Tierparks bekommen immer mehr Fundtiere – Einrichtungen sind überfordert

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NEUSTRELITZ. Kleine Igel, Möwen, Vögel – immer mehr dieser Tiere landen in Zoos. Seit Jahren fordern sie Quarantänestationen, um ihre eigenen Tiere vor Krankheiten zu schützen. Eine Lösung gibt es bisher nicht, das Land Mecklenburg-Vorpommern will aber helfen.

Die Zoos in Mecklenburg-Vorpommern nehmen immer mehr verletzte und hilflose Wildtiere auf, müssen aber weiter auf finanzielle Hilfe des Landes für nötige Auffangstationen warten. «Es sind schon mehr als 2000 Tiere jährlich, bald werden es 3000 Fundtiere sein», sagte der Vorsitzende des Landeszooverbandes, Udo Nagel, am Freitag auf der Jahrestagung des Verbandes in Neustrelitz.

Immer häufiger brächten Urlauber Jungtiere wie Rehkitze und Igel, die oft gar nicht verwaist seien. Ein Sprecher des Schweriner Umweltministeriums hatte angekündigt, dass 2014/2015 rund 30 000 Euro eingeplant sein. Eine schon länger geplante Richtlinie war durch ein Veto des Landesrechnungshofes blockiert worden.

30 000 Euro für zwei Jahre, das reiche lange nicht, beklagte Verbandschef Nagel. Das Problem werde seit Jahren diskutiert. Er rechne damit, dass nach Güstrow und Ueckermünde weitere Zoos dann Aufnahmestopps verhängten. Die tierschutzpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Katharina Feike, erklärte in Schwerin, dass die Regierungsfraktionen weitere 30 000 Euro für 2014/2015 – insgesamt also 60 000 Euro – für die Zoos vorgesehen haben, um Belastungen durch Fundtiere zu reduzieren. Das müsse vom Landtag am 11. Dezember aber noch beschlossen werden.

Quarantänestationen für verletzte und hilflose Wildtiere seien nötig, um nicht die eigenen Zootiere durch Tierseuchen zu gefährden, erklärte der Leiter des Tierparks Stralsund, Christoph Langner. Auch exotische Tierarten wie Kornnattern, Schildkröten und Bartagamen, eine Echsenart, würden immer öfter in Tiergärten abgegeben. Etwa die Hälfte aller Fundtiere sind Vögel. So wurde in Stralsund gerade eine 34 Jahre alte Silbermöwe und ein Wespenbussard abgegeben.

Die Hälfte der Fundtiere sind Vögel wie etwa Silbermöwen (Foto: Aiwok/Wikimedia CC BY-SA 1.0)
Die Hälfte der Fundtiere sind Vögel wie etwa Silbermöwen. (Foto: Aiwok/Wikimedia CC BY-SA 1.0)

Zu den Quarantäneproblem kommen Pflege- und Unterhaltungskosten. «Außerdem fehlen uns die Möglichkeiten, die Tiere auf das Auswildern vorzubereiten», erklärte Langner, der selbst Tierarzt ist. Auch der Tierschutzverband im Nordosten unterstützt die Quarantäne-Neubaupläne.

Insgesamt bleiben die Zoos im Nordosten «regionale Wirtschaftszentren», sagte Hans-Joachim Schreiber, zuständiger Abteilungsleiter im Schweriner Umweltministerium. Jährlich kommen rund drei Millionen Gäste in die mehr als 20 Tiergärten und Natur-Infozentren, zu denen auch das Ozeaneum in Stralsund gehört. Rund 800 Menschen arbeiteten in diesen Einrichtungen.

Schreiber forderte die Tiergärten auf, vor allem die Bildungsarbeit – zusammen mit den Schulen – zu verstärken. Kinder zu einer positiven Grundeinstellung zur Natur zu erziehen, sei eine Hauptlegitimation der Zoos. Das Schweriner Bildungsministerium finanziert nach eigenen Angaben jährlich Unterrichtsstunden von Lehrern im Wert von rund 600 000 Euro. Laut Verband besuchen jährlich 60 000 Kinder die Zooschulen und Natur-Infozentren für solchen Unterricht. Winfried Wagner/dpa

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