Gymnasialdirektoren erteilen „radikaler Inklusion“ eine Absage

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KARLSRUHE. Die Gymnasien sehen sich bei der von den Vereinten Nationen geforderten Teilnahme behinderter Kinder am Regel-Unterricht in der Pflicht. Sie wollen aber richtig ausgestattet sein. Und sie wollen keine «radikale Inklusion».

In Grundschulen wird noch am häufigsten gemeinsam unterrichtet. Foto: BAG „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“
In Grundschulen wird noch am häufigsten gemeinsam unterrichtet. Foto: BAG „Gemeinsam leben – gemeinsam lernen“

Die deutschen Gymnasialdirektoren bekennen sich ausdrücklich zu der von den Vereinten Nationen geforderten Teilnahme behinderter Kinder am Regel-Unterricht. Sie lehnen aber eine «radikale Inklusion» ohne Rücksicht auf das Kind ab. Jeder Einzelfall müsse geprüft werden. «Inklusion ist an den Schulen ein Auftrag, allen Schülern gerecht zu werden», betonte der Vorsitzende der Bundesdirektorenkonferenz (BDK), Rainer Stein-Bastuck, am Freitag in Karlsruhe. Zugleich appellierte er: «Inklusion darf nicht zum politischen Zankapfel werden – es geht um die Kinder.»

In einer Resolution forderten die Direktoren genügend Personal für die Inklusion. Die Schulen müssten entsprechend qualifiziert und ausgestattet werden. «Inklusion ist ein anspruchsvoller gesamtgesellschaftlicher Auftrag und darf nicht unter Spardiktaten realisiert werden», hieß es. Zugleich betonten die Gymnasialdirektoren ihre Bereitschaft zur Umsetzung der UN-Konvention für die Inklusion. Danach haben Kinder und Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf einen Rechtsanspruch darauf, mit anderen Kindern unterrichtet zu werden.

«Die Gymnasien übernehmen selbstverständlich gemeinsame Mitverantwortung für eine inklusive Bildung und haben dies in den vergangenen Jahren immer wieder bewiesen», betonten die Direktoren. So seien seh-, hör- und körperbehinderte Schüler und solche mit emotional-sozialen Schwierigkeiten in Lerngruppen eingebunden und zur allgemeinen Hochschulreife geführt worden.

«Inklusion muss sich generell am Kindeswohl orientieren», so die Direktoren. Jeder Schüler müsse an der Schule unterrichtet werden, an der er optimal gefördert werde – orientiert an individuellen Voraussetzungen, Begabungen, Bedürfnissen und dem eigenen Bildungsweg. «Wir können auf die Kompetenz der Förderschulen nicht verzichten», so Stein-Bastuck.

Die Bundesvereinigung der Oberstudiendirektoren ist der Zusammenschluss von Direktorenvereinigungen der Bundesländer. Sie wurde 1971 gegründet. Von den rund 3000 Direktoren deutscher Gymnasien sind 2225 in der Vereinigung organisiert. Der aus dem Saarland kommende Vorsitzende Stein-Bastuck wurde am Freitag einstimmig für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. SUSANNE KUPKE, dpa

(8.3.2013)

Zum Bericht: „Philologen-Chef fordert Notausstieg für Schulen bei der Inklusion“

 

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