sich wohl eher im linken Spektrum befinden. Von dieser „Einheitssoße“ habe ich jedenfalls die Nase gestrichen voll. Deshalb finde ich es erfrischend und wohltuend, dass U. Prasuhn immer wieder auf Quellen verweist, die gesellschaftliche Themen unter einem ganz anderen Blickwinkel beleuchten.
Übrigens verweist U. Prasuhn auf ein breites Spektrum von Quellen, die von eher konservativ bis zu liberal – links reichen oder wo würden Sie den Spiegel oder die Zeit verorten?
Es steht Ihnen frei, die Zeitschrift „Junge Freiheit“ abzulehnen, aber deshalb darf sie hier dennoch erwähnt werden. Überlassen Sie es bitte der Leserschaft, sich dazu eine eigene Meinung zu bilden.

Milch der frommen Denkungsart
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

@wulpius:

Ich kenne Frau Prasuhn weder persönlich noch ist die „Junge Freiheit“ mein Lektürefavorit; es stimmt freilich erfrischend hoffnungsfroh, daß sie ein Dorn im Fleische ist jener vorgeblich fortschrittlichen, im Besitz
des didaktischen Steins der Weisen sich befindlich wähnenden Main-streampädagogen, deren Eifer, jede neue bildungspolitische Sau, die vermeintliche Experten durch die Schulen treiben, alle Welt zu reiten aufzwingen zu wollen, nur noch von Menschheitsbeglückern vom Schla-ge etwa eines Robespierre übertroffen werden.
Pluralismus ist gewiß ein demokratisches Gut, welches eben aber durch besagte Ideologen peu a peu wie planmäßig zu ersticken gesucht wird; es soll eben nicht jeder nach seiner Facon selig, sondern als Endziel viel-mehr ein Bildungsuniformismus installiert werden.
Zweifellos muß sich Schule immer wieder neu auf den Weg machen und hinterfragen; Tatsache jedoch ist, daß unsere höchste, landauf landab von der Politik gebetsmühlenartig beschworene Ressource, nämlich die Bildung unserer Kinder, durch eine jahrzehntelange Ein-heitsreformitis abgewrackt und verramscht worden ist (gleiches gilt im übrigen für die heillose „Bolognaisierung“ unserer Hochschulen).
Und wer den Mythos nur ansatzweise kennt, weiß, daß die lästige Kassandra letztlich doch Fakten ausgesprochen hat. Es steht zu be-fürchten, daß die Danaergeschenke so vieler selbsternannter „progres-siver“ Bildungsgurus unserem Lande gleichviel Unglück bescheren wer-den, so man ihnen nicht in den Arm fällt.

Markus
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

Mich beunruhigt, dass es möglich ist, ein in Frankreich offenes Geheimnis bei uns unter der Decke zu halten und der Öffentlichkeit eine blühende Bildungslandschaft im Nachbarland vorzumachen.
Noch beunruhigender ist, dass jemand gemaßregelt wird, weil er versucht, über die Tatsachen aufzuklären.

Ursula Prasuhn
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

@ wulpius
Der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), Josef Kraus, hat auch das Schulwesen in anderen Ländern beleuchtet. Es geht dabei um Frankreich, Großbritannien, die USA und Japan.

http://www.lehrerverband.de/internat.htm

dickebank
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

Hr. Kraus ist bayrischer Gymnasiallehrer, wie will er da für die dt. Lhrerschaft sprechen? Der DL ist einer von vielen Berufsverbänden, in denen sich Lehrkräfte organisiert haben. Diese Berufsverbände sind in der Regel auf Schulformen und deren Lehrämter ausgerichtet.

Die Anzahl examinierter Hauptschullehrer im DPhV dürfte gegen Null tendieren.

mehrnachdenken
9 Jahre zuvor
Antwortet  wulpius

@dickebacke

H. Kraus unterrichtet AUCH als Gymnasiallehrer. In ERSTER LINIE führt er aber schon recht lange ein bayerisches Gymnasium, und er steht dem DL als Präsident vor.

Stefan B.
11 Jahre zuvor

@Ulrich Lange
Ich glaube, Sie langsam zu verstehen. Sie machen es einem aber auch nicht einfach mit Ihrem Rumhacken auf Salem.
Ihr letzter Link ist auch gut. Spitze ist für mich aber weiterhin dieser:
http://www.heise.de/tp/artikel/17/17989/1.html

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan B.

