Studie: Ein Drittel der Drei- bis Sechsjährigen mit verzögerter Entwicklung

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ROSTOCK. Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schleswig würdigte die Arbeit der Erzieherinnen, auf deren Kompetenz das Land bei der Förderung von Vorschulkindern bauen wolle. Die tut offenbar Not: Forscher der Universität Greifswald stellten bei knapp ein Drittel der Kindergartenkinder in Mecklenburg-Vorpommern Entwicklungsverzögerungen fest – angeblich ist der Wert bundesweit übertragbar.

Manuela Schwesig
Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) will weiter in die KiTa-Landschaft investieren. Foto: PhilFS/Wikimedia Commons (CC-BY-SA-3.0)

Die Entwicklungsverzögerungen können in der Grob- oder Feinmotorik, sowie in der Sozial- oder Sprachentwicklung auftreten, sagte Wolfgang Hoffmann, Leiter des Instituts für Community Medicine, bei einer Tagung des Sozialministeriums «Für die Kleinsten das Beste – Kindertagesförderung in MV».

Vermutlich seien diese Werte auch auf die anderen Bundesländer übertragbar, sie würden dort nur nicht erhoben. Mecklenburg- Vorpommern sei das einzige Bundesland, dass nach standardisierten Methoden Daten über den Entwicklungsstand der drei- bis sechsjährigen Kinder erhebe. Erste Untersuchungsergbnisse deuteten auch darauf hin, dass mit gezielter Förderung die Zahl der Kinder mit Verzögerungen gemindert werden kann.

«Mecklenburg-Vorpommern wird auch weiterhin in seine jetzt schon sehr gut ausgebaute Kita-Landschaft und die Tagespflegeeinrichtungen investieren», sagte Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD) vor den rund 250 Erzieherinnen und Erziehern sowie Trägern der Kindertageseinrichtungen. Ihr sei wichtig, «auch die Meinungen und Anregungen derjenigen zu hören, die in der Praxis tätig sind. Die Erzieherinnen und Erzieher sind es, die tagtäglich eine wertvolle und wichtige Arbeit für unsere Kinder leisten. Sie können am besten beurteilen, was gut für die Kinder ist», meinte die Ministerin.

Schwesig wies darauf hin, dass Mecklenburg-Vorpommern mit einer 95-prozentigen Förderungsquote bei den Drei- bis Sechsjährigen und 54 Prozent bei den bis zu Dreijährigen einen Spitzenplatz im Bundesvergleich belege. Knapp 100 000 Kinder profitierten von der Kindertagesförderung. Mit der 76-prozentigen Förderung der ein- bis dreijährigen Kinder werde die mit dem Investitionsprogramm verfolgte deutschlandweite Betreuungsquote (39 Prozent) deutlich überschritten.

Laut Hoffmann habe sich gezeigt, dass vorwiegend Kinder aus den sogenannten bildungsfernen Familien von den Entwicklungsverzögerungen betroffen sind. Sie hätten teilweise Eltern, die selbst mit ökonomischen und sozialen Problemen leben müssten. «Diese Kinder mit Verzögerungen sind also nicht gleichmäßig über alle gesellschaftlichen Schichten verteilt, es gibt einen starken sozialen Gradienten», betonte der Wissenschaftler.

Zudem gebe es Tendenzen, dass sich Kinder nicht mehr so intensiv wie früher bewegen und Sport treiben, wie es für eine gesunde Entwicklung nötig wäre. «Wenn sie den ganzen Tag vor dem Fernseher oder dem Computer sitzen, dann können sie halt nicht ruhig sitzen oder rückwärts laufen», sagte Hoffmann. Wichtig sei die Erkenntnis, dass der Kitabesuch einen positiven Entwicklungsfaktor für die Kinder darstelle, 96 Prozent der Kinder in MV besuchen eine Kita. «Die Erzieherinnen fördern unheimlich viel. Wenn wir keine Kitas hätten, sähen die Werte wesentlich schlimmer aus.» (dpa)

(09.02.2013)

Zum Bericht: „Sprachstörungen bei Vorschulkindern alarmierend weit verbreitet“

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