Zwölf Stämme: „Weil wir sie lieben, versohlen wir ihnen den Hintern“

4

NÖRDLINGEN. Die Polizei hat 40 Kinder aus der umstrittenen Sekte «Zwölf Stämme» geholt. In einem Fall hob das Gericht jetzt den Sorgerechtsentzug auf – das betroffene Kind darf zu seinen Eltern zurück. Etliche Familien sollen inzwischen ins Ausland gezogen sein.

In einer schriftlichen Stellungnahme zu den Vorwürfen vor einem Jahr beschrieben sich die "Zwölf Stämme" als "offene und transparente Gemeinschaft, die keine Form von Kindesmisshandlung duldet." Foto: hekris / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)
In einer schriftlichen Stellungnahme zu den Vorwürfen vor einem Jahr beschrieben sich die „Zwölf Stämme“ als „offene und transparente Gemeinschaft, die keine Form von Kindesmisshandlung duldet.“ Foto: hekris / Flickr (CC BY-NC-SA 2.0)

Anfang September holte die Polizei 40 Kinder und Jugendliche nach Prügelvorwürfen aus der umstrittenen Glaubensgemeinschaft «Zwölf Stämme» – nun durfte ein drei Jahre altes Kind zu seinen Eltern zurück. Das Amtsgericht Ansbach sah in diesem Fall keine Gefährdung, da die Familie aus Lateinamerika lediglich bei der Sekte zu Besuch war. Wegen der anderen Kinder sei in den nächsten Tagen keine Entscheidung zu erwarten, teilte das Ansbacher Gericht am Montag mit. An diesem Mittwoch beginnen weitere Verfahren beim Amtsgericht Nördlingen.

Ehemalige Sektenmitglieder hatten berichtet, dass Buben und Mädchen bei der Sekte geschlagen werden. Auf gerichtliche Anordnung wurden die Kinder aus den zwei Gemeinschaften der «Zwölf Stämme» auf dem schwäbischen Gutshof Klosterzimmern in Deiningen (Landkreis Donau-Ries) und im mittelfränkischen Wörnitz (Kreis Ansbach) geholt und in Pflegefamilien gebracht.

Die Eltern fordern die Aufhebung des vorläufigen Sorgerechtsentzuges. Die beiden Gerichte wollen nun nicht nur die leiblichen Eltern anhören, sondern auch die Pflegefamilien. Dies werde etwa zwei Wochen dauern, erklärte die Ansbacher Amtsgerichtsdirektorin Gudrun Lehnberger. «Danach wird der Richter voraussichtlich entscheiden, ob die einstweiligen Anordnungen aufrechterhalten oder aufgehoben werden.»

Anzeige

Die insbesondere in den USA vertretene Sekte hat bereits mehrfach eingeräumt, dass Kinder in der Gemeinschaft gezüchtigt werden. Auch auf der englischsprachigen Internetseite der «Zwölf Stämme» wird das Schlagen der Kinder zugegeben. «Weil wir sie lieben, versohlen wir ihnen den Hintern», heißt es dort. (Hier geht es zu der Seite.)

Das bayerische Kultusministerium hatte im Sommer auch die Privatschule der «Zwölf Stämme» in Klosterzimmern geschlossen. Die Schule war der Sekte einst genehmigt worden, weil sich die Glaubensgemeinschaft trotz Schulpflicht weigerte, ihre Kinder in öffentliche Schulen zu schicken. Nach Medienberichten sollen einige Familien inzwischen ins Ausland gezogen sein, um sich dem Zugriff der deutschen Behörden zu entziehen.