@ Stefan B.
Dann wird Ihnen dieser auch gefallen:

http://www.erziehungstrends.de/files/GR_E_53.pdf

Viele Grüße

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Schiebe noch mal zwei Links nach. Das Beste, was die Erziehungswissenschaft derzeit zu bieten hat:

http://www.ife.uzh.ch/research/emeriti/oelkersjuergen/vortraegeprofoelkers/vortraege2011/JenaReform.pdf

http://www.argev.ch/_files/Veranstaltungen/04_Tagung_021104/Referat_Oelkers.pdf

Ein bisschen anstrengend zu lesen, aber sehr erhellend.

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor

@ Klexel

„Und wenn sich Ulrich Lange seine Unterstellungen und Frechheiten verkneifen könnte und endlich zum eigentlichen Thema kommen könnte, wäre allen gedient.“

Mit 63 bin ich vielleicht etwas erziehungsresistent und darf das wohl auch sein.

Die bildungspolitische Diskussion wird aktuell bestimmt durch die Tendenz zur Elitisierung und Privatisierung des Bildungswesens. Mit meinen Seitenhieben auf das Flagschiff der privaten Eliteschulen bin ich daher mitten im Thema. Die Abschaffung des Sitzenbleibens ist eine der Stellschrauben, mit der die Refeudalisierung der Gesellschaft, die Herrschaft einer Aristokratie der Bankauszüge, voran getrieben wird. Dieser Zusammenhang ist auf den ersten Blick nicht zu erkennen, weil er gezielt verschleiert wird.

Das staatliche Bildungswesen wird schleichend, aber mit voller Absicht in die Zweitklassigkeit getrieben. „Bildung light“ für die Massen, die zunehmend von den „Karrierenetzwerken“ der Reichen abgehängt werden. Die Abschaffung des Sitzenbleibens, im Grunde nur eine getarnte Sparmaßnahme, wird als „Humanisierung“ der Schule verkauft. Gleichzeitig schürt man aber das Misstrauen gegen den „Leistungsverfall“, von dem private Eliteschulen angeblich verschont blieben.

Haste was, dann wirste was. Die „bessere Bildung“ wird nur noch dem zuteil, der den Erste-Klasse-Zuschlag zahlen kann. Dies suggeriert man vor allem der abstiegsbedrohten Mittelschicht, die noch das Letzte zusammenkratzen soll, um dem eigenen Nachwuchs bessere Lebenschancen zu kaufen.

Ich zitiere aus Ingolf Erler, Pia Lichtblau, Elke Renner: Bildung unterm Hammer. Privatisierung und Umverteilung
schulheft 133/2009. StudienVerlag © 2009 by StudienVerlag Innsbruck-Wien-Bozen:

„1996 veröffentlichte die OECD ein Strategiepapier, das in dankenswerter Klarheit die Taktik benennt, mit welcher der Bevölkerung der reichen Nationen der Raubbau an ihrem öffentlichen Eigentum schmackhaft gemacht wird. Daraus dieses bemerkenswerte Zitat:
‚Um das Haushaltsdefizit zu reduzieren, sind sehr substanzielle Einschnitte im Bereich der öffentlichen Investitionen oder die Kürzung der Mittel für laufende Kosten ohne jedes politische
Risiko. Wenn Mittel für laufende Kosten gekürzt werden, dann sollte die Quantität der Dienstleistung nicht reduziert werden, auch wenn die Qualität darunter leidet. Beispielsweise lassen sich Haushaltsmittel für Schulen und Universitäten kürzen, aber es wäre gefährlich, die Zahl der Studierenden zu beschränken. Familien reagieren gewaltsam, wenn ihren Kindern der Zugang verweigert wird, aber nicht auf eine allmähliche Absenkung der Qualität der dargebotenen Bildung, und so kann die Schule immer mehr dazu übergehen, für bestimmte Zwecke von den Familien Eigenbeiträge zu verlangen oder bestimmte Tätigkeiten ganz einzustellen. Dabei sollte nur nach und nach so vorgegangen werden, z.B. in einer Schule, aber nicht in der benachbarten Einrichtung, um jede allgemeine Unzufrie-denheit der Bevölkerung zu vermeiden‘ (Morrisson 1996, 28). So erleben wir seit etwa drei Jahrzehnten eine marktorientierte Monetarisierungsoffensive, die den Bildungsbereich, wie viele öffentliche Sektoren, rund um den Globus um des Geldmachens willen in betriebswirtschaftliche Strukturen zwingt. Gleichzeitig auf der Agenda steht die ‚Verschlankung’ des Staates durch Steuergeschenke an ‚die Wirtschaft’, mit der notorischen Folge ‚leerer öffentlicher Kassen’: So dass auch die öffentlichen Bildungs-einrichtungen – davon sind nun schon fast alle überzeugt – nur durch Wettbewerb gegeneinander, durch Sponsoring, Werbeeinnahmen und mit Hilfe von Stiftungen, mit einem Wort: durch Privatisierung wieder auf die Beine kommen können.

