BONN. Um die Chancengleichheit der Geschlechter in Wissenschaft und Forschung steht es weiterhin nicht zum Besten. Frauen in Hochschul-Spitzenpositionen sind trotz Fortschritten immer noch unterrepräsentiert. Das beklagt ein Bund-Länder-Gremium in einer Studie.
Frauen sind in Spitzenpositionen an den deutschen Hochschulen trotz Verbesserungen weiterhin zu wenig präsent. Zu dieser Einschätzung kommt ein in Bonn vorgestellter Bericht der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) zu Chancengleichheit in Wissenschaft und Forschung. Demnach stoßen Frauen im Wissenschaftsbetrieb immer noch an eine «gläserne Decke».
So nimmt dem Bericht zufolge der Anteil der Frauen in den höheren Besoldungsstufen für Professoren stetig ab. In der höchsten Besoldungsgruppe C4/W3 liegt der Frauenanteil bei 15,5 Prozent gegenüber 38,6 Prozent in der niedrigsten Gruppe W1.
Auch sind Professorinnen mit einem Anteil von 10,4 Prozent fast doppelt so oft teilzeitbeschäftigt wie ihre männlichen Kollegen. Sie sind außerdem wesentlich häufiger befristet angestellt. Während 24,3 Prozent der Professorinnen keinen dauerhaften Arbeitsvertrag haben, sind es bei den Männern nur 16,3 Prozent.
Der Gesamtanteil weiblicher Professoren an den Hochschulen legte in den vergangenen beiden Jahrzehnten unterdessen zu: Er lag 2011 bei 19,9 Prozent gegenüber 6,5 Prozent im Jahr 1992. Die weiterhin bestehende Unterrepräsentanz von Frauen an der Spitze der Wissenschaft sei nicht nur eine Frage der Chancengleichheit, sondern auch des «Kompetenzverlustes für die Forschung», so die GWK.
Vor diesem Hintergrund fordert die GWK «intensive Bemühungen» zur Förderung von Frauen in Wissenschaft und Forschung. Dazu bedürfe es flexibler Zielquoten und der Umsetzung der von der Deutschen Forschungsgesellschaft (DFG) bereits 2008 verabschiedeten Gleichstellungsstandards. Nach dem dort festgelegten Kaskadenmodell ergibt sich der Frauenanteil einer jeden wissenschaftlichen Karrierestufe durch den Anteil der Frauen auf der direkt darunter liegenden Qualifizierungsstufe.
In der GWK koordinieren Bund und Länder ihre überregionale Forschungsförderung und -politik. Ihre Mitglieder setzen sich aus dem Forschungs- und dem Finanzministerium der Bundesregierung und den zuständigen Ministerien der einzelnen Landesregierungen zusammen. dpa
Zum Bericht: Herr Professorin? Leipziger Uni-Verfassung nutzt nur noch weibliche Bezeichnungen
Quatsch! Frauen gewinnen nicht dadurch, dass sie heimlich als “Quotenfrauen” belächelt werden. Im Gegenteil, tüchtige Frauen geraten unter Verdacht, nur eine Spitzenposition einzunehmen, weil die Quote erfüllt werden musste.
Frauen sollten sich gegen die diskriminierende Frauenquote zur Wehr setzen.
Ich glaube auch, dass die Zeiten längst vorbei sind, in denen Frauen in der Berufswelt benachteiligt wurden. Heute ist doch jede Firma froh, wenn sie Frauen in Spitzenpositionen vorweisen kann. Das nützt dem Image und wird in den Medien gern erwähnt.
Quoten bringen Frauen nur unter den Generalverdacht, nicht durch Können, sondern durch Geschlecht in Spitzenpositionen gelangt zu sein.
Laut Absatz 2 scheint die Untersuchung Teilzeitbeschäftigung nicht als Errungenschaft und Zeichen einer selbstbestimmten Lebensgestaltung zu werten, sondern als Teil der “Unterrepräsentierung”.
Vermutlich stehen Teilzeitarbeitende unter dem Verdacht, heimlich im Haushalt zu arbeiten … ?
Sehr gut Reinhard!