Wie der «Spiegel» berichtet, sollen Anhänger der Sekte zuletzt auch in Dolchau in Sachsen-Anhalt gelebt haben. Vor einigen Tagen seien die Kinder nach Tschechien gebracht worden, auf einen Bauernhof in der Nähe Prags. Bereits im Juni hatte auch die «Augsburger Allgemeine» berichtet, dass seit Jahresanfang etliche Familien mit ihren Kindern aus Bayern nach Frankreich und Tschechien gezogen seien. dpa

Zum Bericht: «Zwölf Stämme» dürfen keine neue Schule eröffnen

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

4 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
wolfgang Herweg
10 Jahre zuvor

Kommentar und offener Brief zur Situation Klosterzimmern
Deutschland im September 2013 WH

Bedrückung und Trauer liegen über der Landschaft nahe der schwäbischen Alb.– Betroffenheit seitens der Menschen von Klosterzimmern, Unmut und Unverständnis seitens der Anwohner
in der Umgebung.
Wie kann das sein, dass liebenswürdige Freundlichkeit, gelebte Gastlichkeit und menschliche Nähe solch unwürdiger Lieblosigkeit und elterlicher Grobheit gegenüber- noch dazu den eigenen Kindern- fähig sein soll !!??
Mir als betroffenem Vater, unsere 15 jährige Tochter lebte dort mit mir für 2 Wochen als Gast und dann alleine noch einmal für eine Woche, kocht das Blut,- drei Tage habe ich soeben den Hof verlassen- als ich das Vorgehen der staatl. Behörden in unnachahmlicher beinahe SS Manier und dazu noch teils ungesetzlich gegen die Kinder – und selbst die Kleinsten- und Ihre Eltern nacherleben darf. Dann noch- inzwischen bin ich wieder vorort- das infame Spionagewerk eines incognito“ Reporterhelden“ ( undercover genannt) im Fernsehen über RTL mitanschauen muß.
Das alles erinnert mich sehr an vergangene Zeiten des 3 Reiches und die Folgezeit, in der unsere deutschen Brüder im Osten das unter-drückerische Reglement eines angebl. Sozialstaates erleiden mussten.

Wir hier in Westdeutschland scheinen wenig dazu gelernt zu haben.
Nicht, dass unseren im Grundgesetz verankerten Elternrechten nach christlich, biblischer Übereinstimmung nun ein unbewährtes staatliches Erziehungssystem nach den Normen – so muß es erscheinen – gesellschaftlicher Randerscheinungen, wie Homosexuellen und ähnl. Gruppierungen, vor die Nase gesetzt werden soll, nein, noch dazu wird in Familien herumgefuchtelt, deren Kinder eigentlich vorbildlich sind, was Gesundheit, IQ, Bildung, Umgang und Verhalten ihren Eltern gegenüber und auch draußen in der Gesell-schaft betrifft.
Haben wir so wenig Unterscheidungsvermögen oder sind es nur Einzelne, die sich von einer Gerüchteküche und den diskriminie-

S2
renden, sensationssüchtigen, geilen Machenschaften der herrschenden Medien verführt und verrückt machen lassen.
Diese staatliche Vorgehensweise betrifft ja nur derzeit die Gruppe in Klosterzimmern. Sie sind also nicht die Einzigen, die von solchem Vorgehen seitens der Behörden erschüttert, geschockt und
und in eine tiefe Verzweiflung gestoßen werden.
Sieht die Staatsraison nun ihre Aufgabe in „Bewahren vor Schlimmerem“ mit Mitteln der Macht oder verschleiert sie eigentlich ihre Unfähigkeit wirklich helfen zu können oder zu wollen.
Fakt ist, dass dieses Verhalten, besser Gebaren, dem Wunsche eines wachsenden Deutschlands mit eigenen Kíndern mehr als im Wege steht. Die Ratlosigkeit einer Obrigkeit d. h. das nicht Können beweißt sich in den derzeitigen schulischen Zuständen, die mehr sind als ein Zeugnis dieser in Unfähigkeit und Ratlosigkeit begründeten Raison in Manier eines Möchtegern-Staates. Muß man dazu mehr als hinschauen, wenn die Listen mit Ritalin und anderen Opiaten nahestehenden und verwendeten „Medikamenten“ im Klassenzimmer unserer damit verseuchten Kinder offiziell hängen.
Auch zeugt das „Antiprügel-Gesetz“ von 2000 von einer bis dato noch wenig geahnten Ratlosigkeit in unserem Behördenstaat . Anstelle einer greifenden, erprobten und bewährten, dabei liebevoll abgrenzenden Bestrafungsregelung zu folgen , um den rechten Weg seitens des Erziehungszieles gerecht zu werden, schüttet man das Kind mit dem Bade aus in diesem Gesetzes-Akt unter dem Mantel der Verantwortlichkeit.
Die Verrohung unserer Jugend hier Taktlosigkeit und mangelndes Benehmen, die sie jeden Tag in den Bussen beobachten können, wenn Schüler nach Haus kutschiert werden, ich habe dazu viel Gelegenheit gehabt: die Rücksichtslosigkeit jugendlicher Autofahrer im Verkehr oder auch Fußgängern gegenüber nimmt ständig zu.
Aber sprechen wir nicht nur von der jungen Generation: hat der Staat nicht Möglichkeit und Einfluss auf die Medien, um zunehmender kriminellen Energie, Not und Angst unter den Menschen, die durch Kriminalfilmprogramme angeheizt und vergrößert werden,