Vielleicht verstehen sie jetzt, worum es geht.

Warner
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Schon mal was von den „Bilderbergern“ gehört?

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  Warner

Nö.

klexel
11 Jahre zuvor
Antwortet  Ulrich Lange

Sehr geheimnisvoll – um es mal höflich auszudrücken.
Die Bilderberg-Konferenz:
http://de.wikipedia.org/wiki/Bilderberg-Konferenz

bger
11 Jahre zuvor

Ich will jetzt nicht auf die Argumente der Vorposter eingehen, sondern einen anderen Aspekt anführen: Man sollte nie verallgemeinern! Nach über dreißigjähriger Tätigkeit an einer Realschule und als Hauptfachlehrerin habe ich so meine Beobachtungen gemacht. Kinder bleiben ja aus den unterschiedlichsten Gründen sitzen. Nicht wenige sind einfach noch nicht reif genug; diese profitieren vom Wiederholen. In diesen Fällen bin ich auch völlig fürs „Sitzenhbleiben“. Die Unbelehrbaren, die ihre schlechte Arbeitshaltung auch im Wiederholungsjahr nicht ändern, scheitern erneut. Sitzenbleiber mit einer Teilleistungsschwäche (nicht erkannte/nicht diagnostizierte Dyskalkulie oder Legasthenie bzw. Grenzfälle) sind die wirklich Leidtragenden: Viele von ihnen scheitern auch im Wiederholungsjahr, besonders in höheren Klassen.
Wie man sieht, bin ich generell weder für noch gegen das „Sitzenbleiben“, man müsste wirklich mehr auf den Einzelfall achten. Ich habe schon öfter wütend mit den Zähnen geknirscht, weil es nur um ein Zahlenspiel geht, ob jemand versetzt wird oder nicht, und nicht der Mensch an sich gesehen wird. Klar, es gibt die Möglichkeit des „pädagogischen Versetzens“, aber in manchen Kollegien gibt es Holzköpfe, die das blockieren. Ich sehe nicht ein, warum ein Kind, das wegen der Trennung der Eltern massive schulische Probleme bekommen hat, jetzt auch noch schulisch dafür bestraft wird!

Was ich auch skeptisch sehe, sind die Nachprüfungen. In unserer Versetzungsordnung (RS/NRW) ist es z.B. so, dass ein Kind, das zwei Fünfen in Hauptfächern hat (restliche Fächer besser), sich eins davon für die Nachprüfung aussuchen kann. Und was passiert dann? Das Kind geht zur Schülerhilfe, wird für die NP fit gemacht, besteht sie, kommt in die nächste Klasse – und bleibt am Ende des Jahres sitzen, weil nur Prüfungsthemen durchgearbeitet wurden, die Basics aber immer noch nicht „sitzen“, hauptsächlich aber deshalb, weil für das zweite mangelhafte Fach nichts getan wurde. Also was soll das ganze dann??

Ich hatte neulich eine Diskussion mit den sechs Wiederholern aus meiner Klasse zu dem Thema „Sitzenbleiben“ (und ein paar, die früher mal sitzen geblieben sind). Sie waren übrigens mehrheitlich fürs Sitzenbleiben, es hätte ihnen etwas gebracht, sie seien viel selbstbewusster usw. Auch eine Perspektive!

Ulrich Lange
11 Jahre zuvor
Antwortet  bger

Das Thema wird in der ZEIT ganz ähnlich diskutiert:

http://www.zeit.de/gesellschaft/schule/2013-02/leserartikel-sitzenbleiben

wetterfrosch
11 Jahre zuvor

@Ursula Prasuhn
Sie sagen: „Und hier sehe ich tatsächlich eine gewisse Dominanz – um nicht zu sagen Diktatur – eines unreflektierten Fortschrittsglaubens.“
Dieser Meinung bin ich auch.
Der Chef des Forsa-Instituts Prof. Manfred Güllner hat ein interessantes Buch geschrieben. Es ist im Herder Verlag erschienen und heißt „Die Grünen“. Hier ein Zitat aus einer Besprechung des Buches:
„Unverkennbar ist der Einfluss der Grünen erheblich größer, als es ihre Stimmenanteile vermuten lassen. Die Gründe hierfür liefert eine kristallklare Analyse von Professor Manfred Güllner. Der Gründer und Chef des Meinungsforschungsinstituts Forsa wundert sich, dass die Grünen – obwohl nie durch eine Mehrheit des Volkes legitimiert – sich anmaßen, ihre Werte und Ziele der gesamten Gesellschaft aufzuzwingen.“
Und hier die ganze Besprechung:
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/deutschland/michael-brueckner/gruene-so-funktioniert-die-machtmaschine.html

