DÜSSELDORF. Wer eingeschult wird, soll gut Deutsch können. Das Ziel ist klar. Umstritten ist, wie die Kleinkinder identifiziert werden können, die Förderbedarf haben. NRW will die Sprachtests für Vierjährige reformieren – nur wenige Tage, nachdem eine Studie den meisten der verschiedenen in den Bundesländern eingesetzten Sprachtests gravierende Mängel attestiert hatte.
Die Koalition in Düsseldorf will weg von punktuellen Tests. Stattdessen soll die sprachliche Entwicklung in den Kindergärten durchgängig beobachtet und dokumentiert werden. «Sprachliche Bildung geschieht im Alltag», heißt ein gemeinsamer Antrag, den die Landtagsfraktionen von SPD und Grünen in Düsseldorf beschlossen haben.
Das Verfahren soll künftig nicht mehr von Grundschullehrern durchgeführt werden, sondern von entsprechend geschulten und den Kindern vertrauten Erziehern. Auch die finanziellen Fördermittel sollen dementsprechend in die Kindergärten umgelenkt werden. Eine vor einer Woche veröffentlichte Studie hatte ergeben, dass die meisten Sprachtests für Vierjährige mangelhaft sind.
2007 hatte die damalige schwarz-gelbe Landesregierung in NRW die bundesweit ersten Sprachtests für alle Vierjährigen verpflichtend eingeführt. In der Folge hatte es anhaltende Zweifel an der Aussagekraft der Tests gegeben. Schüchterne Kinder verstummten teilweise vor ihnen unbekannten Grundschullehrern.
Nach Angaben des Schulministeriums wurde bei 20 bis 25 Prozent der Vierjährigen Förderbedarf festgestellt. Dabei geht es nicht darum, ob Kinder lispeln oder andere logopädische Probleme haben, sondern darum, ob sie die deutsche Sprache altersgemäß gebrauchen. Vor allem Kinder aus Zuwandererfamilien sollen bei Bedarf gefördert werden, damit sie bis zur Einschulung Deutsch beherrschen.
Auch hier sieht die Koalition aber Defizite des bisherigen Sprachtests «Delfin 4». Das Verfahren setze bei Vierjährigen zu spät an und die Herkunftssprache von Kindern aus Zuwandererfamilien werde nicht gefördert, obwohl Zweisprachigkeit Zukunftschancen biete, heißt es im Antrag von SPD und Grünen.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft begrüßte die geplante Reform. Für Diagnose und wirksame Förderung benötigten die Kindergärten aber ausreichende Ressourcen und qualifiziertes Personal, betonte die Landesvorsitzende, Dorothea Schäfer, in einer Mitteilung.
Die CDU-Opposition bezeichnete die Pläne als «übereilten Schnellschuss». Schließlich hätten Bund und Länder bereits vereinbart, die Sprachstandsdiagnostik gründlich zu überprüfen, stellte der kinderpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Bernhard Tenhumberg, fest. Mit Ergebnissen sei aber nicht vor 2018 zu rechnen, argumentieren SPD und Grüne in ihrem Antrag. Solange könne NRW nicht auf Verbesserungen warten. dpa
Zum Bericht: Studie: Sprachtests für Kindergartenkinder oft schlecht – in Bayern am schlechtesten
Der Satz “…soll die sprachliche Entwicklung in den Kindergärten durchgängig beobachtet und dokumentiert werden.” erregt mein Misstrauen. Das riecht nach viiieel Arbeit.