PISA auf einen Blick: Die wichtigsten Fakten zur Studie

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BERLIN. Seit dem Schock über das miserable deutsche Abschneiden beim ersten Pisa-Test im Jahr 2000 sehnen sich die Kultusminister nach Erfolgen. Mit der Präsentation jeder neuen Untersuchung beschwören sie den deutschen PISA-Aufstieg. Doch der ist beschwerlich und braucht Zeit. Die Schulleistungen sind heute zwar besser. Doch die seit Jahrzehnten bekannten sozialen Probleme sind immer noch nicht gelöst: die mangelnde Förderung von Schülern aus bildungsarmen Elternhäusern und aus Migrantenfamilien.

Geht es mit der deutschen Schule nun aufwärts oder nicht?

Ja, es geht langsam aufwärts – vor allem wenn man die Leistungen mit dem ersten PISA-Test aus dem Jahr 2000 vergleicht. In Mathematik und auch im Lesen/Textverständnis sind die 15-Jährigen in Deutschland im Schnitt heute mit ihrem Wissensstand und Lernfortschritt ein halbes Schuljahr weiter als noch im Jahr 2000. In Naturwissenschaften ist es sogar ein ganzes Schuljahr. Aber in dieser Disziplin waren die Schüler in Deutschland ohnehin nie so schlecht.

Wie sieht es mit dem Pisa-Schwerpunkt Mathematik diesmal aus?

Zwischen dem vorletzten Test 2009 und der jüngsten Untersuchung 2012 kletterte die durchschnittliche Mathe-Leistungspunktzahl von 513 auf 514. Das ist wegen der statistischen Fehlertoleranz völlig unbedeutend. Man kann mit Blick auf die vergangenen drei Jahre also auch von Stagnation sprechen oder davon – wenn man es freundlicher formulieren will -, dass sich die deutschen Schüler im Mittelfeld behaupten konnten.

Wie kann man die deutsche Mathe-Platzierung einordnen?

Weltweit wird in Mathematik im Schnitt der 65 Staaten ein PISA-Mittelwert von 494 Punkten erzielt. In den PISA-Siegerländern – voran den asiatischen Regionen Shanghai, Singapur, Hongkong, Taipeh – sind die 15-Jährigen den Gleichaltrigen in Deutschland um zwei bis drei Schuljahre voraus. Die Schüler in der Bundesrepublik wiederum sind ihren Altersgenossen aus den schwächsten PISA-Ländern – wie Peru, Indonesien, Katar und Kolumbien – gut vier Jahre voraus. International gibt es also ein extremes Leistungsgefälle.

Wie hat sich die deutsche Platzierung entwickelt?

Experten warnen davor, allein nur nach den Tabellenplätzen zu schauen. Zum einen gibt es Staaten, die mit ihren Mittelwerten sehr dicht beieinander liegen. Zum anderen: Bei den ersten beiden Pisa-Untersuchungen 2000 und 2003 nahmen rund 40 Staaten teil, 2009 und 2012 waren es 65. Das verzerrt natürlich auch statistisch den Vergleich.

Hat sich denn bei den Risiko-Schülern nichts verbessert ?

Doch. Die bessere deutsche Gesamtleistung wird vor allem auf Verbesserungen in den unteren Leistungsgruppen zurückgeführt. 2000 konnte mehr als jeder fünfte 15-Jährige in Deutschland nur allereinfachste Texte verstehen. Heute sind dies nur noch 14 Prozent. Gleichwohl gibt es noch immer 17,7 Prozent äußerst schwache Rechner (2000: 22 Prozent). Diese Leistungen reichen für eine Berufsausbildung heute nicht mehr aus, und die Wirtschaft klagt zu Recht darüber. Dagegen ist der Anteil der Spitzen-Rechner mit 17 Prozent über die Jahre hinweg nahezu konstant.

Wie sieht es mit der sozialen Förderung aus?

Schüler aus sozial bessergestellten Familien haben gegenüber Gleichaltrigen aus armen Elternhäusern in Mathematik im Schnitt einen Leistungsvorsprung von 43 Punkten – was fast eineinhalb Schuljahre entspricht. Schülern mit Migrationshintergrund hinken mit ihrem Kenntnisrückstand gegenüber Gleichaltrigen mit deutscher Herkunft im Schnitt sogar fast zwei Schuljahre hinterher. Zwar gibt es auch hier Verbesserungen. Aber diese «soziale Schere» schließt sich nur äußerst langsam.

Was fördert PISA noch zutage?

Schüler in Deutschland erscheinen im Schnitt pünktlicher zum Unterricht als Gleichaltrige in anderen Ländern. Auch gibt es hierzulande weniger Schulschwänzer. 70 Prozent finden, dass in ihrer Schule «alles sehr gut läuft». Allerdings sind die Klagen über mangelnde Disziplin von Mitschülern gestiegen. 66 Prozent der Schüler in Deutschland schätzen ihre Lehrer als «hilfsbereit» ein. Im Ausland sind dies hingegen 82 Prozent.

Welche Schulleistungsstudien gibt es noch?

Die PISA-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) gilt als «Klassiker». Des weiteren gibt es noch die internationale IGLU-Grundschulstudie und die internationale TIMSS-Untersuchung mit den Schwerpunkten Mathematik und Naturwissenschaften – sowohl für die Grundschule als auch für die achten Klassen. Zudem gibt es seit 2009 innerdeutsche Untersuchungen, die von den Kultusministern beim ländereigenen Institut für die Qualitätsentwicklung des Bildungswesens (IQB) in Auftrag gegeben werden. Basis für diese Tests sind die neuen Bildungsstandards, die bundesweit beschreiben, was ein Schüler zum Abschluss einer bestimmten Jahrgangsstufe können soll.

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