Kultusminister: Lehrer können künftig das Bundesland leichter wechseln

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BERLIN. Es ist das zähe Ende eines föderalen Übels: Ab 2014 werden die Kultusminister alle Lehrerexamen bundesweit anerkennen und damit den Pädagogen berufliche Mobilität in der Bundesrepublik ermöglichen.

Von einem Bundesland in ein anderes zu wechseln, soll ab sofort für Lehrer leichter sein. Foto: Naturfreund66
Von einem Bundesland in ein anderes zu wechseln, soll ab sofort für Lehrer leichter sein. Foto: Naturfreund66

Seit Jahren ist dies ein Ärgernis: Weil jedes Bundesland die Ausbildung der Lehrer nach eigenem Gusto geregelt hat, fällt Pädagogen der Ortswechsel über Bundesländer-Grenzen hinweg häufig schwer. Längst garantiert zwar eine EU-Richtlinie auch den Lehrern europaweit berufliche Mobilität. Doch innerhalb der Bundesrepublik taten sich die Kultusminister bislang schwer, Lehrerexamen aus anderen Bundesländern vorbehaltlos anzuerkennen. Das soll nun nach einem Beschluss der Kultusministerkonferenz (KMK) von Donnerstagabend ab 2014 anders werden.

Monatelang brüteten die KMK-Gremien über «Ländergemeinsamen Umsetzungsrichtlinien für die Anpassung von Regelungen und Verfahren bei der Einstellung in Vorbereitungs- und Schuldienst». Doch wie so oft steckte bei der Angleichung und Abstimmung von 16 verschiedenen Länderregelungen der Teufel im Detail. Während sich 15 Bundesländer vor dem Berliner Treffen im Grundsatz nahezu einig waren, wurde noch auf dem Treffen in Berlin bis zuletzt über bayerische Wünsche gestritten. Doch nun sei, so hieß es aus der Kultusministerrunde übereinstimmend, alles unter Dach und Fach.

Hintergrund ist auch, dass das Bundesbildungsministerium die völlige berufliche Mobilität der Pädagogen innerhalb Deutschlands zur Vorbedingung für ein Sonderprogramm zur Verbesserung der Lehrerausbildung gemacht hat. Der Bund hat dafür den Ländern in Aussicht gestellt, bis 2023 Ausbildungsprojekte an den Hochschulen mit jeweils 50 Millionen Euro jährlich zu unterstützen. Doch ohne Mobilitäts-Garantie sollte kein Bundesgeld fließen. Die damalige Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) wollte die Länder noch Ende vergangenen Jahres gar zu einem Staatsvertrag zwingen. Doch diese zeigten ihr geschlossen die Rote Karte, kündigten aber einen eigenen KMK-Beschluss zur Lehrer-Mobilität für ihre März-Sitzung an.

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Mit der gegenseitigen Anerkennung der Lehrerexamen hatten sich die Kultusminister lange schwergetan. Nach der deutschen Einheit stritten sie drei Jahre darüber, wie mit den in der DDR abgelegten Lehramtsprüfungen umzugehen sei. Erst als der Fachlehrermangel immer größer wurde, waren Pädagogen aus den neuen Bundesländern auch in Hessen und Baden-Württemberg willkommen. Doch mit der fast in allen Bundesländern vollzogenen Umstellung der Lehrerausbildung hin zur neuen Bachelor- und Masterstudienstruktur wurde alles noch viel komplizierter. In Bayern ist nach wie vor das 1. Staatsexamen als Abschluss des Hochschulstudiums der Regelfall. Dort dauert auch der Vorbereitungsdienst nach dem Studium noch 24 Monate – während in den anderen Bundesländern 12 bis 18 Monate die Regel sind.

In Baden-Württemberg werden Grund- und Hauptschullehrer immer noch an eigenständigen Pädagogischen Hochschulen (PH) ausgebildet, die in Hamburg bereits nach der Reichsschulkonferenz von 1920 abgeschafft wurden. In den anderen Bundesländer wurden die PHs spätestens Ende der 70er Jahre in die Universitäten integriert.

Bis Ende 2013 wollen die Länder nun ihre verschiedenen Verordnungen und Gesetze für den Zugang in den Vorbereitungs- wie in den Schuldienst ändern – so das Versprechen der Kultusminister. Verwiesen wird allerdings darauf, dass heute schon tausende Lehrer ohne größere Probleme wechseln konnten. Exakte Zahlen gibt es dazu allerdings nicht, nur Schätzungen. Die Kultusministerkonferenz geht davon aus, dass jährlich etwa 6000 bis 9000 Bewerber nach erfolgreichem Studienabschluss den Vorbereitungsdienst in einem anderen Bundesland antreten – häufig weil im Heimatland die Kapazitäten begrenzt und die Wartezeiten zu lang sind. Doch eingeräumt wird auch, dass allein im Schuljahr 2011/2012 bei etwa 700 Bewerbern der gewünschte Sprung über die Landesgrenze an den bürokratischen Hürden gescheitert ist. KARL-HEINZ REITH, dpa

(7.3.2013)

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