Ursula Prasuhn
11 Jahre zuvor

Danke für den Lesetipp! Ich werde mir das Buch kaufen.
Dieser Aufsatz ist auch nicht schlecht. Hier ebenfalls ein Zitat:
„Mit anderen Worten: Die Grünen wollen den totalen Bevormundungsstaat. Der Staat soll den Familien ihre Kinder entfremden, soll in die Lohnfindung eingreifen, soll Unternehmer gängeln, soll die klassische Ehe entprivilegisieren und letztlich auflösen, soll Frauen in Beschäftigungsverhältnisse zwingen und, und, und …“
http://www.freiewelt.net/nachricht-12021/gr%FCnen-fraktion%3A-her-mit-dem-bevormundungsstaat.html

klexel
11 Jahre zuvor

Ich hoffe, wir bekommen hier nie wieder Verlinkungen zum Kopp-Verlag. Das ist ja unerträglich!
http://de.wikipedia.org/wiki/Kopp_Verlag
Das Buch von Prof. Güllner ist im Herder-Verlag erschienen. Dann hätte man bitte auch das Buch dorthin verlinken sollen, und nicht auf diese unsägliche Kopp-Seite!

Ursula Prasuhn
11 Jahre zuvor

@klexel
Vom Kopp-Verlag mag jeder halten, was er will. Ich habe jedenfalls festgestellt, dass er andere Meinungen zu Wort kommen lässt als nur die des politisch korrekten Mainstreams, den Sie meinem Eindruck nach gern bedienen mit ihren Urteilen. Es stört mich, wenn Sie diese als objektiv darstellen, obwohl es doch auch bei Ihnen um nichts anderes geht als persönlichen Geschmack. Und ist es nicht etwas anmaßend, wenn Sie auf fast schon hoheitsvoll klingende Weise darüber befinden, welche Verlinkung zu welchem Verlag anständig ist und welche nicht.
Dieses Operieren mit Moral und Anstand, erinnert mich an die Taktik der Grünen, von denen hier ja die Rede ist. Ihre politischen Ziele erklären sie zum Ergebnis edlen Denkens, weswegen Meinungsgegner von vornherein schlecht dastehen, weil sie sich mit Widerspruch automatisch in den Geruch von „ungerecht“ – „unsozial“ oder einfach nur „unanständig“ bringen.
Wer z.B. aus berechtigten Gründen Bedenken gegen das inklusive Lernen anmeldet, sieht sich umgehend dem Vorwurf ausgesetzt, etwas gegen Behinderte zu haben und diese ausgrenzen zu wollen. Deswegen schweigen viele zu bestimmten Dingen, denken sich nur noch ihren Teil und bleiben Wahlen fern. Leider!
Ich reagiere mit wachsendem Unmut auf billige, aber wirksame Kniffe, mit denen unerwünschte Überzeugungen (oder auch Leseempfehlungen!) als verwerflich dargestellt werden, nur weil sie nicht zu dem von Politikern festgelegten Sittenkodex passen. Diese Art der Bekämpfung Andersdenkender signalisiert mir die Gefahr einer schleichenden Meinungsdiktatur. Sie ist – wie ich finde – an der Einheitsmeinung in den meisten Medien bereits ablesbar. Und die wenigen Redaktionen, die noch aus der Reihe tanzen, werden zunehmend in die Zange genommen durch Begriffe wie „unzeitgemäß“ – „erzkonservativ“ – „nationalistisch“ – „reaktionär“ oder gar „faschistisch“.
Ich handle mir gern Ihren Abscheu ein, klexel, mit meinem Bekenntnis, dass ich die Buchbesprechung interessant fand und mich nicht im geringsten daran gestßen habe, dass sie auf den Seiten des Kopp-Verlags stand.
Und bitte vereinnahmen Sie mich nicht für Ihre persönliche Meinung, indem Sie von WIR sprechen. Ich fand den Link keineswegs unerträglich. Im Gegenteil.

mehrnachdenken
11 Jahre zuvor

U. Prasuhn
Vielen Dank für Ihre mutige Kommentierung!