Münch schiebt Inklusion auf die lange Bank – bis nach der Wahl

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POTSDAM. Brandenburg testet die Einführung von inklusivem Unterricht in einem Pilotprojekt. Und dabei bleibt es erst einmal – vor der Wahl ist kein Gesetz mehr geplant.

Kultusministerin, Ärztin, Mutter von sieben Kindern: Martina Münch (SPD).
Kultusministerin, Ärztin, Mutter von sieben Kindern: Martina Münch (SPD).
Brandenburgs Landesregierung wird vor der Landtagswahl keine Reform zur flächendeckenden Einführung von sogenannten inklusiven Schulen mehr angehen. Eine Sprecherin des Bildungsministeriums bestätigte einen entsprechenden Bericht der «Märkischen Oderzeitung». Ministerin Martina Münch (SPD) habe angekündigt, in den kommenden zwei Jahren die erforderlichen Änderungen am Schulgesetz zu erarbeiten. Der Beirat des derzeit laufenden Pilotprojekts zur Inklusion an Grundschulen habe empfohlen, sich Zeit zu lassen. Es geht um eine flächendeckende Einführung von Regelschulen, an denen auch Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf unterrichtet werden sollen.

Die Opposition kritisierte den langen Zeithorizont. FDP-Fraktionschef Andreas Büttner sagte: «Das ist die Kapitulation vor der Realität.» In der Realität mangele es an Akzeptanz in der Bevölkerung und an vorhandenen Lehrerstellen. Zudem falle Unterricht aus und nötige Bauvorhaben müssten erst noch umgesetzt werden. Das Ministerium habe offenbar überhaupt keine Ahnung, wie Inklusion an weiterführenden Schulen umgesetzt werden könnte, meinte Büttner. Auch CDU-Fraktionschef Dieter Dombrowski fand keine guten Worte für Ministerin Münch. «Frau Doktor Münch ist qualifiziert, aber nicht als Bildungsministerin.»

SPD: Es ist gut, wenn mal fünf Jahre lang Ruhe herrscht

Die Koalition aus SPD und Linken verteidigte das Vorgehen dagegen. In der SPD-Fraktion gebe es eine uneingeschränkte Unterstützung, sagte deren Chef Ralf Holzschuher. Es sei gut, dass es mal fünf Jahre keine grundlegenden Änderungen am Schulgesetz gebe. In der kommenden Wahlperiode müsse Inklusion dann aber im Gesetz eingearbeitet werden.

Sein Amtskollege von den Linken, Christian Görke, ergänzte, man brauche ein überarbeitetes Konzept und Klarheit über die Kosten. Die Pilotphase müsse ausgewertet werden. Ersten Erhebungen zufolge würden bei Einführung der Inklusion in den weiterführenden Schulen bis 2019 zwischen 800 und 900 Lehrer zusätzlich benötigt. Dies koste jährlich 40 Millionen Euro zusätzlich. Hinzu kämen Förderprogramme für Baumaßnahmen. «Inklusion ist kein Sparmodell, Inklusion ist eine Herausforderung», sagte Görke. dpa

(26.2.2013)

Zum Bericht: „Krach ums Geld: Anspruch auf Inklusion in NRW verschiebt sich“

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mehrnachdenken
11 Jahre zuvor

Das ist doch ‚mal ein lobenswerter Ansatz!