Stolz statt fröhlich: Studie zeigt, wie Frauen führungsstark wahrgenommen werden

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MÜNCHEN. Frauen werden als führungsbereiter wahrgenommen, wenn sie Stolz auf ihre eigene Leistung zeigen. Wirken sie hingegen fröhlich, wird ihnen weniger Führungswille zugetraut als ähnlich emotionalen Männern. 

Dies ist eines der ersten Ergebnisse eines langfristigen Forschungsprojekts, bei dem Wirtschaftswissenschaftlerinnen der Technischen Universität München (TUM) die Auswahl und Beurteilung von Führungskräften untersuchen. Dabei zeigte sich, dass selbst Frauen nach wie vor mehr Führungskraft von Männern erwarten. Im nächsten Schritt wollen die Forscherinnen Schulungen entwickeln, die bei einem vorurteilsfreien Personalmanagement helfen.

Sie müssen besser verhandeln, Netzwerke knüpfen, Karrierestrategien entwerfen – so lauten meist die Rezepte, mit denen mehr Frauen Führungspositionen erreichen sollen. „Doch diese Konzepte reichen nicht“, sagt Prof. Isabell Welpe vom Lehrstuhl für Strategie und Organisation der TUM. „Sie lassen die Stereotype außer Acht, die bei der Einschätzung von Spitzenpersonal im Unterbewusstsein eine entscheidende Rolle spielen: Führungskräfte sollen durchsetzungsstark, dominant und hart sein, Frauen gelten als ausgleichend, freundlich, sozial.“

Nur zwei Prozent der Deutschen verfügen über einen IQ von mehr als 130. Foto: orangeacid / flickr (CC BY-NC 2.0)
Frauen als Chefs haben es immer noch schwerer als Männer. Foto: orangeacid / flickr (CC BY-NC 2.0)

Wirtschaftswissenschaftlerinnen der TUM erforschen deshalb, welche Mechanismen bei der Auswahl und Beurteilung von Führungskräften in Wirtschaft und Wissenschaft wirken und wie Verzerrungen in der Wahrnehmung entgegengewirkt werden kann. Bei einer Tagung des Projekts stellten sie heute erste Ergebnisse vor.

In mehreren Studien stellten die Wissenschaftlerinnen zufällig ausgewählten Personen verschiedene Szenarien mit (potenziellen) Führungskräften und deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor. Anschließend fragten sie die Wahrnehmung und Erwartungshaltung der Testpersonen ab.

Verhalten von Männern und Frauen wird unterschiedlich beurteilt

Dabei zeigte sich, dass das gleiche Verhalten von Frauen und Männern in Führungspositionen unterschiedlich beurteilt wird: Bekamen Angestellte in einem Szenario eine Aufgabe übertragen, erwarteten die Testpersonen eine bessere Leistung, wenn ein Mann die Arbeit delegiert hatte.

In einem anderen Szenario gaben Vorgesetzte beim Delegieren von Aufgaben ihren Mitarbeitern mal mehr, mal weniger Entscheidungsfreiheit. Aus der Sicht der Mitarbeiter wünschten sich alle Testpersonen Führungskräfte, die mehr Freiheit lassen. Im Gegensatz zu den männlichen Testpersonen unterschieden Frauen allerdings nach dem Geschlecht der Bosse: Weibliche Vorgesetzte, die wenig delegierten, schnitten bei ihnen noch schlechter ab als männliche Chefs mit dem gleichen Verhalten.

„Männern in Führungspositionen wird nach wie vor mehr Durchsetzungsfähigkeit gegenüber ihren Mitarbeitern zugetraut“, sagt Prof. Isabell Welpe. „Überraschend ist, dass manche Stereotype gegenüber Frauen bei den Frauen selbst sogar ausgeprägter sind – wenn sie etwa einen dominanten Führungsstil bei Männern eher akzeptieren.“

Die Wissenschaftlerinnen haben aber auch Ansatzpunkte gefunden, wie Frauen Stereotype durchbrechen können:

Frühere Studien haben gezeigt: Wer als führungswillig gesehen wird, hat größere Chancen, tatsächlich auf eine Führungsposition gerufen zu werden. Dies bedeutet für Frauen einen Nachteil, da sie im Schnitt als weniger an Mitarbeiterführung interessiert wahrgenommen werden. Die Wissenschaftlerinnen der TUM untersuchten nun, welche Rolle dabei Emotionen spielen. Die Testpersonen sahen Szenarien, in denen Männer und Frauen fröhlich waren, Stolz auf die eigene Leistung oder aber keinerlei Emotionen zeigten. Diejenigen, die stolz wirkten, wurden als führungswilliger beurteilt. Dieser Effekt war deutlich stärker bei den gezeigten Frauen. „Vor allem fröhlich wirkenden Frauen wird wenig Führungswillen zugetraut“, sagt Welpe. „Umso größer ist die Wirkung, wenn sie Stolz zeigen.“

Aus ihren Erkenntnissen wollen die Wissenschaftlerinnen Schulungen entwickeln. Diese sollen Unternehmen und Wissenschaftsorganisationen helfen, Potenzial und Leistung von Frauen und Männern ohne Einfluss von Stereotypen zu beurteilen.

Am Projekt „Auswahl und Beurteilung von Führungskräften in Wissenschaft und Wirtschaft – wie unterscheiden sich Männer und Frauen?“ sind die beiden TUM-Lehrstühle für Strategie und Organisation (Prof. Isabell Welpe) sowie für Forschungs- und Wissenschaftsmanagement (Prof. Claudia Peus) beteiligt. Es wird gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung sowie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds der Europäischen Union. nin

(3.6.2013)

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Reinhard
10 Jahre zuvor

Ich stelle mir gerade vor, wie karrierewillige Frauen oder Männer diese Studien studieren und anschließend vor dem Spiegel die Verhaltensweisen trainieren, mit denen frau leichter eine Führungsposition erreicht …
Da ist mir meine Kollegin lieber – sie macht einfach nur ihre Arbeit gut und effektiv, so dass mann gern „unter“ ihr arbeitet.

Gerald
10 Jahre zuvor

Und für solche Studien wird Steuergeld ausgegeben?! Kein Wunder, dass manche Parteien kräftige Steuererhöhungen planen, denn dieser Fall von Unsinn hat sicher unzählige Brüder und Schwestern. Wer kann noch all die Studienergebnisse zählen, die ständig ins Haus flattern und oft sogar widersprüchlich sind.
Auch die Schule ist dauernd Anlass für Studien.
Haben diese über die Jahre eigentlich was gebracht außer Parteiprogramme zu unterfüttern und Akademikern Arbeit zu verschaffen?