Allen Ernstes: „Herr Professorin“ – den gibt’s jetzt auch an der Uni Potsdam

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POTSDAM. Mit der Universität Potsdam gibt es nunmehr eine zweite deutsche Hochschule, die bereit ist, sich im Namen der Gleichberechtigung lächerlich zu machen: Die Mitglieder des Senats (oder heißt es: Mitgliederinnen?) wollen in der Geschäftsordnung und anderen offiziellen Texten Männern und Frauen eine einheitliche Bezeichnung verpassen – eine weibliche. Angeblich aus reinem Pragmatismus.

Weiblich? Männlich? Was macht das schon? Der Komiker Barry Humphries alias Dame Edna. Foto: Eva Rinaldi / Wikimedia Commons(CC BY-SA 2.0)
Weiblich? Männlich? Was macht das schon? Der Komiker Barry Humphries alias Dame Edna. Foto: Eva Rinaldi / Wikimedia Commons(CC BY-SA 2.0)

An Hochschulen und anderen öffentlichen Einrichtungen wird seit Jahren mehr oder weniger krampfhaft versucht, die Geschlechter sprachlich gleichzustellen. Zu dem verordneten Neusprech (empfehlenswert dazu: Orwells „1984“), mit dem beide Geschlechter sprachlich gleichgestellt werden sollen, zählt das «Binnen-I», zum Beispiel in «ProfessorIn» oder die Neutralisierung der Geschlechter, wie etwa «Mitarbeitende» oder «Studierende».

Statt solch komplizierter Schreibweisen, die Männer und Frauen unter einen Hut bringen sollen, setzt nun auch der Senat der Universität Potsdam auf eine andere Variante. Männer und Frauen sollen in der neuen Geschäftsordnung künftig einheitlich weiblich bezeichnet werden. Eine weibliche (sic!) Uni-Sprecherin teilte mit, dass es einen entsprechenden Beschluss des Senats gegeben hat. Mit der Bezeichnung «Professorin» wäre dann künftig auch der männliche Hochschullehrer gemeint. Zuvor hatte die Universität Leipzig mit einem ähnlichen Beschluss für Schlagzeilen gesorgt. Dort soll die Universitätsverfassung umgeschrieben werden.

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Der Senat in Potsdam habe sich aus rein pragmatischen Gründen für die neue Schreibweise entschieden, sagte die männliche (sic!) stellvertretende Vorsitzende Fred Albrecht. Die durch die Genderisierung «verhunzelten» Texte sollten wieder besser lesbar sein. Hätte das Gremium sich aber nur für männliche Bezeichnungen entschieden, hätte es Ärger von Feministinnen gegeben, erklärte der Physiker (die Physikerin?). Bislang wird in der Geschäftsordnung versucht, mit Bezeichnungen wie «der/die Vorsitzende» oder «ein/eine Redner/in» beiden Geschlechtern gerecht zu werden. Sätze mit diesen Bezeichnungen seien nur schwer lesbar, sagte Albrecht. Was er nicht sagte: Dann bringt man doch lieber den Wissenschaftsstandort mit Realsatire in die Schlagzeilen. ANDREJ PRIBOSCHEK / mit Material der dpa

Zum Bericht: Debatte um verweiblichte Schreibweise: Hochschulverband rät zur Gelassenheit

 

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Philipp Klingler
10 Jahre zuvor

Lieber Herr Priboschek,

bitte recherchieren Sie vor dem Verfassen eines Artikels doch genauer: Die Empörung ist völlig fehl am Platze. Statt dem generischen Maskulinum soll zukünftig einfach nur das generische Femininum verwandt werden – so what?

Der Herr Professor wird im Seminar auch weiterhin Herr Professor bleiben. Einer Geschlechtsumwandlung muss sich niemand unterziehen – auch sprachlich nicht (weshalb Ihr ’sic!‘ falsch ist). Man kann sich gerne über die Verwendung nur einer Form streiten, aber bitte: nicht auf BILDzeitungsniveau.

Weiterlesen bei BILDblog.de: http://www.bildblog.de/49640/mein-lieber-frau-gesangsverein/

Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Universiität Potsdam
10 Jahre zuvor

Kein „Herr Professorin“ an der Universität Potsdam
Falschmeldung zur Genderproblematik

Entgegen anderslautender Presseberichte hat sich die Universität Potsdam keineswegs entschieden, künftig auf eine geschlechteradäquate Anrede und Funktionsbezeichnung ihrer Mitglieder zu verzichten. Auch im nächsten Semester wird es Professoren und Professorinnen, Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, einen Präsidenten und einen Vorsitzenden des Senats der Universität geben.

Herr Präsident, Frau Professorin, Herr Senator – an der Universität Potsdam wird wie eh und je eine dem Geschlecht entsprechende Anrede gepflegt. Anderslautende Darstellungen in der Presse sind falsch und wurden von der Universität mit Verwunderung zur Kenntnis genommen.
Der Senat der Universität Potsdam hat zu der angesprochenen Genderproblematik gar keinen Beschluss gefasst. Beschlossen wurde in der Juni-Sitzung vielmehr eine Neufassung der Geschäftsordnung des Senats. Hauptziel der Aktualisierung war, die Lesbarkeit ohne Hinzuziehung weiterer Papiere zu ermöglichen. Ebenfalls zur besseren Lesbarkeit wurden die Funktionen wie üblich einheitlich bezeichnet, wobei hier allerdings erstmals die weibliche Form gewählt wurde. Dies sollte vor dem Hintergrund der Geschlechterverhältnisse an deutschen Hochschulen allerdings kaum verwundern.
Diese schriftliche Variante einer geschlechtergerechten Sprache hat keine Auswirkungen auf die konkrete schriftliche und mündliche Bezeichnung und Anrede. Sie hat ebenso keine Verbindlichkeit für andere Schriftstücke, Satzungen und Geschäftsordnungen an der Universität Potsdam. Zum allgemeinen Verständnis: Der Senat ist das höchste Gremium einer Universität, in dem alle Statusgruppen vertreten sind und das in transparenten, demokratischen Abstimmungsprozessen die Belange der Mitglieder einer Universität verhandelt und vertritt. Eine Geschäftsordnung eines Gremiums ist die Zusammenfassung aller Verfahrensregelungen, nach denen Sitzungen und Versammlungen dieses Gremiums ablaufen. (Quelle: Wikipedia)

Eva
10 Jahre zuvor

Es soll eine „schriftliche Variante einer geschlechtergerechten Sprache“ sein, wenn nur weibliche Bezeichnungen genutzt werden? Das generische Maskulinum gehört zur deutschen Sprache. Wir alle gehen zum Bäcker, um Brötchen zu kaufen, oder zum Friseur, um die Haare schneiden zu lassen, und eine „Frau Doktor“ ist auch üblich – wohlwissend, dass es natürlich auch Bäckerinnen, Friseurinnen und Doktorinnen gibt. Wenn eine Hochschule, die keine Privatveranstaltung ist, plötzlich eine neue Sprachform erfindet, dann darf sie sich meiner Meinung nach nicht über eine kritische Berichterstattung wundern.

sofawolf
10 Jahre zuvor

Gott sei Dank!

Reinhard
10 Jahre zuvor

jede blamiert sich so gut sie kann.
Egal – wer will schon nach Potsdam ?!