S3
entgegenzutreten. Diese Programme beherrschen zu 90 Prozent beinahe unser gesamtes Fernsehprogramm. Die Gewaltverherrlichung in Kinofilmen dazu: sind das die Vorlagen für die Vorbilder der Jugend? Es scheint wirklich so. Dabei räumen die Fernsehanstalten in ihren eigenen Beiträgen durch Fachleute dies selber ein, und Mahnungen zu rascher Veränderung und Reformierung sind nicht selten.
Es gibt also diese Einsichten und Vorbilder dazu. Was hat antiautoritäre Erziehung mit Disziplin zu tun? Nichts. Eher das Gegenteil und wohin das führt kann unschwer erkannt werden.
Warum wird nicht Einsicht und Anschauung z. Bspl. einer Maria Montessori zum Pilotprojekt in deutschen Schulen gemacht, wo Achtsamkeit – wohl ein Fremdwort für behördliche Erziehungsträger- zur obersten Maxime erhoben wird. Außerdem steckt hinter diesem Erziehungs-system, der wichtigste und tiefste Sinn unseres westlichen Kulturgutes: die christliche NÄCHSTENLIEBE
Sollten wir solches für uns vor lauter Konsumbedürfnis und Luxusverlangen vergessen, oder übersehen haben?
Auch jetzt ist das Unterscheidungsvermögen der Einzelnen gefragt, nur dann kann die Einsicht und das Handeln von Vielen etwas ändern. Sind Sie der wichtige Einzelne, unseren Kahn umzuschwenken, denn schließlich sitzen wir alle im gleichen Boot. Kommt nicht bald Besserung in Sicht wird unser Schiff stranden und die Folgen ….
Müssen Eltern erst darum Bangen , Ihre Kinder jemals wiederzubekommen, müssen Kinder in Schockzustand versetzt werden, um dann mit ihren Aussagen vor den Richtern die besten Kämpfer sprich. die eigenen Anwälte für Recht und Ehrlichkeit
und Vergebung zu werden.
Beenden sie diese Farce, sodass Vernunft und Ordnung einkehren
und Unmöglichkeiten eines vermeintlich: rechtlosen Wildwest-Scenarios der Vergangenheit angehören.

Regina
10 Jahre zuvor

Es ist gut, die Geschehnisse auch mal aus anderer Sicht mitzubekommen. Die mediale Berichterstattung (nicht nur in diesem Fall) wird immer eintöniger und gleichlautender, so als schriebe einer vom anderen ab oder als beherrsche eine Clique die Presselandschaft.

John
10 Jahre zuvor

Hallo,
muss leider sagen ist schwierig, habe dort lange gelebt, Medien einsetige Berichtersattung – teilweise, aber die Erziehungsmethoden sind mangelhaft bis grausam, die Darstellung unser gesellschaft – leider zutreffend, ich bin froh das mein Kind das in der Gemeinschaft nicht erleben muss. Ich bin bestimmt kein Kuschelpädagoge aber was den Kindern dort wiederfährt ist übel – nicht nur die Schläge ( sind das kleinste übel) – kenne einige bekennende Christen, auch solche die Züchtigung nicht ablehnen aber deren Kinder sind glücklich

Rüdiger
7 Monate zuvor

Meine Mutter war in keiner Sekte und ich habe dennoch in meiner Kindheit anständig meinen nackten Hintern versohlt gekriegt, aber wie!
Hab anständig gekriegt von ihr!